Überraschend kam es nicht, doch nun, da die „Ronn Bréck“ im Neudorf und die „Centrale thermique“ auf dem „Crassier Terre Rouge“ verschwunden sind, hat man doch den Eindruck, dass ein Stück Esch verloren gegangen ist.
Hätte man es verhindern können? Die Frage sollte sich zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich erübrigen, denn mittlerweile ist es zu spät. Vereinzelt hörte man Stimmen, die den Abriss der beiden Bauwerke kritisch betrachteten, doch einen wirklichen Widerstand gab es nicht. Auf einen Aufschrei der Denkmalschutzorganisationen, die bei jedem Bauernhaus, das dem Bagger zum Opfer fällt, den Aufstand proben, wartete man vergebens. Und auch die Hüter der Industrieanlagen von Belval hielten sich sowohl beim Abriss der Gaszentrale als auch beim Abbau der Brücke zurück.
Bei Letzteren liegt es möglicherweise daran, dass man mit dem Erhalt der Anlagen auf Belval schon genug zu tun hat und den Bogen nicht überspannen wollte. Denn trotz jahrelanger Versprechen diverser Politiker, die Anlagen zu bewahren, sollen die Gebläsehalle und die Dynamozentrale auf Belval laut Informationen der „Amicale des hauts-fourneaux A et B de ProfilArbed Esch-Belval“ nun doch abgerissen werden.
Kultur und Wirtschaft
Als Gründe werden, genau wie bei der „Centrale thermique“ und der „Ronn Bréck“, immer wieder die zu hohen Restaurierungskosten angeführt.
Nun kann man nicht von der Hand weisen, dass die Neugestaltung historischer Gebäude teuer ist. Vor allem, wenn sie jahrelang dem Verfall überlassen wurden und die Witterung sich an der Bausubstanz zu schaffen gemacht hat.
Andererseits kosten die Planung und die Errichtung von Neubauten meistens genauso viel Geld, so dass dieses Argument im Grunde genommen hinfällig ist.
Häufig sind es andere, wirtschaftliche Interessen, die den Ausschlag geben, ob ein historisches Gebäude erhalten bleibt oder nicht.
So liegen auf dem „Crassier Terre Rouge“, dort, wo die „Centrale thermique“ stand, noch tonnenweise Schlacken, die abgebaut werden können. Und die „Ronn Bréck“ stand angeblich dem Ausbau des Escher Bahnhofs im Weg, auch wenn man dieses Problem vielleicht anders hätte lösen können.
Im Hinblick auf die geplante Ausrichtung des Kulturjahres 2022 stellt der Abriss der beiden Bauwerke jedenfalls einen herben Verlust dar. In erster Linie auf kultureller Ebene. Doch da der Süden Luxemburgs sich von der Kulturhauptstadt auch wirtschaftliche Vorteile erhofft, hat man sich in den vergangenen Wochen möglicherweise ins eigene Fleisch geschnitten.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können