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QuergelesenWarum der Sammelbegriff „Indianer“ nicht rassistisch ist

Quergelesen / Warum der Sammelbegriff „Indianer“ nicht rassistisch ist

Dass nordamerikanische Indigene diese Bezeichnung für sich selbst verwenden, ist für René Oth Grund genug, die derzeit tobende Winnetou-Debatte als Irrsinn und Wahn bloßzustellen

Der Duden ist auch nicht mehr, was er einst war – ein unentbehrlicher und verlässlicher Ratgeber in allen sprachlichen Lebenslagen. Er ist zum fiesen Sprachrohr einiger weniger Shitstorm-Provokateure in Social Media verkommen, als er das Wort „Indianer“ in seiner Online-Ausgabe als „diskriminierend“ einstufte, was völliger Schwachsinn ist und Verlagsgeschäftsführer wie Bernhard Schmid des Karl-May-Verlags oder Kerstin Schmäling des Traumfänger Verlags zu Recht in Rage versetzt.

Darüber hinaus liegt der Duden total falsch, wenn er als Synonyme von Indianer „Kundschafter“, „Späher“, „Spürhund“ und „Spion“ nennt, richtig gewesen als gleichbedeutend wären „First Nations“, „American natives“, nordamerikanische Ureinwohner, Indigene oder Autochthone.

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Victor
15. Oktober 2022 - 18.45

" z. B. das Sprichwort „Indianer kennen keinen Schmerz“, das den nordamerikanischen Autochthonen besondere Stärke zuweist." Sprichwort? Das stammt aus dem 'Schatz im Silbersee' eines Autors der nie einen Indianer gesehen hat.

R.Crusoe
15. Oktober 2022 - 11.59

"Indian Nation" so bezeichnen sie sich selbst,die Indianer. Diskriminierung ist heuer in aller Munde. " Idiot " ist ein definiertes Wort und bezeichnet einen dummen Menschen.Warum sollte man es nicht mehr benutzen dürfen? " Neger " absolut tabu.Aber schwarzhäutige Menschen werden als "negroid" bezeichnet. Das ist eine Definition und kein Schimpfwort. Diese Hysterie sollte schnellstens abgelegt werden und man sollte sich auf wahre Diskriminierung konzentrieren. *** .Ob man einen Schwarzhäutigen nun als Neger oder Farbigen oder was auch immer bezeichnet,diskriminiert wird er wenn er Nachteile in der Gesellschaft erleidet ob seiner Hautfarbe oder auch,Kultur. Und da sind wir Weissen einsame Spitze,denn wir sind die Guten.

Daniel Luciani
10. Oktober 2022 - 15.42

Eins vorweg : Ich bin kein Freund der cancelnden Woke-Kultur, da ich denke dass die Handhabung problematischer Darstellungen von Ethnien, Glaubensgemeinschaften usw differenziert und durch einen Dialog ausgehandelt werden soll (natürlich nur insofern alle Parteien dies zulassen). Es sollte andererseits auch möglich sein, existierende Klischees und Stereotypen zumindest in Frage zu stellen. Denn Stereotypen bleiben auch dann Stereotypen, wenn sie dem "anderen" (vermeintlich) positive Attribute zuschreiben, wie zum Beispiel Schmerzempfindlichkeit. Dabei entsteht mitunter ein problematisches Bild vom "anderen" : auch wenn die meisten Europäer heute die vermeintliche "Naturverbundenheit" der Indianer als durchgehend positives Attribut verstehen (eins, das uns abhanden gekommen wäre), so handelt sich auch um ein Klischee aus (prä-)Kolonialzeiten. Dieser "bon sauvage" (in den Wörtern von Rousseau) hat wenig bis keine Kultur - er "ist Natur". Die Ethnologie hat uns mittlerweile eines besseren belehrt : kein Volk ist auf ihre "Natur" reduzierbar - sie/wir sind alle "Kultur"! Zum Begriff der "Indianer" : Die enorme kulturelle Vielfalt der "Indianer" (wie sie sich auch immer nennen wollen) sollte verdeutlichen dass es sich um ein europäisches Klassifikations-Konstrukt handelt und nicht um eine homogene, objektiv beobachtbare Einheit (die ein Gebiet bewohnen würde, dass sich von der Arktis bis nach Patagonien erstreckt, vom Osten bis nach Westen des Kontinents?). Hier wird des Bild eines "generischen Indianers" mobilisiert (inklusive all den Karl-May-Klischees wie "großer Geist" usw), so als ob sich dies auf alle Völker eines Kontinents übertragen ließe. Wie sieht's bei Ihnen aus : tragen Sie heute einen Kilt? Mir ist wohl bewusst dass "die Indianer" (oder doch eher Karl May & co.?) die Phantasie und Kreativität vieler Europäer beflügelt haben und dabei ein verklärtes Menschenbild vom "heldenhaften und mystischen Naturmenschen" geschaffen haben, dem sie etwas nachtrauern. In dem Sinne ist der Indianer nicht der Mensch, den wir diesem Kulturkreis zurechnen, sondern eine romantische Projektion des westlichen Denkens, die versucht der "Entzauberung der Welt" entgegen zu steuern. Wenn die tolerante Geisteshaltung eine Voraussetzung für das Miteinander sein sollte, dann sollten aber auch das infrage stellen von überholten Klischees einen Platz in diesem Dialog finden, genauso wie ethnologische Erkenntnisse (ohne "canceln", wohlverstanden).