Auch wenn die nordamerikanischen Ureinwohner Landschaften vergeistigen, ihnen Erhabenheit und Ehrwürdigkeit zusprechen und in ihnen eine Manifestation des „Großen Geistes“ sehen, der sich ihnen überall in der Natur offenbart, ist es laut europäischer Sicht den Himmelsstrichen wahrscheinlich ziemlich egal, ob die Menschen sie als schön von einem ästhetischen und philosophischen Standpunkt aus in Augenschein nehmen.
Für sich selber genommen ist der Grand Canyon weder schön noch erhaben, er ist einfach nur ein Riss im Felsen. Erhaben wird er erst durch den Blick des Menschen, der ihn betrachtet. In der Quantenphysik redet man schon seit geraumer Zeit von der Verschränkung des Beobachters und des beobachteten Objekts. Man ist immer Teil der Wirklichkeit, die man sich anschaut und beschreibt, was sich auch bezüglich der wunderbaren Landschaftsbilder der hier vorgestellten Wandkalender als wahr enthüllt.
Harmonie und Idyll
Der neue Jahrweiser „Phantastische Landschaften 2022“ (1) bietet außergewöhnliche Aufnahmen von faszinierenden Gegenden und nimmt den Beobachter mit zu den imposantesten Naturschauplätzen der Welt, wobei die ausdrucksstarken Fotografien und besonderen Lichtstimmungen von der Großartigkeit und Formenvielfalt der Erde zeugen, was z.B. das herrliche Bild des Coal Mine Canyons im Hopi-Reservat (Arizona/USA) bekundet.
Der Kalender „Küstenwelten 2022“ (2) hingegen setzt auf die universelle Sehnsucht nach dem Meer, die viele Menschen dieser Welt verbindet, spielt mit der Magie von Wasser, Wellen und Weite, der sich kaum jemand entziehen kann, und entführt zu zwölf bezirzenden Gestaden rund um den Globus – von den Felsklippen der Algarve über die irische Steilküste bis hin zu den ausgedehnten Stränden Neuseelands.
„Landschaft im Licht 2022“ (3) heißt das neue Werk des Geländefotografen Stefan Hefele, der in seinen atemberaubenden Bildern die Kräfte der Naturelemente einfängt und u.a. in seiner beispielhaften Aufnahme aus dem Canyonlands-Nationalpark (Utah/USA) zeigt, wie Wasser, Wind und Frost außergewöhnliche Felsformationen in den Sandstein graben und riesige Canyons entstehen lassen.
Mit der Neuerscheinung „Sehnsuchtsorte 2022“ (4) kann man als kleines Trostpflaster für entgangene Reiseabenteuer all die magischen Orte in stimmungsvollen Fotografien erleben, die man schon immer wegen ihrer Schönheit und Aura besichtigen wollte, wie z.B. die einzige direkt am Meer gelegene Maya-Stätte Tulum, die ihre Blütezeit in der postklassischen Periode zwischen 900 und 1500 erreichte.
Chaos und Inferno
Wenn der Mensch aber als Umweltsünder die von ihm als schön und erhaben empfundene Landschaft quält und das Klima über die Maßen in Wallung bringt, schlägt die Natur zurück und lässt die Welt Achterbahn fahren. Sie reagiert mit Hitzewellen, Dürren und Waldbränden, mit Starkregen, Unwettern und Überschwemmungen. Was der Klimawandel mit verschärften Wetterextremen weltweit anrichtet, welche Strategien dagegen helfen und was für die Menschheit letztendlich auf dem Spiel steht – das bringen neue Sachbücher kenntnisreich, schonungslos und eindrucksvoll auf den Punkt:
– Peter D. Ward: „Die große Flut“ (5): Inmitten der Auswirkungen des Klimadramas wird das Meer sich als eine der schwerwiegendsten Bedrohungen für viele Menschen erweisen, denn mit dem Anstieg der Ozeane wird es zur Überflutung von Küstenstädten kommen und zur Unbrauchbarkeit von Ackerland durch eindringendes Salz.
– Sven Andersen: „Der Weg aus der Klimakrise“ (6): Für den Autor liegt in der Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre der „Casus knacksus“ des Klimawandels. In seinem Buch tut er, was laut ihm bisher noch nie jemand getan hat: „das Einmaleins der Emissionen aus Sicht eines Emissionsexperten erklären und die Säulen des Klimaschutzes somit viel präziser begreifen“.
– Franz Alt: „Nach Corona – Unsere Zukunft neu gestalten“ (7): Für Franz Alt ist die Covid-19-Pandemie die Stunde der Wahrheit, die uns auf die Folgen der Klimaerhitzung, des globalen Waldsterbens und der industrialisierten Landwirtschaft aufmerksam macht. Der dritte Weltkrieg, den wir heute gegen die Natur führen, die nicht mit sich verhandeln lässt, ist ein Krieg der Menschen gegen alle anderen Arten – und gegen uns selbst.
Der Mensch kann diesen Weltkrieg nur dann überleben, wenn er lernt, sich selbst als das Land zu empfinden. Er muss wahrhaben, dass seine Augen der Himmel sind, seine Glieder die Bäume. Er muss sich wahrnehmen als der Fels und die Wassertiefe und endlich begreifen, dass er selbst Natur ist.
Kalender- und Büchertipps
(1) „Phantastische Landschaften 2022“ (Ackermann Kunstverlag, München 2021, Wandkalender, Titelbild, zwölf Monatsblätter, Spiralbindung, Querformat 54 x 48 cm, 32,00 €, ISBN 978-3-8384-2227-5);
(2) „Küstenwelten 2022“ (Ackermann Kunstverlag, München 2021, Wandkalender, Titelbild, zwölf Monatsblätter, Spiralbindung, Querformat 54 x 42 cm, 28,00 €, ISBN 978-3-8384-2245-9);
(3) „Landschaft im Licht 2022“ (Palazzi Kalenderverlag im Vertrieb der Neumann Verlage GmbH, D – Grefrath 2021, Posterkalender mit Titelbild und zwölf Monatsblättern, Spiralbindung, Großformat 60 x 50 cm, 40,00 €, EAN 42 517343 0024 9);
(4) „Sehnsuchtsorte 2022“ (Korsch Verlag, D – Gilching 2021, Wandkalender, Titelbild, zwölf Monatsblätter, Spiralbindung, Querformat 58 x 39 cm, 19,95 €, ISBN 978-3-7318-5624-5);
(5) Peter D. Ward: „Die große Flut – Was auf uns zukommt, wenn das Eis schmilzt“ (oekom verlag, München 2021, 250 Seiten, Klappenbroschur, 22,00 €, ISBN 978-3-96238-249-0);
(6) Sven Andersen: „Der Weg aus der Klimakrise – Endlich sagen, was Sache ist. Endlich wollen, was hilft. Endlich tun, was wirkt“ (Quadriga Verlag in der Bastei Lübbe AG, Köln 2021, 320 Seiten, Hardcover, 20,00 €, ISBN 978-3-86995-109-6);
(7) Franz Alt: „Nach Corona – Unsere Zukunft neu gestalten“ (Patmos Verlag in der Schwabenverlag AG, D – Ostfildern 2021, 284 Seiten, kartoniert, 24,00 €, ISBN 978-3-8436-1319-4)
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