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SerieHistorisches und architektonisches Esch (54): Kino Rex

Serie / Historisches und architektonisches Esch (54): Kino Rex
Die Fassade des ehemaligen Kinos Rex erinnert an die große Leinwand im Inneren Foto: © Christof Weber, 2020

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Es war der Deutsche Alois Hirdt, der ab 1902 sein Wanderkino, den „Kinematographen“, alljährlich zur Escher Pfingstkirmes mitbrachte. Ab 1908 fanden die Vorführungen dann im Café Garçon-Fettes am Marktplatz statt. 1911 eröffnete Hirdt, dem ebenfalls Kinos in Metz gehörten, das Palast-Cinéma oder Palast-Theater in der 5, rue de la Poste zwischen dem Haus Müller (später Belle Jardinière) und dem Haus Claude (später Bata-Schuhgeschäft), mit dem Elsässer Alex Strobel als Geschäftsführer. Es wurde auch „Kino Strobel“ im Volksmund genannt.

Die Blütezeit des Kinos in Esch begann in den 1920er Jahren. 1921 entdeckte der Notar Ad Gantenbein dieses lukrative Geschäftsfeld für sich und ließ am Brillplatz den Nouveautés-Palace errichten. 1923 übernahm er das Palast-Theater (das er 1928 verkaufte) gemeinsam mit seinen Partnern, den Luxemburger Rechtsanwälten Michel Gehrend und Hubert Loutsch, Letzterer ein ehemaliger Abgeordneter und Luxemburger Staatsminister (1915-1916) aus den Reihen der Rechtspartei sowie Präsident der Versicherungsgesellschaft La Luxembourgeoise. Ihrer „Société luxembourgeoise d’exploitation cinématographique“ gehörte auch das Kino Metropol, das 1921 gegenüber dem Kino von Hirdt und Strobel seine Türen öffnete. 1922 eröffnete der Wirt Jos Hoferlin seinerseits das UT – Union-Theater-Lichtspiel – in der rue d’Audun (heute boulevard J. F. Kennedy). Kurz vor seinem Tod im Jahre 1931 weihte Ad Gantenbein schließlich das Kino Moderne (rue Victor Hugo) ein.

Das Projekt von Georges Reckinger, u.a. Eigentümer des Ciné Capitole in Luxemburg-Stadt, ein neues Kino auf dem Brillplatz zu bauen, rief heftige Reaktionen bei den anderen Kinobetreibern in Esch hervor, allen voran bei der Familie Gantenbein, die über diesen neuen Konkurrenten nicht erfreut war. Sie forderten die Gemeinde auf, den Bau zu verhindern. Das Nouveautés-Palace lag nur einen Katzensprung von der geplanten neuen Anlage entfernt.

Die Kaufleute der Stadt hingegen begrüßten jede Initiative zur Steigerung der Attraktivität des Stadtzentrums. „In Anbetracht, dass der Brillplatz sowie die anstossenden Strassen als Geschäftslage vollständig verödet sind, haben die Unterzeichneten (54 Unterschriften) grösstes Interesse daran, dass durch einen Kino-Neubau die Aktivität dieses Stadtviertels bedeutend gehoben werde, was bestimmt durch die Menschenzufuhr, die Lichtreklamen etc. eines Kino-Neubaus erreicht würde.“ Schließlich öffnete das Kino Rex am 6. Oktober 1938 seine Pforten. 20 Jahre später eröffnete Georges Reckinger in Esch ein weiteres Kino, das Empire (1958), zeitweise das größte Kino des Landes, und übernahm 1959 das UT.

Die Konzeption des neuen Kinos war das Werk des Escher Architekten Nicolas Schmit-Noesen (1899-1964). Als Planer zahlreicher Villen und Renditeobjekte arbeitete er zusammen mit Paul Flesch am Postgebäude in Esch. Schmit-Noesen schöpfte aus einem Repertoire verschiedenster Stile und setzte diese je nach Gebäudetyp und Geschmack der Bauherren ein.

In den 1920er und 1930er Jahren entwickelte die Architektur der Kinosäle spezifische Merkmale, die die modernen und verträumten Aspekte des Films aufgriffen. Durch ihre Typologie unterschieden sie sich in der Regel deutlich von den umliegenden Gebäuden. Beim Rex übernahmen der Architekt und der Eigentümer den Art-déco-Stil.

Für das Rex entwarf der Architekt Schmit-Noesen zwei Varianten der Fassade mit Blick auf den Brillplatz. Der Kunde wählte die dynamischere von beiden. Schon von weitem fiel die große Öffnung für ein riesiges Plakat auf. Sie vermittelte die Illusion einer von Vorhängen umrahmten Leinwand, die das Innere des Gebäudes widerspiegelte. Die Vitrinen im Erdgeschoss versuchten mit den Ankündigungen neuer Filme, die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zu ziehen. Wie auf Fotos aus jener Zeit zu sehen ist, hob sich die weiß verputzte Fassade des Kinos Rex mit ihren traditionellen Quaderfassaden markant von den benachbarten Geschäftshäusern ab. Der von den lokalen Händlern erwünschte Effekt einer Aufwertung des Viertels wurde somit vollständig erreicht.

Natürlich hatte das Kino auch in Bezug auf Komfort und Ausstattung hohe Ansprüche. Eine Anzeige von 1948 versprach: „Das bequemste und eleganteste Kino des Großherzogtums Luxemburg.“ Im dritten Stock beherbergte das Gebäude eine Wohnung für den Kinobetreiber.

Wie die anderen Kinos in Esch blieb auch das Rex nicht von der Krise verschont, die mit dem Erscheinen des kleinen Fernsehbildschirms die große Leinwand ab den 1950er Jahren traf. Der Nouveautés-Palace wurde 1957 abgerissen, das UT 1964 geschlossen, das Rex 1968, das Metropol 1970, das Empire 1978 und das Moderne 1981.

Das alte Kino Rex wurde im Laufe der Zeit mehrfach umgebaut. Am 25. November 1965 zerstörte ein Großbrand einen Teil des Gebäudes. Lange Zeit war die ursprüngliche Fassade hinter einer Aluminiumverkleidung des Cactus-Supermarkts verborgen, doch konnte sie insbesondere dank der Intervention des Architekten Camille Robert erhalten werden. Heute ist sie im oberen Teil wieder sichtbar.