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Staat verzichtet auf Vorkaufsrecht

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ArcelorMittal verkauft nach Paul Wurth nun auch seine Anteile am Luxemburger Stromkonzern Enovos. Käufer ist die Fondsgesellschaft Axa. Wirtschaftsminister Schneider bestätigte die Information.

Nach Paul Wurth nun Enovos. „ArcelorMittal will seine 23 Prozent an Enovos verkaufen“, bestätigte Wirtschaftsminister Etienne Schneider dem Tageblatt. „Seit einiger Zeit will sich ArcelorMittal aus allem zurück ziehen das nicht ihrem Kerngeschäft entspricht.“

Der Strategiewechsel bei ArcelorMittal scheint bereits schon vor geraumer Zeit entschieden worden zu sein. Darauf deutet die Tatsache hin, dass der Stahlkonzern sowohl für die Anteile an Paul Wurth als auch nun an Enovos Käufer präsentieren kann. „Ich habe ihnen von Anfang an gesagt, dass ich nicht irgendwen als neuer Aktionär akzeptiere. Dazu muss man wissen, dass ArcelorMittal der zweitgrößte Aktionär von Enovos nach dem Staat ist“, so der Minister weiter. Der Staat halte alles in allem 44 Prozent der Anteile von Enovos. „Normalerweise gibt es auf diesen Aktien ein Vorkaufsrecht, aber keiner der Aktionäre will davon Gebrauch machen“, so Schneider. „In Anbetracht der Staatsfinanzen wollte ich dieses mal keinen Gebrauch davon machen unter der Bedingung, dass der Käufer für uns als Staat akzeptabel sei.“

ArcelorMittal fand die Axa

Dieses Mal fand ArcelorMittal in der Fondsgesellschaft AXA einen Abnehmer. „Das ist im Prinzip für das Unternehmen ein positives Zeichen. Bevor diese Fonds in einem Unternehmen bleiben müssen sie von deren Leistung überzeugt sein“, so Schneider. „Für sie gibt es zwei wichtige Vektoren: Zum einen ein genügend hoher und konstanter Umsatz über eine Gewisse Zeitspanne. In der Regel behalten diese Fonds ihre Anteile für zirka 10 Jahre und verkaufen dann. Ein zweiter Punkt der ihnen wichtig ist, ist mit einem sicheren Gewinn zu verkaufen. Ich meine also, dass die Wahl von AXA ein positives Signal für das Unternehmen ist“, so Schneider.

Was die Sonderrechte von ArcelorMittal angeht, die dem Unternehmen etwa ein besonderes Mitspracherecht einräumten, so sollen diese laut Tageblatt-Informationen nicht übertragen werden. „Ab dem Moment in dem sie das Unternehmen verlassen, wird niemand mehr diese Rechte besitzen,“ so Schneider. „Am Ende wird der Luxemburger Staat mehr Rechte und mehr Flexibilität haben, weil er nicht mehr an einen Referenzaktionär gebunden sein wird.“

Eine gute Nachricht demnach für den anderen Referenzaktionär bei Enovos – den Luxemburger Staat. Nach dem Verkauf von den Paul-Wurth-Anteilen hatten unter der Woche auch die Gerüchte über ein ähnliches Szenario bei Enovos zugenommen.

ArcelorMittal gibt sich verschlossen

In der Bilanzpressekonferenz von Enovos hatte der Verwaltungsratspräsident Marco Hoffmann am Mittwoch fast nebenbei bemerkt, es gebe wohl einen Aktionär, der seine Anteile verkaufen möchte, und jemanden, der durchaus bereit sei, diese zu kaufen. Mehr wollte er nicht verraten.

Am Dienstag wurde man bei ArcelorMittal (im Rahmen der Ankündigung des Verkaufs der Paul-Wurth-Anteile) nicht müde, zu betonen, dass man sich verstärkt auf das Kerngeschäft konzentrieren möchte. Enovos gehört definitiv nicht dazu.

Eine gewisse Logik

Es steckt eine gewisse Logik hinter dieser Entscheidung des Stahlriesen. ArcelorMittal ist weder im Energiegeschäft tätig noch hat das Unternehmen, wie andere Aktionäre – etwa der Staat –, ein Interesse an den Netzen oder an der Versorgung der Bevölkerung.

ArcelorMittal scheint sich auf die Kundenrolle beschränken zu wollen. Dies muss nicht unbedingt bei Enovos sein. Auch oder gerade deshalb, weil das Unternehmen für die Luxemburger Werke plant, sich an einer Tranche eines Kernkraftwerkes in Frankreich zu beteiligen.

Ein eigener Energielieferant

Das Unternehmen hat überdies mit der Sotel einen eigenen Energieversorger. In der Vergangenheit ließ der Konzern durchblicken, man bräuchte für die Luxemburger Werke wettbewerbsfähigere Preise in puncto Energie.

Was ArcelorMittal mit dem Geld aus den beiden Verkäufen machen will, ist nicht bekannt. Das Unternehmen hat immer noch eine relativ hohe Verschuldung, ist aber dennoch sehr aktiv, was Akquisitionen angeht – zum Beispiel bei Eisenerz- und Kohleminen. Der Konzern betreibt auch einen kostenintensiven globalen Umbau seiner Werke.

ArcelorMittal ist der zweitgrößte Aktionär von Enovos nach dem Staat. Der Stahlkonzern hatte bei der Bildung von Enovos seine Anteile an der Soteg sowie an SaarFerngas eingebracht.

(Sascha Bremer/Yves Greis/Tageblatt.lu)