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Dem Corona-Stress trotzenMit diesen Hobbys finden Sie zurück zur Ruhe

Dem Corona-Stress trotzen / Mit diesen Hobbys finden Sie zurück zur Ruhe
Bilder eines Hobbymalers: Frank Haase porträtiert hier die georgisch-französische Pianistin Katia Buniatishvili Foto: Frank Haase Privat

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Monatelanger Lockdown, strenge Verhaltensregeln, Einschränkungen persönlicher Kontakte – die Menschen müssen vieles ertragen und aushalten. Wie übersteht man diese schwierigen Zeiten, ohne den Lebensmut zu verlieren? Eine Möglichkeit ist, längst vergessene oder noch nie entdeckte Hobbys zu betreiben. Unsere Korrespondentin Elke Bunge hat herausgefunden, wie man dem Corona-Stress entgehen kann.

Der Sommer 2020 neigt sich dem Ende zu, die Tage werden kürzer und kühler. Die Zeiten, in denen man sich mehr und mehr im Innern von Wohnungen und Häusern aufhalten muss, nehmen zu. Gleichzeitig vermelden die Medien wieder steigende Infektionszahlen mit dem Coronavirus. In fast allen Ländern Europas werden die Maßnahmen für den Gesundheitsschutz und die Sicherheit der Menschen wieder strenger gehandhabt. Treffen mit Freunden, Besuche von Konzerten, in Theatern oder Museen sind teilweise oder vollständig untersagt. Der Mensch muss lernen, mit sich selbst und der nächsten Umwelt zurechtzukommen, ohne in Depressionen oder Angstzustände zu verfallen.

Doch wo einerseits Ein- und Beschränkung vorherrscht, öffnen sich andererseits auch neue oder zumindest längst vergessene Möglichkeiten. Corona hat das offizielle und öffentliche Leben weitgehend begrenzt. Fernreisen und überhaupt die üblich gewordene hektische Betriebsamkeit sind durch das geltende Regelwerk deutlich reduziert worden. Eine gute Chance, zu sich selbst zu finden und zu ergründen, was wirklich wichtig, was lebenswert und auch was unterhaltsam ist. Manch eine(r) entdeckt auf diesem Wege ganz neue Seiten und Interessen, findet in noch nie ausgeübten Tätigkeiten einen Sinn und einen Weg zu sich selbst.

Bei einem ihrer Streifzüge durch die Natur hielt die Hobbyfotografin Carina Leithold die Begegnung zweier Schwarzspechte fest
Bei einem ihrer Streifzüge durch die Natur hielt die Hobbyfotografin Carina Leithold die Begegnung zweier Schwarzspechte fest Foto: www.gluecksbegleiterin.de

Neue Freiheiten entdecken

Eines der in diesen Zeiten wohl zumeist gepflegten Hobbys ist das Wandern zu Fuß oder zu Rad. Die heimische Natur „durchstreunen“ gibt vielen einen neuen Blick auf die Lebensumwelt. Plötzlich entdeckt man heimische Besonderheiten, die man im jahrelangen Vorbeifahren im Auto oder mit der Bahn nie wahrgenommen hätte. Vor allem jetzt im ausgehenden Sommer und beginnenden Herbst gibt es in der Natur vieles zu entdecken – reifende Obstgärten oder Weinberge, beginnende Laubfärbung, eine faszinierende Tierwelt von Klein bis Groß. Viele Eindrücke von diesen Wanderungen oder auch nur langen Spaziergängen lassen sich im Bild festhalten – mit den inzwischen exzellenten Kameras der Smartphones oder mit hochauflösenden Digitalkameras.

So kommt man von dem einen Hobby, dem Wandern, gleich zum nächsten, dem Fotografieren. Und dabei entdeckt vielleicht so manch einer noch in den Tiefen von Kellern und Dachböden eine längst vergessene Dunkelkammer und kehrt zur analogen Fotografie zurück – Bilder nicht nur mit Bearbeitungsprogrammen zu gestalten, sondern noch mit der guten alten Blende, der Belichtungszeit sowie dem genauen Einmessen im Vergrößerungsapparat kann nicht nur eine hohe ästhetische und künstlerische Befriedigung schaffen, sondern auch die Sinne für genaue Beobachtung und Wahrnehmung der Umwelt schärfen.

Die neue Freiheit, die sich en passant dabei entdecken lässt, lautet: Es muss nicht alles schneller, höher und weiter gehen. So geht es Carina Leithold. Die junge Frau hat sich schon vor Jahren neben einem tristen Bürojob der Fotografie verschrieben. Und sich seither in Kursen und Selbststudium so perfektioniert, dass sie das Hobby erfolgreich zum Beruf machen konnte. Gerade in Krisenzeiten ist für sie die Natur ein Anker, der Ruhe und Ausgeglichenheit schenkt und zum Leben im Moment einlädt. „Ich gehe oft morgens hinaus, allein, in Stille, mit wachen Sinnen und lasse mich überraschen, was mir begegnen wird. Ob nun ein See im Morgennebel, aus dem sich eine glutrote Sonne erhebt, ein schlafender Schmetterling mit Tautropfen, die sich wie Perlen aneinanderreihen, oder der Ruf des Schwarzspechts, der mich mit etwas Glück zu seiner Höhle führt … alles ist magisch. Und ich bin dankbar, diese Momente nicht nur mit der Kamera, sondern auch mit dem Herzen erfassen zu können.“

Die französische Schauspielerin Sophie Marceau aus der Sicht von Hobbymaler Frank Haase
Die französische Schauspielerin Sophie Marceau aus der Sicht von Hobbymaler Frank Haase Foto: Frank Haase

Gestalten mit den eigenen Sinnen

Noch weiter weg zu den Wurzeln der bildnerischen Kunst führt die Malerei. Auch sie, das Zeichnen oder das Bildhauern kann in diesen unruhigen Zeiten fast kontemplativ zur eigenen Erholung und Besinnung führen. So geht es dem Betriebswirtschaftler Frank Haase, der die bildende Kunst zum Ausgleich für eine anstrengende berufliche Tätigkeit erkoren hat. Zwar bringt Haase als studierter Industriedesigner die technischen Voraussetzungen für seine Kunst mit, doch die Malerei betreibt er – wenn auch auf hohem Niveau – als Hobby. Sein Credo: „Wenn ich Kunst mache, bin ich ganz bei mir. Früher habe ich beim Malen noch Musik gehört, heute bleibt es still, denn ich vertiefe mich so sehr in mein Arbeiten, dass ich ohnehin nichts von außen mitbekomme. Das schenkt mir unglaublich viel Ruhe und Kraft. Und es tut gut zu sehen, wie etwas entsteht und wie man seine Fähigkeiten weiterentwickelt. Es lenkt den Fokus weg von der täglichen Nachrichtenlage auf etwas Positives. Und das tut sehr gut.“

Sicher wird es nicht allen Hobbymalern, -zeichnern oder -fotografen gelingen, ihre Arbeiten auch auf Ausstellungen präsentieren zu dürfen oder gar einen Beruf daraus zu machen wie die beiden Genannten. Doch darum geht es beim Schaffen gar nicht – die Freude an der eigenen Kreation, die tiefe innere Ruhe, die man erlangen kann, dies können schon die lohnenswerten Ziele sein.

Die erreicht man auch beim Lesen eines guten Buches – sich in die Sprache, die Gedankenwelt eines Autors zu versetzen, kann nicht nur Genuss, sondern auch das Erweitern des eigenen Horizonts bedeuten. Der nächste Schritt wäre dann das Schreiben. Dabei muss es sich nicht um eine Erzählung, einen Roman oder um Lyrik handeln. Schon das Aufschreiben täglicher Begebenheiten, das Führen eines Tagebuchs oder auch die altmodische Variante, an Freunde einen „richtigen“ Brief zu schreiben, kann helfen, die gegenwärtigen Probleme und Herausforderungen zu deuten und zu lösen. Hinzu kommt die Freude: Wann hat man schon mal den Briefkasten geöffnet und ihm anderes entnommen als Rechnungen oder Werbung?

Körper und Geist trainieren

Regelmäßiges Wandern, wie oben beschrieben, kann den Körper trainieren und das Abwehrsystem stärken. Doch auch im Haus oder Garten ist genügend Platz für Bewegung. Von Gymnastik über meditatives Yoga bis hin zum Gärtnern reichen viele Hobbys, die Freude bereiten und gleichzeitig die Gesundheit fördern.

Welche Bewegung, welcher Sport auch immer – Mannschaftssportarten derzeit mal ausgeschlossen – unser Körper will trainiert und gesund sein. Herbst und Winter kommen und mit ihnen zusätzlich zu den Coronaviren die Erkältungskrankheiten. Davor sollte man gewappnet sein – mental und eben auch körperlich.

Erdinger
24. September 2020 - 13.47

Ich lese und höre Audiobooks, die binnen Sekunden ohne Infektionsgefahr auf meinem Kindle landen.
Besser geht nicht.