Das Spitzenmodell der Volvo-XC40-Reihe ist ein reiner Elektriker, der fast so schnell an der Gleichstrom-Säule lädt, wie man seinen vollen Namen aussprechen kann. Gestatten: Volvo XC40 Recharge Twin Pro Pure Electric. Mit zwei E-Motoren, einem an der Vorderachse, einem an der Hinterachse, beide leisten jeweils 150 kW/204 PS und schicken diesen XC40 Recharge mit insgesamt 300 kW/408 PS auf eine eindrucksvolle Reise. Das Drehmoment beträgt 660 Nm, gespeist werden die E-Motoren aus einer Hochvolt-Lithiumionen-Batterie mit 78 kWh Kapazität. So beachtlich wie diese Daten ist auch das Leergewicht dieses prächtig ausgestatteten Autos mit seinen 2.188 kg. Was nicht verhindert, dass dieses SUV in 4,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sprintet. Dafür hat Volvo die Spitze auf 180 km/h begrenzt, mehr lässt Volvo neuerdings auch bei den anderen XC40-Modellen nicht mehr zu. Geplant ist, demnächst in jeder Modell-Reihe ein Recharge, also ein reines E-Modell, anzubieten.
Wie bei allen anderen reinen E-Autos ist auch beim XC40 Recharge die Reichweite Zentralpunkt der Diskussionen und nicht zuletzt der Gemütsverfassung, mit der man zu einer längeren Fahrt aufbricht. Da sind die Werksangaben einerseits und diese Verbrauchsanzeige andererseits, die ja beängstigend schnell von 100% Batterie-Kapazität auf 90% absinkt, kaum hat man einige Kilometer abgespult. Da sind die äußeren, klimatischen Bedingungen, Gegenwind, Regen, Kälte oder Hitze und da sind Straßenzustand und Topografie und selbstverständlich das Tempo. Man ist ständig am Rechnen. Als meine Anzeige 80% Test-Kapazität angab, hatte ich gut 75 km abgespult, in gemäßigtem Tempo und auf einer Strecke mit vielen Steigungen. Laut dieser Rechnung wären insgesamt 375 km Reichweite drin gewesen, noch unter den Werksangaben, die von etwas über 400 km reden. Wer die erreichen will, darf pro 100 km Fahrt 19 kWh verbrauchen, das ergäbe dann 4 x19 kWh=76 kWh, also knapp am Limit der 78 kWh Gesamt-Kapazität. Das geht, wenn man sich eine flache Strecke auswählt, sanft das Fahrpedal streichelt und man den Fuß vom „Gas“ nimmt, sobald es bergab geht oder man genug Schwung hat, um auch auf flacher Strecke noch ein paar hundert Meter segeln zu können. Das macht der XC vorzüglich und dann kann es sogar vorkommen, dass man beim Einhalten aller Tempolimits und ohne schneller als 90 km/h zu fahren, unter 18 kWh/100 km kommen kann.
Beeindruckende Dynamik
Doch sobald man einmal aufdreht, erlebt man eine beeindruckende Dynamik mit sofortigem Ansprechverhalten und faszinierendem Beschleunigungsvermögen und dann vergisst man die Reichweite und genießt ungewöhnlichen Fahrspaß, bei hohem Sicherheits- und Komfortaufwand, immerhin handelt es sich hier um einen Volvo. Auf diesem Gebiet überzeugt der XC40 mit hervorragender Ausstattung und in einem anspruchsvollen Interieur mit lobenswert geordneten und übersichtlichen Bedienungselementen, wobei Volvo allerdings die manuellen Eingriffsmöglichkeiten durch den Fahrer bei verschiedenen Assistenzsystemen und Funktionen beschränkt hat, so als wolle man ihm jeden überflüssigen Ausflug in die Befehlszentrale ersparen. Die Anzeige in Prozent zur verbleibenden Batterie-Kapazität ist wohl da, wie auch die momentane Verbrauchsanzeige, nur keine Anzeige, die einem die verbleibende Kilometer-Autonomie angibt. Also selbst ausrechnen. So hat man wenigstens etwas während der Fahrt zu tun.
Insgesamt darf man den elektrischen Volvo XC40 Recharge als einen Glanzpunkt moderner E-Mobilität bezeichnen. Er fährt sich wie ein Traum, liegt fest und sicher auf der Straße, dank seiner Stabilitätskontrolle sind auch schnelle Kurven kein Problem, er lenkt sich entspannt und präzise, er begeistert mit hervorragendem Antritts- und Durchzugsvermögen und fördert Geist und Seele, zumindest die Beschäftigung mit leichten Rechenaufgaben. Wer noch weiter rechnet, wird die 66.000 Euro für dieses emissionsfreie Premium-SUV mit all seinen Eigenschaften als lohnende Investition in zukunftsgerechte E-Mobilität ansehen.
Ein eleganter, bulliger Sprinter von 66.000.-Euro, dem schnell die Puste ausgeht. Nicht schlecht.