Denkt man an Mexiko, kommen dem Westeuropäer wahrscheinlich zu allererst Bilder des Drogenkriegs ins Bewusstsein. Natürlich wird Mexiko seit Jahren durch den brutalen Kampf der Kartelle gezeichnet – mit all seinen Nebenerscheinungen: Morde, Entführungen, Folter, Korruption.
Aber Mexiko ist nicht unbedingt ein „failed state“. Denn obwohl die Staatsgewalt seit Jahren einer der Hauptakteure im Drogenkrieg ist, hat das Land es dennoch fertig gebracht, wirtschaftlich nicht abzustürzen.
Zwar dümpelt das Wirtschaftswachstum seit längerer Zeit vor sich hin – in Zeiten einer globalen Krise hält sich Mexiko eigentlich nicht so schlecht – doch können sich die anderen gesamtwirtschaftlichen Zahlen durchaus zeigen lassen.
So liegt das Defizit des Staatshaushaltes bei guten 2,4 Prozent, die Inflation haben die Mexikaner längst im Griff (3,5 Prozent im Jahr 2011).
Mexiko sucht nach Kapital
Die Industrie ist wohl jener Sektor, der momentan am besten läuft, allen voran die Automobilindustrie. Letztere ist ein klassisches Segment der mexikanischen Wirtschaft, spätestens seit VW vor Jahrzehnten anfing, den Käfer hier zu produzieren. Zwar rollt seit einigen Jahren kein Käfer mehr vom Fließband, aber man hat sich umgestellt und beliefert natürlich in erster Linie den nordamerikanischen Markt.
Der Sektor, für den in den kommenden Jahren ein Boom vorausgesagt wird, ist der der Energie, allen voran die Erdölförderung. Der Staat hält hier mit dem Unternehmen Pemex ein Monopol. Die Förderung brache in der Vergangenheit zwar immer wieder gute Devisen, allerdings wurde nicht genug in diesen Sektor investiert – die Fördermengen gingen zurück, die Korruption tat ihr Übriges.
Andere Teile der Wirtschaft sind auch durch monopolistische Stellungen gekennzeichnet – man denke nur an die Telefonie, die den Mexikaner Carlos Slim zum reichsten Mann der Welt gemacht hat.
In Mexiko geht man davon aus, dass in den nächsten Jahren viele Wirtschaftsbereiche zum Teil oder entweder gleich ganz privatisiert werden. Der Grund hierfür liegt darin, dass das Land fast verzweifelt auf der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten ist. Der Kapitalmarkt ist gegenüber dem Rest der Welt noch relativ geschlossen. Genau hier setzt man wohl aus Luxemburger Sicht an. Man möchte, dass Mexiko nicht nur auf den nördlichen großen Bruder oder gen Asien schaut, sondern auch nach Europa, das dem Land ja kultureller näherstehen dürfte.
Der Drogenkrieg, ein globales Problem
Vielleicht hat gerade Mexiko, das mit dem Drogenkrieg eine echte Herausforderung hat, aber eben auch Erfolgsgeschichten, einen differenzierten Blick auf die Krise in Europa im Allgemeinen und Luxemburg im Besonderen?
Der Drogenkrieg ist allerdings eine Konstante, die nicht wegzudenken ist, und die potenzielle Investoren nicht ausblenden sollten.
Bislang ging man davon aus, dass der mexikanische Drogenkrieg in den letzten fünf Jahren 50.000 Menschenleben gefordert hat. Im August durchlief das Land ein bis dahin nicht für möglich gehaltener Schock, durch die Publikation von neuen Zahlen durch das mexikanische statistische Amt. Im Jahr 2011 allein wurden in Zusammenhang mit dem Drogenkrieg 27.199 Morde gezählt.
Für die Jahre zwischen 2007 und 2011 hat das statistische 95.632 Morde errechnet. Insgesamt dürfte, mit diesem Jahr einberechnet, der Blutzoll des Krieges zwischen den Drogenkartellen bei 120.000 Menschenleben liegen, also mehr als doppelt so hoch als die Zahl, von der man bislang ausgegangen war.
Der Drogenkrieg wurde damit in den letzten fünf Jahren zum weltweit verlustreichsten Konflikt. Viele vor Ort meinen deshalb, dass dieser Konflikt nicht mehr nur als rein mexikanisch-amerikanische Angelegenheit angesehen werden könne, sondern global bekämpft werden müsse.
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