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BildungIm Eiltempo zum Polyglotter? Zum Sprachenlernen in Luxemburg

Bildung / Im Eiltempo zum Polyglotter? Zum Sprachenlernen in Luxemburg
Mehrsprachige Menschen sind in Luxemburg die Regel. Doch wie legt man sich am besten an, wenn man eine neue Sprache lernt? Foto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

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Luxemburg ist ein multikulturelles Land. Das zeigt schon allein ein Blick auf unsere Bevölkerungsstatistik. Darüber hinaus ist das Großherzogtum ein Zentrum der internationalen Politik und Wirtschaft. Es bietet sich also geradezu an, außer unseren Grundsprachen auch noch fremde Idiome zu lernen. Unsere Korrespondentin Elke Bunge interessierte sich dafür, wie man relativ einfach zum Polyglotter werden kann.

Sprachen lernen ist für Luxemburger nichts Ungewöhnliches. Bereits im Grundschulalter erlernen unsere Kinder neben der zu Hause gesprochenen Muttersprache die jeweils noch beiden anderen Hauptsprachen, die im Großherzogtum gepflegt werden. Somit können sich viele Kinder auf Deutsch, Französisch und Luxemburgisch ausdrücken. Neben der Familie als sprachlichen Bezugspunkt leisten hier vor allem Vor- und Grundschule eine grundsätzliche Arbeit, um den Kindern einen auch grammatikalisch und orthografisch korrekten Umgang mit Sprache zu vermitteln.

Doch es gibt nichts, das sich nicht noch verbessern ließe. Eine Forschungsgruppe an der Uni Luxemburg beschäftigt sich mit der sprachlichen und kognitiven Entwicklung der Kinder. Die Psychologen und Sprachforscher unter Leitung von Pascale Engel de Abreu fanden in einer Studie mit Kindern ausschließlich Luxemburger Eltern heraus, dass zum Erlernen der beiden „Fremdsprachen“ Deutsch und Französisch sowohl die Bereiche des Gehirns, die das sogenannte Arbeitsgedächtnis enthalten, als auch jene, in denen phonologische Fähigkeiten zum Erkennen von Lauten und Sprachteilen entwickelt werden, benötigt werden. Nur im Zusammenspiel gelingt es, sowohl grammatikalische und orthografische Regeln (Arbeitsgedächtnis) zu lernen, als auch gesprochene Sprache zu verstehen und wiedergeben zu können (phonologische Fähigkeiten). Eine Schlussfolgerung, die für Sprachlernmethoden relevant sein kann.

Vokabelheft oder Sprache fühlen?

Erinnern wir uns an die eigene Schulzeit: Sprachunterricht lief – egal, welches Idiom erlernt wurde – stereotyp gleich ab. Lektion für Lektion wurde erarbeitet, Vokabelhefte wurden geführt und die darin notierten Wörter ebenso auswendig gelernt wie Grammatik- und Rechtschreibregeln. Im Ergebnis hatte man ein Sprachwissen, das man – wenn es im Alltag jenseits unserer Landesgrenzen gefragt war – nicht oder nur sehr stockend abfragen konnte. Eine EU-Studie besagt, dass nur 16 Prozent der Menschen, die auf diese Weise eine Fremdsprache erlernten, auch in der Lage sind, diese flüssig anwenden zu können.

Immer mehr setzen sich daher Lernmethoden durch, die eine neue Sprache erst einmal erfühlen lassen. Probieren wir also aus, eine neue Sprache wie einst die „Muttersprache“ zu erlernen. Dazu setzen wir uns dem Klang der neuen Sprache aus – das kann heute neben einem Aufenthalt im Ausland auch auf vielen visuellen und Audiokanälen geschehen. Bei steter Wiederholung werden wir bald nicht nur den Sinn des Gesprochenen erfassen, sondern auch durch den Klang bestimmter Sprachmuster Regeln – die Grammatik – erkennen. Wir trainieren also unsere phonologischen Fähigkeiten.

In einem weiteren Schritt können wir versuchen, das Gehörte und Gelernte selbst sprechend wiederzugeben. Das kann manchmal bei Fehlinterpretationen einen Lacherfolg hervorrufen, doch die ständige Wiederholung wird uns zur Sprachkenntnis führen.

In kleinen Schritten vorangehen

Moderne Sprachlehrende empfehlen, in kleinen Schritten vorzugehen. Einfache Texte zu lesen, kleine Filmepisoden anzuschauen. Wie bei allen auszubildenden Fähigkeiten spielt natürlich das kontinuierliche Training eine große Rolle. Dabei muss man zunächst nicht jedes einzelne Wort verstehen, sondern sollte sich das Ziel stellen, den Sinn zu erfassen. Mit der Zeit, so werden wir erfahren, vergrößert sich das eigene Vokabular – eben genauso, wie wir es von unserer Muttersprache kennen. Wählen wir dann Formen von Unterricht, macht es Sinn, sich diesen von einem/r Muttersprachler/in in der Fremdsprache erteilen zu lassen.

Wurde die erste Sprachgrundlage im Unterricht geschaffen, gibt es mehrere Möglichkeiten, sie privat zu verbessern. Eine davon sind sogenannte Sprach-Tandems. Eine Luxemburgerin, die Deutsch oder Französisch anbieten kann und Italienisch lernen will, sucht zum Beispiel eine Italienerin, die ihr Deutsch oder Französisch verbessern möchte. Gesprochen wird abwechselnd mal die eine und mal die andere Sprache. In einem multikulturellen Land wie Luxemburg findet man bestimmt jemanden über den Bekanntenkreis, die Arbeitsstelle oder den Sportverein, der Interesse an einem solchen Austausch zeigt. Wird man hier nicht fündig, gibt es im Internet eine Plattform namens tandem.net. Hier lassen sich Tandem-Kontakte auch über größere Distanzen per Video-Chat realisieren.

Es mag sicher ruhmreich sein, sich als Polyglotter – das heißt: in mehreren Sprachen bewandert – bezeichnen zu können. Doch Experten raten dazu, Sprachen nicht parallel, sondern eine nach der anderen zu lernen.