Faschingsumzüge weiter nördlich im europäischen Raum haben einen ganz ähnlichen Ursprung. Der schöne Titel „Rauhnächte“ verweist wiederum auf jene eisig-dunklen Tage zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar (Dreikönigstag), in denen das alte Jahr endet und das neue beginnt. Alte Sagen vermelden in dieser Zeit zwischen den Jahren ein vermehrtes Aufkommen an allerlei Spuk und bösen Geistern, und diese Geschichten dürfen wohl als eigentliche Inspirationsquelle von Ulrike Gerold und Wolfram Hänels Roman angesehen werden, wobei unklar bleibt, auf welche Überlieferungen im Einzelnen Bezug genommen wird.
Fest steht, dass es sich bei „Rauhnächte“ um eine Mischung aus Mystery- und Kriminalroman handelt, der mit gleich zwei Verbrechensserien aufwartet. Zum einen geht es um das regelmäßige Verschwinden von Frauen in den bereits genannten Rauhnächten, die später völlig verstört und seelisch zerrüttet wieder auftauchen. Zum anderen fallen mehrere Touristen höchst dubiosen Unfällen zum Opfer.
Aufgemacht wird die Story mit Lisa, die kurz nach Weihnachten zurück in ihre alte Heimat kommt, um sich mit ihren Großeltern auszusöhnen, mehr aber noch, um der Frage nachzugehen, weshalb ihre Familie von derartigen Schicksalsschlägen getroffen wurde. Sowohl Schwester wie Vater verunglückten tödlich, die Mutter starb vor Gram. Überhaupt scheint die ganze Gegend von „so viel Tod, so viel Elend“ gezeichnet. Dann wird wieder ein Tourist tot aufgefunden. Und wie der Zufall so spielt, spaziert Lisa nicht nur genau zum richtigen Zeitpunkt am Unfall- bzw. Tatort vorbei, sondern war schon mal mit dem „Kriminaler“ intim, der aus Salzburg herbeigerufen wurde, um die Ermittlungen voranzutreiben. Dass dieser sich mit Lisa zusammentut, um die dunklen Geheimnisse in der fiktiven Ortschaft Oberalmdorf aufzuklären, mag weniger verwundern als das gelegentlich verstolperte Timing in dem ansonsten handwerklich solide gemachten Thriller.
(thk)
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