Die Stiftung „natur&ëmwelt“ betreut zahlreiche Naturschutzgebiete in Luxemburg. Eines davon ist das ungefähr zwei Hektar große Ourtal, das sich in der Gemeinde Clerf im Norden von Luxemburg befindet und durch seine Artenvielfalt auszeichnet. Hier sind unter anderem Bachmuschel, Uhu, Eisvogel und der Schwarzstorch zu Hause.
Mitten im Ourtal finden Besucher die Kalborner Mühle („Kalbermillen“) in Heinerscheid. Die ehemalige Mühle wurde erstmals 1728 schriftlich erwähnt, heute dient der Gebäudekomplex dem Naturschutz der Region. Die historischen Gebäude der „Kalbermillen“ werden seit 2007 schrittweise renoviert und für verschiedene Zwecke genutzt. Dazu gehören eine Zuchtstation für Süßwassermuscheln, ein Wassererlebniszentrum (WEZ) und ein Ausstellungsraum, in dem sich Besucher über die „Natura 2000“-Schutzgebiete in Luxemburg und Europa informieren können.
Ein Garten im Zeichen des Artenschutzes
Das Wassererlebniszentrum liegt direkt an der Our. Es bietet Lehr- und Informationsveranstaltungen für Interessierte aller Altersgruppen – vom Kindergarten über die Grundschule bis hin zu Lyzeum und Universität. Ob bei Wanderungen in der Our oder bei einer Schatzsuche auf dem Gelände der Mühle, hier sollen die Teilnehmer alles Wissenswerte über Wasserorganismen und die Natur in der Umgebung erfahren. Außerdem ist das Zentrum Anlaufstelle für Exkursionen in den Bereichen Ökologie, Limnologie, Botanik und Geologie.
Die Seminarteilnehmer lernen, die verschiedenen Wassertiere zu analysieren. Dafür werden Mikroskope, Computer und weitere Laborgeräte zur Verfügung gestellt. Aber auch die Gewässer selbst sind Gegenstand der Untersuchungen. Studenten können beispielsweise die Gewässergüte in der Our bestimmen oder das Fließwasser der Our mit dem des Baggersees in Weiswampach vergleichen. Auch Längszonierungen können unter die Lupe genommen werden, um die Fischzonen in der Our zu untersuchen.
Darüber hinaus ist das Wassererlebniszentrum für seinen Naturgarten bekannt. Seine Gestaltung dient als Vorbild für Gartenbesitzer, die sich für den Schutz von Tierarten starkmachen wollen. Tipps dazu sind auf Informationstafeln vor der Mühle zusammengefasst. Diese leicht umsetzbaren Ideen sollen helfen, den Tieren einen besseren Lebensraum, Brutplatz, Verstecke und auch Nahrung zu bieten. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich für eine der Gruppenführungen anmelden, die die Stiftung zum Thema anbietet.
Die Muschelzuchtstation
Ein wichtiger Teil des Wassererlebniszentrums ist die Muschelzuchtstation. Im Mittelpunkt stehen hier die Flussperlmuschel und die Bachmuschel, zwei bedrohte Arten, die die Mitarbeiter wieder in die Großregion zu etablieren versuchen. Beide Arten können in geeigneten Gewässern in Luxemburg, Deutschland und Belgien leben.
Die Flussperlmuschel ist vom Aussterben bedroht und in Luxemburg nur dank der Zucht in der „Kalbermillen“ zu finden. Flussmuscheln sind essenziell für das Ökosystem – sie filtrieren pro Tag bis zu 50 Liter Wasser. Die Muscheln werden in der Zuchtstation aufgezogen, bis sie groß genug sind, um nicht mehr eingegraben im Flussbett zu leben. Dies erhöhe ihre Überlebenschancen, erklären die Verantwortlichen.
Allerdings gestaltet sich die Zucht sehr aufwändig: Die Larven der Muscheln werden gesammelt, nachdem sie von erwachsenen Muscheln ausgestoßen wurden. Diese Larven sind weniger als einen halben Millimeter groß. Ihre Aufgabe ist es, sogenannte Wirtsfische zu infizieren.
In der Zuchtstation werden die Tiere dann in Boxen in Schränken mit geregelter Temperatur und Algen großgezogen. Diese Muscheln wachsen jedoch sehr langsam. So dauert es etwa vier Jahre, bis sie eine Größe von zwei bis maximal drei Zentimeter erreichen. Nach Erreichen dieser Größe können sie aus der Zuchtstation freigelassen werden.
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