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Pukkelpop im Schatten einer Katastrophe

Pukkelpop im Schatten einer  Katastrophe
(dpa-Archiv)

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Die fröhliche Feier fand ein schreckliches Ende: Fünf Teilnehmer des Musikfestivals Pukkelpop starben bei einem heftigen Sturm. Diese Woche kommen die Musikfans erneut nach Hasselt, in Belgien.

Noch lächeln die jungen Leute in die Kamera. Dann drehen sie sich um, blicken gebannt in den peitschenden Sturm, der an ihrem Zelt vorbeifegt. «Oh, mein Gott», ruft einer, halb erschrocken, halb anerkennend. Doch als das Zeltdach zusammenbricht, schlägt die Faszination in Panik um. Bei dem Unwetter mit Hagel und starkem Regen sterben fünf Menschen, etwa 140 weitere werden verletzt. An diesem Samstag ist es ein Jahr her, dass der Sturm das Gelände des belgischen Pukkelpop-Musikfestivals verwüstete. Videoschnipsel, von Amateuren aufgenommen, lassen den Horror erahnen: Der Sturm riss Masten aus dem Boden, kippte Bäume um.

Seit Donnerstag feiern auf dem Gelände nahe Hasselt wieder Musikfans – bisher ohne größere Zwischenfälle. Große Bäume waren gefällt worden, der Katastrophenschutz hält 4000 Packungen Wasser bereit, falls bis Festivalende an diesem Samstag Hitze zum Problem werden sollte. Markisen und andere große Stoffflächen, die ein Sturm herumwirbeln könnte, sollen bei Bedarf schnell eingeklappt werden.

«I am OK»

Auch die Verständigung mit den Besuchern werde im Notfall besser funktionieren, sagte Festivalorganisator Chokri Mahassine der Nachrichtenagentur Belga. Und ein Telefonanbieter bietet ein Programm für die Krisenkommunikation an. Wer es gespeichert hat, der kann seine Lieben mit knappen Worten wissen lassen «I am OK» («Alles in Ordnung bei mir»). Funktionieren soll dies auch bei überlasteten Handynetzen.

Mahassine musste sich nach dem Unglück vom vergangenen Jahr vor der Justiz verantworten. Die Organisatoren treffe keine Schuld, befanden die Ermittler jedoch und stellten das Verfahren bereits nach wenigen Wochen ein. Das heftige Unwetter sei nicht vorhersehbar gewesen.

Katastrophe bei Pukkelpop

«Wir werden nie vergessen», sagte Mahassine im Gespräch mit der belgischen Tageszeitung «Le Soir». Dafür sorgt auch ein Mahnmal in der Nähe des Festivalgeländes, das vor einiger Zeit bei einer Gedenkfeier enthüllt wurde. Ein Fonds soll Opfer der Tragödie und ihre Angehörigen finanziell unterstützen.

Bereits vor der Katastrophe im vergangenen Jahr machte Pukkelpop mit tragischen Vorfällen Schlagzeilen. 2010 brachte sich ein Sänger um, ein Toningenieur erlag einer Herzattacke. Doch auch bei anderen musikalischen Großveranstaltungen kam es bereits zu Unglücken: Im dänischen Roskilde beispielsweise stürzte 2011 eine Frau in den Tod. 2000 wurden dort neun Menschen in der Menge vor der Bühne zu Tode gedrückt.

Dennoch: Pukkelpop, seit 1985 Teil der belgischen Festivalszene, soll in diesem Jahr wieder ein fröhliches Fest werden. An bekannten Künstlern mangelt es nicht: Björk ist ebenso dabei wie die Foo Fighters, Snoop Dogg oder die Band Feist. Und die belgische Zeitung «La Libre» bejubelte am Freitag die «wiederentdeckte Unbekümmertheit» des Festes.

(Martina Herzog/dpa/Tageblatt.lu)