Die vier Opfer der Bluttat von Toulouse sollen heute Vormittag (Mittwoch) in Jerusalem bestattet werden. Ebenfalls am Mittwoch um 15.00 Uhr nimmt Frankreich mit einer Trauerfeier auf einem Militärstützpunkt in Montauban Abschied von drei ermordeten Soldaten. Die Ermittler rechnen die Taten demselben Täter zu, nach ihm wird mit Hochdruck gefahndet.
Die Leichen der am Montag in der jüdischen Schule von Toulouse Ermordeten wurden in der Nacht zum Mittwoch mit einer israelischen Maschine nach Jerusalem gebracht. An Bord waren auch Angehörige der Opfer und Außenminister Alain Juppé. In Jerusalem werden der ermordete Lehrer und Rabbiner Jonathan Sandler mit seinen zwei kleinen Söhnen sowie das vierte Opfer, ein Mädchen namens Miriam Monsonego, beigesetzt.
Beisetzung der Opfer
Der Lehrer hatte die israelische und französische Staatsbürgerschaft. Die Familie Monsonego war nach israelischen Medienberichten vor 20 Jahren von Jerusalem nach Toulouse gezogen. Nach jüdischem Glauben ist es besonders wünschenswert, in Israel begraben zu werden.
An der Trauerfeier auf dem französischen Militärstützpunkt nehmen neben Präsident Nicolas Sarkozy und anderen Spitzenpolitikern auch mehrere seiner Herausforderer bei der Präsidentenwahl teil. Die drei Soldaten waren bei zwei verschiedenen Anschlägen in Toulouse und Montauban innerhalb weniger Tage von dem unbekannten Täter aus nächster Nähe erschossen worden.
Mordserie war Terrorakt
Die französische Justiz stuft die Mordserie im Großraum Toulouse als Terrorakte ein. Der Täter habe seine Opfer aus nächster Nähe mit Kopfschüssen getötet, sagte der zuständige Pariser Staatsanwalt François Molins am Dienstag weiter. Das hätten die Autopsien ergeben.
Frankreich steht nach den Morden unter Schock. Mit einer Schweigeminute in den Schulen gedachte das Land der Opfer. Mitten im Wahlkampf setzten Sarkozy und seine wichtigsten Herausforderer ihre Kampagnen aus. Juden und Muslime planen am Sonntag einen gemeinsamen Schweigemarsch in Paris.
Gezielte Tötung
Nach Augenzeugenberichten hatte der Unbekannte bei seinen Schüssen vor der jüdischen Schule eine Minikamera vor der Brust, wie sie Extremsportler beim Surfen oder Fallschirmspringen benutzen. Innenminister Claude Guéant betonte, trotz intensiver Suche im Internet sei bisher kein entsprechendes Video aufgetaucht. Staatsanwalt Molins wollte die Kamera zunächst nicht bestätigen. «Er hatte in der Tat eine Art Band vor der Brust. Ich habe noch keine Gewissheit, was das ist.»
Molins äußerte mit Blick auf einen auffälligen Vier-Tage-Rhythmus zwischen den Anschlägen die Befürchtung, dass es weitere Bluttaten geben könnte. Video-Aufzeichnungen von tausenden Stunden müssten noch ausgewertet, alle Zeugenaussagen überprüft werden. Keine Spur werde ausgelassen. «Trotz allem, was geschrieben wurde, haben wir aber keinen Hinweis auf das Kennzeichen des Motorrollers», sagte Molins, der an diesem Mittwoch nach Toulouse reisen will. Dort fahnden 200 Beamte nach dem Täter.
Hintergründe unklar
Das Motiv und die Identität des Mörders seien weiter unklar, sagte Innenminister Guéant. «Wir wissen bis heute nicht, wer er ist, soweit sind wir noch nicht», sagte Guéant. Die Tatwaffe war bei allen Morden erwiesenermaßen dieselbe gewesen, betonte Staatsanwalt Molins.
Die getöteten Soldaten hatten Wurzeln in Nordafrika, einer war ein Schwarzer, einer war muslimischen Glaubens. Jedes Mal beschrieben Zeugen den Täter als einen schwarz gekleideten Mann, der auf einem Motorroller flüchtete. In Medien wurde spekuliert, neonazistische Militärs könnten hinter den Bluttaten stecken.
Opfer-Gedenken
Tausende Militärs seien überprüft worden, aber bisher ohne Ergebnis, sagte Guéant. «Das ist eine Spur unter vielen, aber keine bevorzugte», fügte er hinzu. Der Täter hatte neben einer automatischen Waffe bei allen Anschlägen einen großkalibrigen Colt benutzt, der heute kaum noch verbreitet ist. Er war im Zweiten Weltkrieg eine Standardwaffe der US-Armee.
Sarkozy nahm in der Pariser Schule François Couperin gemeinsam mit Bildungsminister Luc Chatel an der von ihm angeordneten Schweigeminute teil. «Alle Schüler, wir alle, sind betroffen durch das, was passiert ist», sagte Sarkozy vor Schülern und Lehrern. «Diese Kinder sind wie ihr, die Opfer sind unschuldig.» Auch Sarkozys sozialistischer Herausforderer bei der Präsidentschaftswahl, François Hollande, nahm in einer Schule an einer Schweigeminute teil.
Der Präsident hatte am Vortag für die betroffene Region die höchste Alarmstufe eines Anti-Terror-Plans ausgelöst. Damit patrouillieren ab sofort Militärs und Polizisten an allen öffentlichen Plätzen, die kommunale Polizei wird bewaffnet. Alle jüdischen und muslimischen Einrichtungen werden besonders gesichert. Paris verstärkte die Sicherheitskräfte in Toulouse.
Zu Demaart
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