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Groovy & SnappyDer größte lebende Tote Amerikas: Elvis ist zurück

Groovy & Snappy / Der größte lebende Tote Amerikas: Elvis ist zurück
Elvis Presley Foto: www.bridgemanimages.com

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Er verschmolz schwarzen Rhythm-and-Blues mit weißem Country zu aufregendem Rock ’n’ Roll, zu dessen Gralshüter er sich aufschwang. René Oth dokumentiert Elvis Presleys Rückkehr im Film, auf Schallplatte und CD.

Googelt man das Suchwort „Elvis“, erhält man zwei Milliarden Rekordtreffer, obwohl der King des Rock ’n’ Roll uns heute sehr weit entrückt vorkommt, was das in Bonbon-Farben und 50er-Jahre-Ästhetik schwelgende „Elvis“-Biopic des Bling-Bling-Regisseurs Baz Luhrmann zu korrigieren versucht, das als aufwendiges Hollywood-Spektakel auf dem rezenten Filmfestival von Cannes außerhalb des Wettbewerbs seine Weltpremiere feierte.

Wenn auch Luhrmann linear durch die Stationen von Presleys Leben führt, vom ersten Kontakt mit Gospel und Blues, vom Plattendeal bei Sun Records und dem Wechsel zum Majorlabel RCA, verdichtet er jedoch Bild und Ton zu einer beständigen Achterbahnfahrt – „schnell und laut und mehr Schnitten, als das menschliche Gehirn verarbeiten kann“ (David Steinitz, Süddeutsche Zeitung), sodass der Kinogänger „sich am Ende ähnlich durchgenudelt fühlt wie der erschöpfte, ausgebrannte Elvis auf der Leinwand“.

„Aloha from Hawaii“ (1)
„Aloha from Hawaii“ (1)

Er versprüht noch immer „A Big Hunk O’ Love“

Dass Elvis Presley sein Publikum wirklich am schnippenden Finger hatte, bewies 1972 sein gekonnter Auftritt mit Step und Ton, mit „showmanship“ und Überzeugungskraft in der weltweit ausgestrahlten Live-Fernsehshow „Aloha from Hawaii“ (1), in der er „Show, Shake and Shout“ auf seinen rhythmusbeflissenen und gesangbesessenen Rock-’n’-Roll-Standards aufs Beste synchronisierte.

Der Mitschnitt dieses einmaligen Konzertes, der noch immer auf vier LPs von Presleys Hauslabel RCA über Bear Family Records vertrieben wird, lässt die aufregenden Schwelltöne von Elvis, seine vollmundigen Koloraturen und sein rundes, samtiges Timbre einwandfrei zu Gehör kommen und Spannungen aufbauen und wieder zerbröckeln wie in seinen „Rock ’n’ Roll-Heydays“ der fünfziger Jahre, als er das einzigartige Glück hatte, über die Creme der Sessionsmusiker zu verfügen – wie den Bassisten Bill Black, den Gitarristen Scottie Moore und den Pianisten Floyd Cramer, mit denen er einen der bezirzendsten Rock-’n’-Roll-Songs aufnahm, das aufwühlende „A Big Hunk O’ Love“, das inmitten seiner hier versammelten Hits durch eine fantastische rhythmische Aufheizung hervorsticht.

The Elvis Presley Connection Vol. 2
The Elvis Presley Connection Vol. 2

Der Weiße mit dem „schwarzen Sound“

Die neuen Zusammenstellungen „The Elvis Presley Connection, Vol. 1, 2 & 3“ (2) (3) (4) auf Bear Family Records bündeln auf drei CDs die Antwort auf die Frage nach Elvis Presleys musikalischen Vorbildern, die ihm die Inspiration für seinen musikalischen Stil und seine Bühnenperformance lieferten. Eine weitere Frage, die mit diesen drei Samplers untersucht wird, betrifft die Reaktion anderer Künstler auf die von Presley ausgelöste musikalische Explosion in den Fünfzigern und Sechzigern.

„The Elvis Presley Connection Vol. 3“
„The Elvis Presley Connection Vol. 3“

Diese außergewöhnlichen Kompilationen enthalten eine ganze Reihe von Originalaufnahmen, die Elvis zutiefst beeinflusst haben, sowie Coverversionen berühmter Elvis-Titel, von namhaften Kollegen aus den Bereichen Rhythm ’n’ Blues (the Coasters, the Clovers, LaVern Baker, Clyde McPhatter), Country Music (Marty Robbins, the Browns, Sonny Burgess), Rock ’n’ Roll (Jerry Lee Lewis, Carl Perkins, Carl Mann), Pop (Terry Stafford) und vom Elvis-ähnlichen Stimmwunder Ral Donner vorgetragen.

Die wichtigste Popikone aller Zeiten

Elvis Presley gehört zu den besten Vertretern des Rock ’n’ Roll, von denen viele frühzeitig – und oft auf grausige Art – ihrer Musik entrissen wurden: Buddy Holly, Ritchie Valens, The Big Bopper, Johnny Burnette, Eddie Cochran, Johnny Horton, Michael Holliday, Johnny Kidd, Gene Vincent, Bill Black … war es nämlich nicht vergönnt, den Zenit ihrer Laufbahn zu erreichen. Mit seinen vor Spannung knisternden und vor Atmosphäre sprühenden Aufnahmen war es Elvis Presley zwar gewährt, alle anderen Rock-’n’-Roll-Pioniere zu überrunden und zu einem der größten Stars aller Zeiten aufzusteigen.

Zurück blieb der größte lebende Tote Amerikas: Elvis Aron Presley, der die Welt zu seiner Bühne machte und aus seinem Leben einen Teil seiner Show – von den Rockabilly-Anfängen in den legendären Sun-Studios des genialen Produzenten Sam Phillips in Memphis bis zu seinem frühen Ende am 16. August 1977 in Graceland.

Musiktipps

(1) Elvis Presley: „Aloha From Hawaii Via Satellite“ (RCA, 4 LPs, Edition De Luxe, 59,95 Euro, Vertrieb über Bear Family Records, Grenzweg 1, D-27729 Holste, www.bear-family.de);

(2) Various: „The Elvis Presley Connection Vol. 1“ (Bear Family Records, 1 CD Digipac mit 36-seitigem Booklet, BCD 17561, 33 Einzeltitel, Gesamtspieldauer ca. 76 Minuten, 14,95 Euro);

(3) Various: „The Elvis Presley Connection Vol. 2“ (Bear Family Records, 1 CD Digipac mit 36-seitigem Booklet, BCD 17562, 33 Einzeltitel, Gesamtspieldauer 79 Minuten, 14,95 Euro);

(4) Various: „The Elvis Presley Connection Vol. 3“ (Bear Family Records, BCD 17640, 35 Einzeltitel, Gesamtspielzeit ca. 75 Minuten, 16,95 Euro)