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Wintersport-TippsSkifahren ist gesund – mit der richtigen Vorbereitung

Wintersport-Tipps / Skifahren ist gesund – mit der richtigen Vorbereitung
Skifahren hält fit und gesund – vorausgesetzt, die Vorbereitung und die Ausrüstung stimmen, sagen die beiden Physiotherapeuten Yannick Zenner und Luc Haas. Foto: Fotolia/Jonas Glaubitz

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In rund zwei Wochen beginnt in Luxemburg die „Fuesvakanz“. Viele zieht es dann in den Schnee. Doch vom Bürostuhl auf die Skier zu springen, ohne Ausdauer- und Muskeltraining, kann gefährlich werden. Welche die häufigsten Verletzungen und Risiken im Skiurlaub sind und wie man diesen mithilfe einfacher Übungen vorbeugen kann, erklären zwei Physiotherapeuten aus Bascharage im Gespräch mit Daisy Schengen.

„Oben auf dem Berg herrscht Krieg und wir das Lazarett“, so beschrieb ein befreundeter Chirurg aus Südtirol vor Jahren das Ambiente auf einem beliebten Urlaubsberg dort. Dem Satz beipflichten können auch die beiden Physiotherapeuten Luc Haas und Yannick Zenner, die in Bascharage eine Gemeinschaftspraxis betreiben und dort oft Skiverletzungen behandeln.

Physiotherapeut Yannick Zenner plädiert für ein Training der Körperfitness, und zwar lange vor dem Skiurlaub
Physiotherapeut Yannick Zenner plädiert für ein Training der Körperfitness, und zwar lange vor dem Skiurlaub Foto: Editpress/Tania Feller

„Wir sind weder Salzburg noch Innsbruck, noch Tirol, bei uns in Luxemburg ist es flach“, fasst Zenner zusammen. Was er damit meint: Die meisten Urlauber aus Luxemburg fahren höchstens zwei Wochen im Jahr Ski und seien nicht ausreichend vorbereitet. Das würde sich später dann rächen. „Der Luxemburger glaubt, seine Fitness im Alltag reicht zum Skifahren aus“, sagt Zenner. Nicht selten ende eine Selbstüberschätzung wie diese mit einem Kreuzbandriss, dem Klassiker der Skiverletzungen, und passiere meistens am ersten Tag – vorzugsweise auf den letzten Metern der Piste: „Bei der Abfahrt, auf dem Übergang vom Hang ins Tal, wo die Schneedecke vereist und man müde vom Skifahren einkehrt, da reichen eine kleine Eisstelle und kurze Unaufmerksamkeit aus und schon ist das Malheur passiert“, sagt Zenner.

Über die eigene Skiakrobatik zu lachen, wenn die Situation glimpflich ausgegangen ist, ist das eine. Doch oft müssen die beiden Physiotherapeuten mehr als nur leichte Blessuren behandeln. Ende Februar, Anfang März sei die „Hochsaison“ der Behandlung von Skiverletzungen, sagt Luc Haas. Meistens seien dann die ärztlichen Untersuchungen vor Ort abgeschlossen und die Patienten zurück in der Heimat, um sich möglichen Behandlungen wie einer Operation oder einer Physiotherapie zu unterziehen.

Das Reha-Programm beim Physiotherapeuten könne bis zu neun Monate dauern, so Zenner. „Diese Therapiezeit sollte genutzt werden, um sich vor dem nächsten Ausflug in den Schnee einem Präventionsprogramm zu widmen.“

Physiotherapeut Luc Haas: „Man muss im Hinterkopf behalten, dass in jedem Moment etwas passieren kann und man sich nicht allein auf das Training verlassen sollte“
Physiotherapeut Luc Haas: „Man muss im Hinterkopf behalten, dass in jedem Moment etwas passieren kann und man sich nicht allein auf das Training verlassen sollte“ Foto: Editpress/Tania Feller

„Ein Sturz ist immer eine Erschütterung für den Körper. Es kann alles dabei passieren“, sagt Haas. Der Kreuzbandriss sei die mit Abstand häufigste Verletzung beim Skifahren. Danach folgen Kopfverletzungen, Schleuder- und Schädelhirntraumata, ausgekugelte Schultern und Knochenbrüche, vor allem an den Handgelenken.

Die Ausrüstung prüfen lassen

Das A und O bei jeder Sportart ist eine solide Ausrüstung. Bindungen überprüfen, Ski schleifen, das Material genauer untersuchen – „je sorgfältiger die Wartung, desto kleiner das Verletzungsrisiko“, unterstreicht Haas. „Wir empfehlen eine Prüfung bei Fachleuten vor Ort, am ersten Tag des Urlaubs, jedes Jahr“, sagt Zenner.

Die zweite Säule der Verletzungsvorsorge bildet die körperliche Fitness. „Idealerweise beginnt man mit dem Training für die Piste etwa drei Monate vor dem Urlaub.“ Die Muskeln sollten aktiviert werden, bevor sie beginnen zu wachsen, so Zenner.

Das Programm, das wir mit den beiden Physiotherapeuten den Tageblatt-Lesern in diesem Heft zeigen, ist als Inspiration für die Zeit ab jetzt bis zu den Faschingsferien gedacht. Hilfreicher, da ausreichend Zeit für den Körper, um fit zu werden, sei jedoch, wenn man sich ab November auf den Skiurlaub im Februar vorbereite, so beide Experten.

Gezielt Körperregionen trainieren

Im Trainingsprogramm für unsere Leser haben Luc Haas und Yannick Zenner den Fokus auf Knie und Haltung beim Skifahren gelegt. „Die Knie sollten beim Fahren weder eine X-Bein- noch eine O-Bein-Stellung zeigen. Sie fügen sich zwischen Becken und Fuß ein und bilden mit ihnen eine imaginäre Linie“, erklärt Zenner. Das Knie sollte nicht aus der gedachten Achse aus der Reihe tanzen.

Gleichzeitig schulen die Vorschläge der beiden Therapeuten die sogenannte Kraftausdauer. Damit ist die höhere Kraft gemeint, die beim Skifahren von den Oberschenkelmuskeln über längere Zeit benötigt wird.

Will man sich gründlich auf den Skiurlaub vorbereiten, um Verletzungen vorzubeugen, sollte ein Physiotherapeut oder ein Fitnesstrainer zuerst helfen. Anschließend die Haltung trainieren und die Stellung der Knie beachten. „Wer auch die Ganzkörperstabilität beachtet und im Training die Bein-, Rumpf und Bauchmuskulatur kräftigt, hat eine solide Basis für den nächsten Skiurlaub geschaffen“, so Physiotherapeut Yannick Zenner. Er rät, es beim Trainingsprogramm langsam angehen zu lassen: „Lieber täglich zwei Minuten üben als einmalig zwanzig Minuten und dann nie wieder.“

Wer sich gründlich vorbereiten möchte, kann auch einen medizinischen Check-up vorab absolvieren, erklären beide Physiotherapeuten. In Luxemburg bietet die „Clinique du sport“ im CHL Eich entsprechende Analysen und Rat für Skifahrer.

Mit voller Konzentration

Das Training ist geschafft, die Koffer gepackt, der Urlaub kann beginnen. Sobald im Hotel eingecheckt, wird die Ausrüstung ausgepackt und schon geht es in Richtung Skilift. Aber Vorsicht! Physiotherapeut Luc Haas mahnt: „Man muss im Hinterkopf behalten, dass in jedem Moment etwas passieren kann und man sich nicht allein auf das Training verlassen sollte.“ Entspanntes Skifahren gelinge, wenn man sich mit dem eigenen Körper und der Fitness auseinandersetze, vorzugsweise nicht nur während der einen Woche Skiferien.

Zu einer gelungenen Skifahrt gehören enge Absprachen untereinander, zum Beispiel wenn man mit Freunden zusammenfährt. Während für die einen schwarze Pisten ein Muss sind, mögen die anderen es lieber gemütlicher. Beides muss kein Widerspruch bilden, sagen die Therapeuten. „Wir empfehlen, sich im Vorfeld ehrlich miteinander abzustimmen, was man sich unter Skifahren vorstellt. Und sich lieber am Ende der Fahrt an der Panorama-Bar treffen, statt frustriert nur dem Tempo des anderen hinterherzufahren.“

Stichwort Panorama-Bar und Après-Ski: Ein nicht zu unterschätzender Faktor bei Skiverletzungen sei der Alkohol, so die Experten. Besonders dann, wenn er vor der letzten Abfahrt ins Tal ins Spiel kommt.

„Man fährt nicht allein auf der Skipiste“, erinnert Luc Hass und spricht den rücksichtsvollen Umgang miteinander nicht nur im Schnee an. Sowohl erfahrene Skifahrer, die die Technik ihrer Mitfahrer einschätzen können, als auch Anfänger, die sehr mit sich beschäftigt sind und nicht auf ihr Umfeld achten und dadurch andere gefährden könnten, sollten sich in gegenseitigem Respekt üben, unterstreichen Haas und Zenner.

Entgegen aller Meinungen sind ältere Skifahrer nicht häufiger von Verletzungen betroffen als jüngere, berichten die Experten aus ihrer Praxis. Erstere hören eher auf ihren Körper, reflektieren ihr Verhalten im Hinblick auf mögliche Verletzungen und müssen sich nicht mehr beweisen, so die Therapeuten.

Kinésitherapie Käerjeng

Luc Haas und Yannick Zenner (und Team)
Tel.: 26 50 30 12
E-Mail: contact@kinekaerjeng.com
Web: kinekaerjeng.com
228a, avenue de Luxembourg
L-4940 Bascharage
Instagram: luc_haas; yannick zenner physio