Millionen Bahnreisende in Deutschland müssen wegen des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL Zugausfälle und Verspätungen hinnehmen: Nur etwa jeder dritte Fernzug könne am Mittwoch und am Donnerstag fahren, sagte der für den Personenverkehr zuständige Bahn-Vorstand Ulrich Homburg am Dienstag. Im Regionalverkehr könnten je nach Region 15 bis 60 Prozent der Verbindungen aufrecht erhalten werden. Personalvorstand Ulrich Weber bezeichnete die Streiks als «falsch».
In dem seit zehn Monaten schwelenden Tarifstreit traten die GDL-Mitglieder am Dienstag zum siebten Mal in einen Streik. Der Ausstand begann am Nachmittag im Güterverkehr und soll nach 66 Stunden am Freitagmorgen zu Ende gehen. Der Personenverkehr soll von Mittwochmorgen bis Donnerstagabend bestreikt werden – insgesamt 43 Stunden lang. Für Bahnreisende sei seit dem Mittag eine kostenlose Hotline freigeschaltet, zudem sei das Personal in den Reisezentren und an den Bahnhöfen verstärkt worden, sagte Bahn-Vorstand Homburg. «Wir unternehmen alles, was in unseren Kräften steht, um für die Kunden die Auswirkungen zumindest zu minimieren.»
Der Konzern reagierte mit großem Unverständnis auf den neuen Arbeitskampf der Lokführer. «Wir waren uns nahezu in allen Punkten einig», sagte Weber mit Blick auf die Verhandlungen zwischen der Bahn und der GDL. «Einen Meter vor der Ziellinie», dem gewünschten Zwischenergebnis, habe die GDL wieder zu Streiks aufgerufen. Dies sei für die Bahn «in keiner Weise nachvollziehbar». GDL-Chef Claus Weselsky hatte den Streikaufruf unter anderem mit dem fehlenden schriftlichen Zwischenergebnis begründet. Die Wirtschaft äußerte heftige Kritik am Verhalten der Lokführer. Die Industrie müsse mit «empfindlichen Produktionsausfällen» rechnen, beklagte der Bundesverband der Deutschen Industrie. «Streikbedingte Schäden können von einstelligen Millionenbeträgen schnell auf bis zu 100 Millionen Euro Schaden pro Tag anwachsen.»
Stillstand in Belgien trifft Luxemburg
Infolge des Streiks in Belgien wird der Bahnverkehr in Luxemburg kräftig durcheinander gewirbelt, bestätigt CFL auf Nachfrage gegenüber Tageblatt.lu (Artikel). Bei den internationalen Verbindungen ist unter anderem die Strecke Basel-Brüssel davon betroffen. Reisende müssen am Dienstag deshalb in Luxemburg umsteigen. Die Züge von Brüssel nach Luxemburg enden am Dienstagabend in Arlon. Der Spätzug nach Brüssel endet unter dessen in Namur. Auch für die Bahnverbindungen zwischen Athus und Luxemburg am Dienstagabend heißt entweder Start oder Endstation an der Grenze in Rodange.
Am Mittwoch kommt es für Pendler im Dreiländereck Belgein-Frankreich-Luxemburg noch dicker. Die Züge zwischen Brüssel und Basel starten und enden am Bahnhof Luxemburg. Die Züge auf der Linie Luxemburg via Arlon nach Brüssel und zurück rollen am Mittwoch nicht.
Etwas besser sieht es bei der Verbindung Luxemburg-Kleinbettingen-Arlon aus. Hier fahren die Züge ab und bis Kleinbettingen. Die Verbindungen von Luxemburg nach Arlon um 16.38 Uhr, 17.35 Uhr und um 18.39 Uhr sind gestrichen. In der Gegenrichtung Arlon-Kleinbettingen-Luxemburg fährt der Zug um 8.06 Uhr nicht.
Alle Züge zwischen Athus und Luxemburg enden bzw. starten in Rodange. Hingegen werden am Mittwoch die Züge zwischen Virton und Rodange nicht rollen, so die CFL weiter.
Verkehr ausgebremst
Züge, Busse, Tram – am Mittwoch steht der öffentliche Nah- und Fernverkehr bei Luxemburgs Nachbarn still. «Ab Dienstag 22 Uhr fährt kein Zug in Richtung Brüssel. Einige kurze Regionalverbindungen werden sogar ganz gestrichen», so ein Sprecher der belgischen Bahngesellschaft SNCB gegenüber der Tageszeitung «L’Avenir» am Montag.
Auch im Bus- und Metronetz von Stib in Brüssel ist mit massiven Störungen zu rechnen. Laut den Verantwortlichen ist das genaue Ausmaß der Behinderungen am Montag noch nicht vorauszusehen. In der Wallonie und in Flandern fährt am Mittwoch kein Überlandbus von TEC und De Lijn, heißt es.
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