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KinderwissenDie Eule – Jäger der Nacht

Kinderwissen / Die Eule – Jäger der Nacht
Eine männliche Schleiereule namens Rucker ruht sich in ihrem Gehege aus während der Ausstellungseröffnung vom Eulen Rendez-vous im Kanadischen Naturmuseum in Ottawa Foto: dpa/Sean Kilpatrick

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Als nachtaktive Wesen haben Eulen für den Menschen schon immer eine besondere Rolle gespielt. Einzigartig sind ihre großen Augen mit dem starr nach vorne gerichteten Blick, die den Menschen seit jeher faszinieren. Weltweit gibt es 200 verschiedene Arten dieser Raubvögel, von denen Elke Bunge hier berichtet.

Der Körperbau von Eulen ist einzigartig, denn der Kopf ist im Vergleich zu anderen Vögeln sehr groß. Doch noch auffälliger sind ihre starren, nach vorne gerichteten unbeweglichen Augen. Wollen die Vögel seitlich von ihnen etwas wahrnehmen, müssen sie den gesamten Kopf drehen. Und da sind sie sehr beweglich, denn sie können ihn bis zu 270 Grad drehen – und das in jede der beiden Richtungen. Damit beobachten sie ihr gesamtes Umfeld lautlos, ohne den restlichen Körper zu bewegen.

Lautlose Nachtjäger

Tagsüber sitzen die nachtaktiven Tiere meist in alten Baumhöhlen, Felswänden oder auf Baumkronen. In der Abendstunde beginnt dann ihre aktive Zeit und sie gehen auf die Jagd. Um dabei erfolgreich zu sein, helfen ihnen ihr ausgesprochen gutes Gehör und ihre fantastischen Augen. Die Tiere sehen viel besser als wir Menschen, da sie über sehr viele Sehzellen auf der Netzhaut verfügen. So können sie auch bei schwachem Licht Beutetiere erkennen. Von ihren Opfern werden sie oft gar nicht wahrgenommen, da sich die Eulen nahezu lautlos in der Luft bewegen können. Dabei hilft ihnen eine ganz besondere Form des Federkleides an ihren Flügeln. Da sie in der Dämmerung und in der Nacht auf die Jagd gehen, gibt es für die meiste Beute kein Entrinnen. Denn sie hören und sehen die nahende Gefahr nicht.

Eulen fressen meist Mäuse, Käfer oder Insekten. Aber auch Echsen, Frösche oder Vögel gehören zu ihrer Beute. Der mächtige Uhu erlegt sogar Tiere bis zur Größe eines Hasen oder eines Rehkitzes. Die lautlosen Gleiter fressen ihre Opfer meist im Ganzen oder mit wenigen Bissen. Unverdauliches, wie Fell, Zähne oder Knochen, werden dabei einfach mitverschlungen. Nach ihrer Mahlzeit spucken sie die unverdaulichen Reste in grauen Klumpen wieder aus – dem sogenannten Gewölle. Forscher können anhand der Zusammensetzung des Gewölles sogar erkennen, wovon sich die Eule gerade ernährt hat.

Eulen in Luxemburg

Weltweit gibt es etwa 200 Eulenarten. Fünf davon kann man auch in Luxemburg beobachten. Dazu zählen der Uhu, die Waldohreule, die Schleiereule, der Steinkauz und der Waldkauz.

Der größte europäische Eulenvögel ist der Uhu. Er hat eine Flügelspannweite von 1,70 m bei einer Größe von etwa 70 Zentimetern. Damit ist er ein richtiger Riese unter den nachtaktiven Vögeln. Durch seine Größe hat er kaum Feinde. Er brütet gern an steilen Felswänden und in Steinbrüchen, mittlerweile auch in leerstehenden Gebäuden oder auf Mülldeponien.

Die Waldohreule wird etwa 33 bis 40 cm groß, sie ist also nur etwa halb so groß wie ein Uhu. Sie bewohnt gern Wälder, die sich in der Nähe von offenen Flächen befinden. Besonders markant sind ihre Federohren. Als Nistplätze sucht sie sich gern verlassene Krähennester aus.

Die Schleiereule ist eine helle Eule mit langen Fängen. Sie sieht sehr speziell aus, denn ihr Federkleid wirkt, als hätte sie einen weißen Gesichtsschleier über dem Kopf. Sie brütet gern in der Nähe des Menschen, zum Beispiel in alten Scheunen oder Kirchtürmen. Auch angebrachte Nistkästen nutzt sie gern als Brutstätte. Hier findet sie auch ihre Nahrung: Auf Bauernhöfen wird oft Getreide gelagert, und wo Getreide ist, sind auch oft Mäuse.

Der Steinkauz lebt gern auf Feldern, Wiesen und in Gärten mit Gehölzen. Sein Gesichtsausdruck erscheint eher streng, dies kommt durch die weißen Augenbrauen, die aus seinem braun-beige gemustertem Gefieder hervorstechen. Er brütet gern in Gebäudenischen, Steinmauern, Baumhöhlen oder an Felswänden.

Der Waldkauz ist in Europa weit verbreitet. Er hat ein rost- bis graubraunes Gefieder mit dunklen Punkten. Zwei helle Stirnbrauen und der große Kopf lassen das Tier sehr freundlich aussehen. So ist es nicht verwunderlich, dass Waldkäuze auch gern als Plüschtiere zu finden sind.

Der Totenvogel

Und doch ist es gerade dieser Vogel, der den Menschen lange Zeit unheimlich erschien, ja sogar als „Totenvogel“ bezeichnet wurde. So beobachteten die Menschen im Mittelalter, dass der Waldkauz auffallend oft in der Nähe von Häusern auftauchte, in denen ein Familienmitglied im Sterben lag. Und wenn die Kauzweibchen ihren Ruf „Ku-witt, Ku-witt“ ertönen ließen, so hörten die Menschen im deutschsprachigen Raum „Komm mit“ und dachten, der Vogel riefe den Sterbenden ins Reich der Toten.

Dabei hatte das Erscheinen der Käuze eine ganz natürliche Erklärung: In den Zimmern der Todkranken wurde stets ein Licht unterhalten, dessen Schein lockte allerlei Fliegen und Falter an. Diese Insekten wiederum riefen die Vögel auf den Plan, die nach ihnen jagten.