Die Königsetappe hatte es in sich. Das Peloton war bereits 50 Kilometer vor dem Ziel in viele kleine Gruppen aufgeteilt, sodass am Ende nur noch zehn Fahrer für den Sieg infrage kamen. Das war von Anfang an das Ziel von Mathias Bregnhoj und seinem Team Leopard TOGT. „Wir wollten das Rennen schwer machen“, sagte der Däne, der sich am Freitagnachmittag aus dieser Spitzengruppe heraus auf dem 131,9 Kilometer langen Abschnitt durchsetzte. „Wir wussten, dass wenn es uns gelingt, das Rennen hart zu gestalten, wir auf dieser Etappe eines der stärksten Teams sein können“, erzählte Bregnhoj im Ziel. „Deswegen haben wir schon, als noch 50 Kilometer zu fahren waren, aufs Tempo gedrückt und das Loch gemacht. Ich glaube, wir haben das Rennen dann sehr gut gemanagt.“
Leopard drückt aufs Tempo
Nachdem das Peloton während der ersten 30 Kilometer noch zusammen geblieben war, hatte sich zunächst ein Trio bestehend aus dem Deutschen Jakob Geßner (Lotto-Kern Haus), dem Briten Robert Scott (Cross Team Legendre) und dem Italiener Riccardo Verza (Hrinkow Advarics) an der Spitze abgesetzt. Die Ausreißergruppe fuhr sich zwischenzeitlich sogar einen Vorsprung von maximal 3:15 Minuten auf das Peloton heraus. Als Leopard im Hauptfeld aufs Tempo drückte, war der Vorsprung dann aber schnell geschmolzen. Das Trio wurde auf den schwierigen Kilometern rund um Bourscheid schon 50 Kilometer vor dem Ziel wieder gestellt. Das Feld war durch die schweren Anstiege und das schnelle Tempo des Teams Leopard TOGT längst in mehrere Gruppen aufgesprengt worden.
Immer mehr Fahrer konnten die hohe Geschwindigkeit nicht mehr mitgehen und fielen zurück. Leopard wollte die Spitzengruppe aber weiter verkleinern. „Wir wollten nach der ersten Passage in Bourscheid das Feld weiter splitten. Wir wussten, dass eine Gruppe nicht weit hinter uns fuhr – es ist uns aber nicht wirklich gelungen, unseren Vorsprung weiter zu vergrößern. Deswegen haben wir in der letzten Runde entschieden, einfach immer weiter zu attackieren.“
Die erste Gruppe hatte schließlich fünf Kilometer vor dem Ziel einen Vorsprung von einer Minute und machte den Sieg unter sich aus. „Ich wollte es nicht im letzten Anstieg versuchen, sondern so lange wie möglich warten. Dann wurden ein paar Fahrer nervös und attackierten zu früh. Ich habe sie 400 Meter vor dem Ziel überholt und einfach nur noch Vollgas gegeben“, resümierte Bregnhoj die Schlussphase der Etappe.
Zweiter in Bourscheid wurde der Slowene Jaka Primozic (Hrinkow Advarics) mit zwei Sekunden Rückstand. Auch der niederländische Gesamtführende, Pim Ronhaar (Baloise-Trek Lions), fuhr bis zum Schluss an der Spitze des Rennens mit und verteidigte mit dem dritten Platz auf der zweiten Etappe sein Leadertrikot. „Es war eine sehr harte Etappe. Am Anfang war es noch einfach, dann hat Leopard das Tempo ziemlich früh stark verschärft. Ich hatte fast die erste Gruppe verpasst. Es ist uns aber gelungen, das Loch zuzufahren, und ich habe auf dem Schlusscircuit wieder zur Spitzengruppe aufgeschlossen“, fasste Ronhaar zusammen: „Leopard hat weiter attackiert, ich selbst hatte keinen Teamkollegen mehr an meiner Seite und musste auf dem letzten Kilometer zocken. Am Ende war Bregnhoj schlauer. Ich konnte aber auf den dritten Platz sprinten. Das ist ganz o.k.“, blickte Ronhaar auf eine schwierige Etappe zurück.
Wenzel bester Luxemburger
Als bester Luxemburger überquerte Mats Wenzel die Ziellinie als 14. mit 32 Sekunden Rückstand. Mit seinem Sieg auf der zweiten Etappe hat sich Bregnhoj in der Gesamtwertung um 23 Plätze auf den siebten Rang verbessert. Er hat vor dem Abschlusswochenende einen Rückstand von elf Sekunden auf Ronhaar – und das Leadertrikot ins Auge gefasst. Zwei Etappenrennen hat der Däne in diesem Jahr schon für sich entscheiden können (Circuit des Ardennes und Olympia’s Tour). „Ich komme weiter an den Leader ran und es sind noch zwei schwere Etappen. Ich glaube aber nicht, dass es uns morgen gelingen wird, wieder zu überraschen und die Etappe so zu gestalten wie heute. Die Leute kennen jetzt unsere Stärke“, so der 27-Jährige. „Wir werden sicherlich versuchen, das Leaderjersey anzugreifen. Noch hat es Trek Baloise und die müssen ihre Arbeit machen.“
Nachdem es Ronhaar gelungen ist, das Schwarze Trikot auf der Königsetappe zu verteidigen, beginnt auch der Niederländer an den Gesamtsieg zu denken. „Natürlich will ich das Trikot jetzt bis zum Schluss tragen. Heute (Freitag) lautete mein Plan, nicht zu viel Zeit zu verlieren. Das ist mir gelungen. Ich habe nur zwei Sekunden auf Bregnhoj verloren. Die nächsten beiden Etappen werden aber noch einmal richtig hart“, so Ronhaar. Besonders der Abschnitt am Samstag mit dem Col de l’Europe in Differdingen habe es in sich. „Noch habe ich das Rennen nicht gewonnen. Wir haben aber ein starkes Team und wir werden alles daransetzen, das Trikot zu behalten.“
Der 21-jährige Rohnhaar nimmt einen knappen Vorsprung von drei Sekunden auf den Franzosen Antoine Huby (Vendée U) und acht Sekunden auf Marton Dina (Ungarn/ATT Investments) mit in das Schlusswochenende.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können