Die Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens haben sich seit den 60er Jahren stark verändert. Zu dieser Zeit war das klassische Lebensmodell der heterosexuellen Familie, also Vater, Mutter und Kind oder Kinder, die Standardversion einer Familie. Nach und nach fanden auch alleinerziehende Mütter oder Väter, Paare, die sich bewusst gegen Kinder entschieden haben, oder auch Patchwork-Familien ihre Akzeptanz und Anerkennung in unserer Gesellschaft. All diese Veränderungen haben dazu geführt, dass auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften bejaht und anerkannt werden. In Luxemburg können gleichgeschlechtliche Paare seit 2004 in einer eingetragenen Partnerschaft leben. Seit dem 1. Januar 2015 dürfen Homosexuelle auch heiraten. Gleichzeitig wurde auch das Adoptionsgesetz erweitert und seitdem ist es in Luxemburg möglich, dass gleichgeschlechtliche Paare ein Kind adoptieren.
Klassische Geschlechterrollen noch präsent
Die gesellschaftlichen Änderungen zur Option der Homoehe einschließlich des geänderten Adoptionsrechts, die von der Politik vorgegeben wurden, sind in der Gesellschaft oft noch mit Vorurteilen behaftet. Die klassische Geschlechterrolle ist in den Köpfen vieler Menschen häufig noch verankert, mit der traditionellen Aufgabe des Mannes, Geld zu verdienen, und der Frau, sich um Haushalt und Kinder zu kümmern.
In Diskussionen um Regenbogenfamilien sehen Kritiker ihr Hauptargument in der Sorge um die Entwicklung der Kinder. Klassische Rollenbilder und deren Werte sind nicht mehr vorhanden. Sie befürchten, dass ein gleichgeschlechtliches Paar Kindern kein ihrer Entwicklung förderliches Klima bieten könne. Nur in einer Familie mit Mutter und Vater könne sich ihrer Auffassung nach ein Kind voll entwickeln. An eine Homoehe, in der auch die Kindererziehung optimal funktioniert und die Kinder sich sogar besonders gut entwickeln – vielleicht sogar besser als in dem klassischen Familienmodell –, denken viele bei dem Wort Regenbogenfamilie nicht.
Langzeitstudie zu US-Regenbogenfamilien
Zu umfangreichen Ergebnissen kam insbesondere eine US-amerikanische Langzeitstudie aus dem Jahr 2012. 70 leibliche Mütter und ihre 70 Co-Mütter wurden über 17 Jahre von den Wissenschaftlern begleitet. Zum ersten Untersuchungszeitpunkt im Jahr 1995 waren die biologischen Mütter schwanger und berichteten, dass sie wegen der möglichen Stigmatisierung ihrer Kinder besorgt seien. Als Bewältigungsstrategien planten die weiblichen Elternpaare, offen mit ihrer sexuellen Orientierung umzugehen, die Kinder altersgemäß aufzuklären und sie im Umgang mit Vorurteilen zu schulen. Als die Kinder zwei Jahre alt waren, berichteten einige Mütter über erste Homophobieerfahrungen. Diese hatten sie vor allem im Gesundheitswesen und bei der Suche nach einer Betreuungseinrichtung bemerkt.
In der Altersstufe von fünf Jahren besuchte die Hälfte der Kinder Einrichtungen, in denen auch andere Kinder lesbischer Elternpaare waren. Dabei hatte ein Fünftel der befragten Kinder erste eigene Erfahrungen mit Homophobie durch andere Kinder oder Betreuungspersonen gemacht. Doch trotz dieser Erlebnisse wurde festgestellt, dass sowohl die Kinder als auch die Eltern einen guten psychischen und physischen Gesundheitszustand aufwiesen. Aus den Regenbogenfamilien wurde berichtet, dass ein Großteil der Co-Mütter zu ihren nichtleiblichen Kindern eine ebenso enge Bindung empfanden wie ihre biologischen Mütter.
Als die Kinder 10 Jahre alt waren, berichtete fast die Hälfte von ihnen in einem Interview, dass sie von anderen Kindern aufgrund der sexuellen Orientierung ihrer Eltern diskriminiert würden. Weiterhin fühlten sie sich auch von den Lehrkräften nicht ausreichend geschützt und unterstützt. Trotzdem zeigten die Kinder kaum psychosoziale Auffälligkeiten. Es erwies sich, dass es den Kindern deutlich besser ging, die an Schulen unterrichtet wurden, an denen Homosexualität Teil des Lehrplans war.
Deutliche Unterschiede im Alter von 17 Jahren
Am Ende der Studie – die Jugendlichen hatten inzwischen ein Alter von 17 Jahren erreicht – zeigte sich Überraschendes: Die Kinder lesbischer Eltern erzielten seitens der Wissenschaftler eine signifikant bessere Einschätzung von sozialer und schulischer Kompetenz. Kinder dieser Altersstufe, die aus einem traditionellen Familienmodell kamen, zeigten ein aggressiveres Verhalten und eine höhere Neigung zur Regelverletzung als die untersuchten Kinder der Regenbogeneltern. Und dies, obwohl die Hälfte der jugendlichen Teilnehmer Erfahrungen mit homophober Stigmatisierung im Schulkontext erfahren hat. Zur Bewältigung dieser negativen Erfahrungen wandten die Jugendlichen häufiger positive Strategien mit optimistischer Einstellung an, anstatt Probleme durch Vermeidung der Situation zu bewältigen. Darüber hinaus beschäftigten sich die lesbischen Elternpaare intensiver mit ihren Kindern, übten weniger Macht auf diese aus, stellten häufiger klare Regeln auf und brachten sich mehr in Unterstützungsgruppen ein als heterosexuelle Eltern.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Untersuchung, dass Kinder lesbischer Elternpaare, trotz Erfahrungen mit Stigmatisierung, kaum psychosoziale Auffälligkeiten aufwiesen. Außerdem schlug sich die sexuelle Orientierung der Eltern nicht in der Eltern-Kind-Interaktion nieder.
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