Die Griechen müssen angesichts der schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise in der Geschichte ihres Landes entscheiden, ob sie das harte Sparprogramm und den Reformkurs mittragen oder aber jene Parteien unterstützen, die ein Spardiktat ablehnen und nicht länger in der Eurozone bleiben wollen.
Zur Wahl treten 32 Parteien an. Nach Umfragen müssen die beiden Traditionsparteien, die Konservativen und die Sozialdemokraten, mit starken Stimmeinbußen und dem Verlust ihrer bisherigen Vormachtstellung rechnen. Zwar blieben sie die stärksten Parteien, müssten aber nach der Wahl eine große Koalition bilden. Insgesamt dürfen diesmal bis zu zehn Parteien in das Parlament einziehen, darunter Vertreter des extremen linken und rechten Spektrums.
Drastisches Sparprogramm
Griechenland benötigt dringend eine stabile Regierung. Schon im Juni steht dem neuen Parlament in Athen die nächste Entscheidung über Einsparungen in Höhe von knapp 11,5 Milliarden Euro bevor. Für die europäischen Geldgeber ist dies Voraussetzung für weitere Unterstützung und den Verbleib Griechenlands im Euroland.
Griechenland hofft Ende Juni auf eine neue Finanzspritze in Höhe von sieben Milliarden Euro für die Renten und Gehälter für Mitarbeiter des öffentlichen Diensts sowie 23 Milliarden Euro für die Stabilisierung der Banken. Jüngste Umfragen zeigten, dass die Griechen den Euro behalten und nicht zur Drachme zurückkehren wollen.
Populisten ausgrenzen
Die Parteichefs der Konservativen und der Sozialisten, Antonis Samaras und Evangelos Venizelos riefen am späten Freitagabend bei ihren letzten Wahlkampfveranstaltungen die Bürger auf, ihre Stimmen den pro-europäischen Parteien zu geben und rechtsextremistische oder populistische Parteien zu ignorieren.
Die Abstimmung beginnt um 07.00 Uhr Ortszeit (06.00 MESZ). Die Wahllokale sollen um 19.00 Uhr Ortszeit (18.00 MESZ) schließen. Es herrscht Wahlpflicht. Eine Briefwahl ist nicht möglich.
Athens Wahlsystem
Das Wahlsystem ist eine Mischung aus einfacher und verstärkter Verhältniswahl, bei der die erste Partei begünstigt wird. 250 der 300 Sitze im Parlament werden mit der einfachen Verhältniswahl verteilt. Die stärkste Partei bekommt dann einen Bonus von 50 Sitzen im Parlament. Es gibt 56 Wahlbezirke.
Mit ersten Hochrechnungen nach fortschreitender Auszählung wird gegen 19.30 Uhr MESZ gerechnet. Wahlexperten erwarten jedoch eine lange Nacht, da allen Umfragen nach keine Partei allein eine Mehrheit im Parlament schaffen dürfte. Außerdem werden mehrere kleinere Parteien bis zur Auszählung der letzten Stimmen um ihren Einzug ins Parlament zittern.
Zu Demaart
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