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KinderwissenWenn die Erde bebt

Kinderwissen / Wenn die Erde bebt
Nach dem verheerenden Erdbeben im syrisch-türkischen Grenzgebiet sind viele Wohnblöcke wie ein Kartenhaus (siehe unser Experiment) in sich zusammengefallen Foto: dpa/Ghaith Alsayed/AP

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Ein verheerendes Erdbeben hat die Region an der türkisch-syrischen Grenze erschüttert. Viele Tausende Menschen starben unter den Trümmern, viele Häuser, Straßen, Brücken Wasser- und Stromleitungen sind zerstört. Doch wie kommt es eigentlich dazu, dass die Erde bebt und alles zum Einsturz bringt? Das wollte auch Elke Bunge wissen.

Immer wieder lesen oder hören wir in den Nachrichten von Erdbeben, die ganze Regionen erschüttern, Häuser zum Einsturz bringen und Menschen das Leben nehmen. Doch warum erzittert unsere Erde, scheint sie doch aus einem festen Bestandteil zu sein? Nun, unser erster Blick täuscht: Der feste Boden, den wir unter unseren Füßen Spüren, ist nur ein Teil einer Erdkrustenplatte. Diese „schwimmt“ sozusagen auf dem flüssigen Erdinneren. Denn so hat sich unser Planet entwickelt: Vor etwa vier Milliarden Jahren war unser Sonnensystem eine große Wolke aus Gas, flüssigem Gestein und großen Brocken. Durch ihre Anziehungskraft, der Gravitation, schlossen sich Teile dieser Wolke zusammen. Einer dieser glühenden und fast flüssigen Bälle wurde unsere Erde. Deren Außenhaut kühlte sich im Verlauf von vielen Millionen Jahren ab und bildete eine feste Kruste. Dies war jedoch keine einheitliche Kruste, sondern verschiedene Krustenplatten, auch tektonische Platten genannt. (Ihr könnt den Prozess in etwa nachvollziehen, indem ihr eine Kugel aus Lehm oder Ton formt. Wenn diese dann an der Luft trocknet, zeichnen sich Risse in der Oberfläche ab, die einzelne Platten voneinander abtrennen.)

Platten bewegen sich

Die tektonischen Platten unserer Erde sind jedoch nicht fest im Innern des Planeten verankert. Sie sind etwa nur zwischen 35 und 70 Kilometer stark und schwimmen auf dem immer noch flüssigen Erdkern. Die Wissenschaftler sagen, sie driften. Im Laufe der Erdgeschichte sind so zum Beispiel Teile einer einst einheitlichen Platte auseinandergedriftet und haben die Kontinente Afrika, Antarktis, Australien, Südamerika und den asiatischen Subkontinent Indien gebildet.

Manchmal brechen die Platten an einer Stelle auch auf und das flüssige Erdinnere schießt mit hohem Druck an die Oberfläche. Dann entsteht ein Vulkan oder aus einem schon bestehenden Vulkan dringt an seiner dünnsten Stelle das flüssige Magma aus.

Derzeit verzeichnen wir global folgende große tektonische Platten: die afrikanische, die antarktische, die australische, die eurasische und die nord- und südamerikanische Platte. Unterseeisch finden wir noch die große pazifische Platte. Darüber hinaus gibt es noch kleinere Erdplatten zwischen den Kontinenten. Alle diese Platten bewegen sich auf dem Erdkern. Entfernen sie sich voneinander, entstehen in der Tiefe Risse und Gräben. Bewegen sie sich aufeinander zu und stoßen zusammen, wird der Druck des Aufpralls auch an der Oberfläche spürbar. Das Bewegen der Platten auf der ganzen Welt wird von der Wissenschaft beobachtet. Die Forscher, die sich damit beschäftigen, heißen Seismologen.

Zusammenstoß führt zu Erdbeben

Ein kleines Experiment kann einen solchen Zusammenstoß veranschaulichen. Nehmt dazu zwei Frühstücksbrettchen. Auf jedes stellt ihr einen mit Wasser gefüllten Plastikbecher. Baut daneben noch ein Kartenhaus. Ist diese Konstruktion fertig, schiebt ihr die beiden Brettchen gegeneinander und beobachtet, was passiert. Sicher wird das Kartenhaus in sich zusammenfallen und das Wasser sich im Becher heftig bewegen, wenn nicht gar hinaus schwappen.

Ähnlich passiert es bei einem Erdbeben: Die tektonischen Platten stoßen aneinander und die Bewegungsenergie wird auf die Gegenstände, die auf ihnen errichtet sind – Häuser, Brücken, Straßen – übertragen. Sie bewegen sich mit und da die Bauten meistens starr sind, bekommen sie Risse oder brechen auseinander. Wann genau tektonische Platten aneinander stoßen werden, können die Seismologen nach derzeitigem Stand der Wissenschaft nicht vorhersehen. Allerdings gibt es in besonders gefährdeten Regionen eine Vielzahl von Messpunkten, die schon geringste Beben verzeichnen. Aus den dort erhaltenen Daten kann jedoch nur sehr kurzfristig ein Ereignis „geahnt“ werden.

Menschen wollen sich schützen

Aus den verschiedensten Erdbeben, die in den vergangenen Jahrhunderten den Planeten erschüttert haben, konnten die Menschen lernen, wie sich die Erdstöße an Bauwerken verhalten. So ist eine Technologie des sogenannten erdbebensicheren Bauens entstanden. Vor allem Architekten und Wissenschaftler in Japan, wo es sehr starke und zerstörerische Erdbeben gab, haben Häuser konstruiert, die den Erdstößen standhalten können.

Doch in anderen, vor allem ärmeren Regionen und Ländern werden diese Bauvorschriften oft nicht beachtet. Zum einen, weil es in diesen Ländern an nötigen finanziellen Mitteln fehlt. Zum anderen, weil Unternehmen mit billigem Baustoff und wenigen Sicherungen Häuser profitabel errichten wollen, das heißt: billig bauen und teuer verkaufen. Eine solche Vorgehensweise konnte man auch jetzt in der aktuellen Erdbebenregion in der Türkei und in Syrien beobachten. Die Leidtragenden sind dann die Menschen, die unter den Betonmassen ums Leben kommen oder verletzt werden.