Früher, sehr viel früher, waren die Winter noch kalt und weiß. Schnee fiel im Dezember, Teiche und Bäche froren zu, Kinder und auch Erwachsene konnten auf ihnen und auf anderen Eisflächen Schlittschuh laufen. In den Städten wurden auf größeren Plätzen Kunsteisbahnen angelegt, auf denen man dem Freizeitsport nachgehen konnte.
Doch seit wann gab es eigentlich Schlittschuhe, wer hat herausgefunden, dass man auf Kufen über das Eis gleiten konnte?
Schlittschuhgeschichte
Die Geschichtswissenschaftler konnten bislang nicht genau herausfinden, wann die Menschen auf die Idee kamen, sich mit Hilfsmitteln schneller auf Eis bewegen zu können. Archäologische Funde zeigen jedoch, dass Jäger bereits vor mehreren Tausend Jahren auf Kufen aus Knochen oder Holz dem Wild folgten. Funde in Russland, Skandinavien, England, Deutschland und der Schweiz zeigten „Schlittschuhe“ aus Tierknochen. Den bislang ältesten nachgewiesenen Fund entdeckte man in Veseli u Trnavy (Slowakei): Der Tierknochenschlittschuh wurde auf 5.000 Jahre geschätzt.
Im 14. Jahrhundert entwickelte man in den Niederlanden einen Schlittschuh mit einer Holzkurve. Holland mit seinen vielen Grachten und Fehngräben war überhaupt ein geeignetes Land zum Schlittschuhlaufen. Unter den Holzschuh wurden später Eisenkufen befestigt.
Um das Jahr 1500 herum schmiedeten Niederländer aus Stahl Kufen mit einer Nut, damit konnte man sich besser auf dem Eis und auch ohne Hilfsstöcke bewegen. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es schon Stahlschlittschuhe, die mit feststellbaren Schrauben an Schuhen befestigt werden konnten, berühmt wurden die „Holländer“ mit Schlittschuhen mit vorn nach oben gebogenen Kufen. Auf alten Bildern kann man Lausitzer Postboten bewundern, die im Winter Briefe und Pakete auf Schlittschuhen im Spreewald austragen.
Schlittschuhsport
Heute werden Schlittschuhe vor allem in der winterlichen Freizeit oder zum Sport benutzt. Moderne Schlittschuhe sind längst den Sportarten angepasst:
Eisschnelllauf
Wir können davon ausgehen, dass es mit der Entwicklung der Schlittschuhe auch schon Wettläufe gegeben hat, die zeigen sollten, welcher Jäger der schnellste des Stammes war. Sportliche Wettkämpfe sind seit 1763 in England dokumentiert. 1893 fanden die ersten Weltmeisterschaften im Eisschnelllauf der Männer statt, Sieger wurde der Holländer Jaap Eden. Seit 1924 gibt es olympische Wettbewerbe bei den Männern, seit 1960 auch bei den Frauen.
Eisschnelllaufschuhe sehen speziell aus – sie haben eine etwa 40 cm lange Kufe, die vorn und hinten über den Schuh übersteht. Moderne Eisschnelllaufschuhe sind mit einer Klappkufe ausgerüstet, die dem Fuß des Läufers mehr Beweglichkeit gibt. Läufer gleiten auf einer dünnen Wasserschicht, die der Druck der etwa 1,2 mm breiten Kufe auf dem Eis erzeugt. Die Kleidung der Sportler ist aerodynamisch, um ein hohes Tempo zu erzielen.
Eiskunstlauf
Die Anfänge dieses Sports lassen sich auf die Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückführen, als im schottischen Edinburgh die ersten Wettkämpfe ausgetragen wurden und in London das erste Handbuch des Eislaufens geschrieben wurde. Als Begründer des Eiskunstlaufes gilt der US-Amerikaner Jackson Haines.
Der Wettkampfsport bestand aus einem Pflichtteil, in dem mit hoher Präzision und Körperbeherrschung kreisförmige Figuren auf dem Eis „nachgezeichnet“ werden mussten. Hinzu kam eine „Kür“, in der frei gelaufen werden konnte und auch Sprünge gezeigt wurden.
Seit 1908 sind beide Teile olympische Disziplin. Seit 1990/91 wurde die Pflicht wegen mangelnden Zuschauerinteresses abgeschafft.
Die für den Eiskunstlauf genutzten Schlittschuhe sind etwa schuhgroß, die 3-4 mm breite Kufe hat einen Hohlschliff, mit den Innen- und Außenkanten lassen sich Beschleunigung wie Spur regulieren. Eine Bezahnung an der Kufenspitze hilft sowohl zu beschleunigen als auch beim Absprung.
Eine Spezialform des Kunstlaufs ist der Eistanz.
Eishockey
Eishockey ist eine Mannschaftssportart. Vorläufer gab es schon im 17. Jahrhundert, als kanadische Indianer und französische Kolonialsoldaten Ballspiele mit Stöcken und Schlägern austrugen, diese wurden mit der Zeit auf Eisflächen verlagert.
Vor allem mit dem Bau von Kunsteisbahnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich Eishockey nicht nur in Nordamerika, sondern auch in Europa.
Bei dem Spiel, das in drei Dritteln zu je 20 Minuten aufgeteilt ist, stehen sich zwei Mannschaften mit je sechs Spielern (fünf Feldspieler, ein Torwart) gegenüber. Eine Gummischeibe (Puck) muss mittels Eishockeyschläger (Stock) ins gegnerische Tor befördert werden.
Eishockeyschlittschuhe haben eine flache Kufe mit einem scharfen Hohlschliff, je kürzer die Kufen, desto beweglicher ist der Spieler.
Schutzpatronin des Eislaufens
Schlittschuhläufer haben eine eigene Schutzpatronin, die Heilige Lidwina von Schiedam. 1395 stieß sie als Eisläuferin mit einem anderen Läufer so heftig zusammen, dass sie schwer verletzt wurde. Nach ihrer Genesung soll sie in ein Kloster gegangen sein. Ihr werden verschiedene wundersame Heilungen zugesprochen. 1890 wurde Lidwina von Papst Leo XIII. heiliggesprochen. Wegen des Unfalls gilt sie als Schutzpatronin der Eisläufer.
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