Die Arbeitswelt in Luxemburg hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert. Kaum mehr als ein Vierteljahrhundert ist es her, da noch die Montan- und Stahlindustrie ein weithin bestimmender Zweig der Luxemburger Wirtschaft war. Doch seit Jahrtausendbeginn hat sich das Großherzogtum mehr und mehr zum Verwaltungs-, Finanz- und Dienstleistungszentrum der Europäischen Union gewandelt.
Zusätzlich haben die Covid-19-Pandemie und der in der Ukraine herrschende Krieg die Welt auf beispiellose Art und Weise erschüttert. Nicht nur die europäische, sondern auch die luxemburgische Gesellschaft und Volkswirtschaft wurden etlichen „Stresstests“ unterzogen. Bislang hat das Großherzogtum diese Herausforderungen gut bestanden, doch damit dies auch in Zukunft so bleibt, müssen sowohl gesellschaftliche als auch wirtschaftliche Bereiche neuen Lösungen suchen. Innovation und Nachhaltigkeit gehören hier zu den wichtigsten Stichworten. Dies wirkt sich vor allem auch auf den Charakter der Arbeit, auf den Wegfall traditioneller und das Schaffen neuer Arbeitsplätze und -möglichkeiten aus. Innovative Umgestaltung von Arbeitsplätzen in den Unternehmen oder auch das sich mit der Pandemie entwickelnde Homeoffice stellen völlig neue Anforderungen an uns. Doch die neuen Arbeitsplätze bieten auch neue und durchaus attraktive Möglichkeiten. In vielen Fällen werden die Unternehmen selbst für die Qualifizierung ihrer Arbeitskräfte sorgen. Doch auch für diejenigen unter uns, die sich selbst verändern möchten oder nach längerer Zeit der Erwerbslosigkeit wieder in den Arbeitsprozess einsteigen wollen, bieten sich Möglichkeiten, neue Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben.
ADEM bietet Schulungen
Die luxemburgische Arbeitsagentur bietet denen, die sich weiterbilden und ihren „Marktwert“ auf dem Arbeitsmarkt gestalten und erhöhen wollen, eine Reihe von Schulungen an. „Zwar haben wir keine eigenen Schulungszentren oder Kurse“, meint Silke Brüggebors, Leiterin des Kommunikationszentrums, „doch wir arbeiten mit vielen Organisationen wie der Handelskammer oder der Handwerkskammer eng zusammen. Gemeinsam organisieren wir Schulungen und Weiterbildungen, um Arbeitssuchenden eine Chance zu geben, den Platz ihren Neigungen entsprechend zu finden. Andererseits unterstützen wir auch Unternehmen bei der Wahl ihrer Arbeitskräfte.“
Eine enge Zusammenarbeit gibt es auch mit der „Maison de l’Orientation“, die mit ihren Bildungsprogrammen vor allem Arbeitssuchenden aus dem Kreis der Schwächsten am Arbeitsmarkt neue Möglichkeiten offerieren. Zur „Zielgruppe“ gehören hier Menschen über 45 Jahre, solche mit eingeschränkter Arbeitsfähigkeit oder Arbeitnehmerinnen und -nehmer mit Behinderungen. All diese Menschen können mit Wiedereingliederungsverträgen in die Arbeitswelt zurückkehren oder sich in ihr verändern.
Einer, der über die ADEM-Schulungsprogramme seinen Weg gefunden hat, ist David Soner. Seine Bilder sind inzwischen überall in Luxemburg bekannt: Ob fliegende rosa Elefanten graue Garagentüren verschönern oder Frauenporträts triste Industriebauten. Der Street-Art-Künstler ist nicht nur in den Stadtbildern des Großherzogtums bekannt, sondern auch in den verschiedensten Firmen. Dort gibt er künstlerisch Teamschulungen – über Kunst und Malerei festigt er Arbeitsgruppen und das gemeinsame Arbeiten. Begonnen hatte diese Karriere mit einem Kurs des Programms „Fit4Enterpreneurship“, das gemeinsam von der ADEM, der Handelskammer und der Handwerkskammer mit Unterstützung durch den Europäischen Sozialfonds durchgeführt wird. „Mein beruflicher Werdegang hat dazu geführt, dass ich mich bei der ADEM arbeitsuchend gemeldet habe und meinem persönlichen Berater bei der ADEM davon berichtet habe, dass ich mich selbstständig machen möchte. Das war genau zu der Zeit, als das Programm Fit4entrepreneurship auf die Beine gestellt wurde, und ich war einer der ersten Teilnehmer“, erinnert sich David Soner. Nachdem er seine Geschäftsidee vorgestellt hatte, erhielt Soner eine Schulung in Unternehmensführung. Die ermöglichte es ihm, seine Werke nicht nur aus der Sicht des Künstlers, sondern auch aus der eines Geschäftsmannes zu sehen – und schließlich erfolgreich zu vermarkten. Mit seiner Agentur „Pschhh!“ übernimmt er nicht nur Aufträge zur Gebäudegestaltung, sondern auch zu Teamschulungen in Unternehmen, die eigentlich den bildenden Künsten sehr fern stehen.
Doch nicht nur so außergewöhnliche Figuren wie David Soner können auf gute Erfahrungen zurückblicken, auch ganz „normale“ Arbeitssuchende finden über die ADEM und ihre Vertragspartner zurück in die Arbeitswelt. So wie Carmen Santos, die nach Konkurs ihres früheren Arbeitgebers arbeitslos wurde. „Mein persönlicher Berater bei der ADEM hat mir empfohlen, eine Bewerbung an das PALL Center zu schicken. Ich habe dann an dem Einstellungsworkshop teilgenommen, der von der ADEM für das PALL Center organisiert wurde. Aufgrund meiner Erfahrung als Verkäuferin war ich genau die richtige Person, die gesucht wurde. Seitdem ich beim PALL Center arbeite, habe ich verschiedene Aufgaben wahrgenommen, sodass ich jetzt eine ‚Multitasking-Kauffrau‘ bin“, blickt Carmen Santos stolz auf ihren Weg zurück.
Ob Street-Art-Künstler oder Kauffrau, Hairstylistin oder Entwickler im Homeoffice, über die vielfältigen Angebote haben etliche Menschen einen Wiedereinstieg oder Neuanfang in der Arbeitswelt gefunden – und ihre persönliche Zufriedenheit.
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