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Prag lädt einWeihnachtszeit an der Moldau

Prag lädt ein / Weihnachtszeit an der Moldau
In der Altstadt Prags, zwischen Rathaus und der Teynkirche, hat einer der traditionellen Weihnachtsmärkte Prags seine Pforten geöffnet Foto: Taiko, a.s.

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Das Weihnachtsfest ist das Fest der Familie. Doch in den Tagen vor und nach dem Hochfest kann man sich auch einmal umschauen in der näheren und ferneren Umgebung. Wie wäre es mit einem Weihnachtsausflug in die tschechische Hauptstadt? Prag ist immer ein Besuch wert und hat gerade jetzt wundervolle Weihnachtsmärkte zu bieten, findet unser Korrespondent Wolf H. Wagner.

Der Altstädter Ring (Staromestske namesti) gehört zu den obligatorisch zu besuchenden Attraktionen der tschechischen Hauptstadt. Umso mehr jetzt in der Weihnachtszeit, wo zwischen Rathaus und der Teynkirche einer der traditionellen Weihnachtsmärkte Prag die Pforten geöffnet hat. Bühnen und Buden laden zu kulturellem und kulinarischem Schmaus ein. Kindertheater, Konzerte und zwischendurch die Hauptattraktion: der Weihnachtsbaum!

Die Hauptattraktion des Prager Weihnachtsmarktes ist der 25 Meter hohe Weihnachtsbaum, der mit rund 9.000 Meter Kabel und 90.000 LED-Lichtern ausgestattet ist
Die Hauptattraktion des Prager Weihnachtsmarktes ist der 25 Meter hohe Weihnachtsbaum, der mit rund 9.000 Meter Kabel und 90.000 LED-Lichtern ausgestattet ist Foto: Taiko, a.s.

Der diesjährige kommt aus einem Wald nahe Kytlice-Mlyny im Bezirk Usti nad Labem. Dort wurde die Fichte vor 58 Jahren gesetzt, um nun ihren Ehrenplatz im Prager Zentrum zu finden. Der Weihnachtsbaum ist 25 Meter hoch. Um ihn festlich zu beleuchten, wurden 8.922 Meter Kabel verlegt und 88.490 LED-Lichter installiert. Zu den technischen Details kann man noch hinzufügen, dass der Baum energiesparend beleuchtet wird – nur 5 kWh soll die Beleuchtung verbrauchen, so erklären es die Betreiber von Taiko, einer Eventagentur, die traditionell die Weihnachts- und Ostermärkte in der tschechischen Hauptstadt gestaltet.

Wir wollen mit unseren heutigen Gestaltungsmitteln eine traditionelle weihnachtliche Atmosphäre und Dekoration erstellen, die sich in das Ambiente eines der schönsten Plätze Europas einfügt

Eva Polackova, Managerin der Eventagentur, die den Weihnachtsmärkte in Prag gestaltet

Genug der Zahlen. „Es geht uns ja nicht in erster Linie darum, modernes Industriedesign vorzustellen, sondern wir wollen mit unseren heutigen Gestaltungsmitteln eine traditionelle weihnachtliche Atmosphäre und Dekoration erstellen, die sich in das Ambiente eines der schönsten Plätze Europas einfügt“, erklärt Taiko-Managerin Eva Polackova.

Gespanntes Warten auf das Anzünden der mehr als 88.000 LED-Lichter am Weihnachtsbaum in Prag
Gespanntes Warten auf das Anzünden der mehr als 88.000 LED-Lichter am Weihnachtsbaum in Prag Foto: Taiko, a.s.

Mit Karel Gott kam die Erleuchtung

Zum Eröffnungstag am 26. November hatten sich schon ein paar Tausend Besucher auf dem Markt eingefunden. Denn wie in jedem Jahr begann pünktlich um 16 Uhr das von allen erwartete erste Lichteranzünden. Welche Lichtanimation zu welchem Musikstück würde in diesem Jahr das erste Strahlen des Baums einleiten? Wie immer wurden die letzten zehn Sekunden heruntergezählt, und dann erklang Karel Gotts Version der „Elisabeth-Serenade“. Im Taktrhythmus leuchteten Figurenkombinationen, bis schließlich mit dem Schlussakkord alle fast 85.000 Lichter einschließlich des an der Spitze angebrachten Sterns erstrahlten. Der Beifall galt nicht nur dem Baum, sondern auch den liebevoll gestalteten Lichtattraktionen rings um den Platz. Den Markt „bewachen“ in diesem Jahr fünf bis zu sechs Meter hohe Lichtengel, von denen zwei als Fotoplattform gebaut sind, auf denen sich Impressionen des Weihnachtsmarktes von oben einfangen lassen.

     
      Foto: www.jakubmachacek.com

Wer den Start des Weihnachtsmarkts verpasst hat, braucht dennoch nicht traurig zu sein: Zwischen 16 und 24 Uhr ist der Markt beleuchtet und pünktlich zu jeder geschlagenen halben Stunde – also 16.30, 17.30 bis 23.30 Uhr – ist am Baum eine weitere Lichtanimation zu bewundern. Mal begleitet von modernen Weihnachtsmelodien wie „All I want for Christmas is you“, mal von Märchensoundtracks wie „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ oder schließlich auch von klassischer tschechischer Musik.

Traditionelles Schmiedehandwerk in Prag
Traditionelles Schmiedehandwerk in Prag Foto: Taiko, a.s.

Naschwerk, Spielzeug und Gesang

Natürlich ist ein Weihnachtsmarkt auch nicht zu denken ohne die Stände, an denen es typisches böhmisches Naschwerk sowie Zuckerwatte und kandierte Äpfel zu kaufen oder Glühwein zu trinken gibt. Auch Weihnachtsschmuck aus den nordböhmischen Glasbläsereien findet hier seine Liebhaber. An den insgesamt 75 Marktständen wird sicher jede/r etwas finden.

Doch nicht nur Süßigkeiten und Spielwaren warten auf Prager wie auf Touristen. Wie in jedem Jahr, so haben auch diesmal die Veranstalter auf mehreren Bühnen sich ein umfangreiches Programm einfallen lassen. Auch wenn zum Erscheinen dieses Magazins bereits drei Wochen vergangen sind, bleibt noch etliches zu sehen, zu hören und zu bestaunen. So haben am morgigen Sonntag bereits um 11 Uhr „Kinderwerkstätten“ geöffnet, in denen Mädchen und Jungen noch traditionelle Weihnachtsgeschenke aus Holz basteln können. Ab 15 Uhr treten dann verschiedene Chöre, Blasorchester und Gesangsgruppen auf den unterschiedlichen Bühnen auf.

Auch in der kommenden Woche finden jeweils ab 16 Uhr täglich musikalische Veranstaltungen und Vorstellungen von Kindertheatern statt, spielen Kapellen zum Tanz auf, unterrichten Tanzschulen ein paar wichtige Schritte für den bevorstehenden Silvesterball.

Am 24. Dezember dirigiert Jan Jakub Ryba auf der großen Bühne, den Chor Vox Pragae und das Orchester Praga Sinfonietta mit seinen Solisten zur Weihnachtsmesse „Hej mistre!“
Am 24. Dezember dirigiert Jan Jakub Ryba auf der großen Bühne, den Chor Vox Pragae und das Orchester Praga Sinfonietta mit seinen Solisten zur Weihnachtsmesse „Hej mistre!“ Foto: Taiko, a.s.

Am Heiligen Abend selbst dirigiert Jan Jakub Ryba den Chor Vox Pragae und das Orchester Praga Sinfonietta mit seinen Solisten zur Weihnachtsmesse „Hej mistre!“.

Am Nachmittag des ersten Feiertags kann die ganze Familie den Lesungen verschiedener Weihnachtsmärchen lauschen – und bestimmt ist auch hier das „Aschenbrödel“ zu hören, ohne das ja ein richtiges Weihnachtsfest gar nicht zu denken ist.

    
     Foto: Taiko, a.s.

Silvester auf dem Weihnachtsmarkt

Da der Markt auf dem Altstädter Ring bis einschließlich 6. Januar des kommenden Jahres geöffnet ist, kann man auch den Silvesterabend verbringen. Von 16.45 Uhr an gibt es eine Kindershow, bevor dann am Abend verschiedene DJs ihre Musik auflegen und zum Tanz ins neue Jahr auffordern.

Wer am Neujahrstag immer noch nicht marktmüde ist, kann am frühen Nachmittag einem Neujahrskonzert mit Opernarien lauschen.

Auch in den darauffolgenden Tagen bieten verschiedene Künstler kleine Konzerte dar. Schließlich endet der Weihnachtsmarkt auf dem Altstädter Ring am 6. Januar, dem Heiligen-Drei-Königs-Tag. Hier lädt nochmals Jan Jakub Ryba zum Konzert der Weihnachtsmesse ein, diesmal gesungen vom Svatojakubsky-Chor und Orchester.

Wem der Trubel im alten Zentrum der Hauptstadt zu viel ist – oder auch, wer noch nicht genug von Weihnachtsmärkten hat –, kann seine Schritte vom Altstädter Ring durch die Zeltnergasse (Celetna) zum Platz der Republik lenken. Auch hier warten Musik, Theater und Leckereien auf Besucher. Und schließlich kommt man über den Graben (Na Prikope) zum Wenzelsplatz, dem dritten großen Weihnachtsmarkt in Prag. Die Fichte auf dem Wenzelsplatz kommt aus demselben Wald wie jene am Altstädter Ring. Allerdings ist sie in diesem Jahr nur 15 Meter hoch, und hier spielen keine Lichtanimationen.

   
    Foto: Taiko, a.s.

An den 25 Verkaufsständen hier kann man ebenso traditionellen tschechischen Weihnachtsschmuck und Bijouterie aus dem Isergebirge kaufen, wie an den 19 Ständen am Republiksplatz. Eine Besonderheit dort ist, dass zwischen dem 18. und 24. Dezember die traditionellen frischen Weihnachtskarpfen verkauft werden.

Wer also Lust auf die Reise an die Moldau verspürt: viel Freude und guten Appetit auf den Märkten.