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Verfälscht und doch verwerflich

Verfälscht und doch verwerflich
(youtube)

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Seit einigen Tagen kursiert auf Youtube ein Amateur-Video, auf dem ein erfahrener Hundesportler hier in Luxemburg zu sehen ist, der seinen Hund zu schlagen scheint.

Die Bilder sorgten für viel Aufregung in Internetforen und sozialen Netzwerken. «Auf den ersten Blick schockierend», findet das Video auch Alfred Wirth, Präsident der «Centrale luxembourgeoise du sport pour chiens d’utilité» und der «Amis du chien de police et de garde» aus Ettelbrück, bei denen der im Video agierende Hundesportler noch bis vor zweieinhalb Monaten Mitglied war.

Bei genauerem Hinsehen, und vor allem Hinhören, ist Wirth jedoch aufgefallen, dass das Video aller Voraussicht nach gefälscht oder zumindest stark nachbearbeitet wurde, bevor es ins Netz gestellt wurde. Das Bellen des Hundes klingt unecht, die Befehle des Besitzers sind überhaupt nicht zu hören und auch die normalen Hintergrundgeräusche fehlen gänzlich in dem Filmchen.

Und so stellt sich Alfred Wirth die Frage, wieso der Hersteller des Videos, das bereits vor drei Monaten aufgenommen wurde, es gerade am vergangenen Wochenende veröffentlicht hat, zu dem Zeitpunkt, als der Hauptakteur bei der Weltmeisterschaft für Gebrauchshunde recht gute Resultate erzielte.

Unterschiedliche Meinungen

Wirth vermutet, dass jemand dem luxemburgischen Hundesportler schaden wollte, was er schließlich auch geschafft hat, denn kurz nach Erscheinen des Films wurde der Betroffene wegen der darin zu sehenden Handlungen vom Wettbewerb disqualifiziert.

Eine Entscheidung, die Albert Wirth nicht ganz nachvollziehen kann. Er möchte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Erst müsse man sich das Video einmal genauer anschauen, am besten auf einer Großbildleinwand. Bisher konnte Wirth auf dem Video nur erkennen, dass der Hund beeindruckt war. Aber hat sein Besitzer tatsächlich zugeschlagen? «Nein», sagt Wirth, «sonst wäre der Hund weggelaufen, denn schließlich war er ja nicht angekettet».

Gängige Praxis

Einer solchen Aussage kann Carole Rasquin vom Dog-Training-Center «Muppenhaff» in Körrig nahe Wormeldingen jedoch nicht beipflichten. «Bei der Gebrauchshundprüfung Abteilung Schutzdienst/Verteidigung werden die Hunde schon von kleinem an darauf trainiert, Schläge auszuhalten, selbst dann, wenn sie sich festbeißen», erklärt Rasquin. Auch sie vermutet, dass das Video verfälscht wurde, betont aber gleichzeitig, dass die darin gezeigten Handlungsabläufe eine gängige Praxis in manchen Bereichen des Hundesports darstellen. Mit solchen Trainingsmethoden ist die Leiterin einer Hundeschule absolut nicht einverstanden. Handlungen, wie sie im Video gezeigt werden, bezeichnet sie als verwerflich. «Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, hochsoziale Wesen wie Hunde zum Beißen zu animieren. Den häufig als Begründung angeführten Aggressionstrieb gibt es nicht», erklärt Rasquin.

Doch auch Alfred Wirth spricht sich gegen allzu harsche Trainingsmethoden im Hundesport aus. «Wir hatten den Betroffenen schon mehrmals darauf hingewiesen, dass er auf diese Weise nicht weiterkommt», sagt Wirth. Dieser habe das aber nicht wirklich einsehen wollen. Vor fast drei Monaten habe er dann, auch aufgrund persönlicher Differenzen, den Ettelbrücker Hundesportverein verlassen und sich einen neuen Klub gesucht.

Ein Präzedenzfall

Am nächsten Freitag will die «Centrale luxembourgeoise du sport pour chiens d’utilité» sich zusammensetzen, um eventuell über weitere Maßnahmen in dieser Angelegenheit zu beraten. „Der Verband wird tun, was getan werden muss. Doch wenn Klage eingereicht wird, muss erst das Gericht entscheiden, ob es sich um Tierquälerei handelt oder nicht“, sagt der Präsident.

Sollte es tatsächlich eine diesbezügliche Klage geben und das Gericht auf Tierquälerei entscheiden, könnte damit ein Präzedenzfall geschaffen werden. «Nicht alle Trainer arbeiten auf diese Weise, aber manche Menschen zu bestimmten Zwecken schon», sagt Carole Rasquin. «Und die anderen sitzen dahinter und schauen zu.»