30 Jahre wurde es letzen Monat alt und die europäische Politprominenz reiste ins berühmteste aller luxemburgischen Dörfer.
In Rot die bestehenden Baustellen (Stand von gestern), in Gelb die für die kommenden Tage zusätzlich geplanten Baustellen.
Was wir inzwischen gelernt haben, ist: Auf dem großen Parkett der Visionen hapert es hier und da. Nicht immer sind die nationalen Regierungen zufrieden mit dem, was am Brüsseler Schreibtisch oder im Parlament in Straßburg beschlossen wird. Da ist die vorgeschriebene Kurve der Banane noch das geringste aller Übel. Und dann wären ja noch die Griechen … Da macht das Projekt Großregion doch Hoffnung. Das viel beschworene „Europa im Kleinen“. Im Rettungsdienst funktioniert es, im Gesundheitswesen sowieso und auf kommunaler Ebene entlang den Grenzen auch. Es funktioniert nur nicht auf den Straßen, den wichtigsten Verbindungen untereinander.
Alle loben die gewachsene Mobilität der Europäer. Was vergessen wird, Grenzgänger machen Wege. Wege über Autobahnen, Landstraßen, durch Dörfer und Städte. Von Merzig (D) nach Esch/Alzette zu fahren, ist derzeit eine Erfahrung. Eine, die Herausforderungen an Gelassenheit und Toleranz stellt und hier und da zu Ausbrüchen von blankem Zynismus führt.
44-Millionen-Projekt
Für insgesamt 44 Millionen Euro wird die Autobahn zwischen der Anschlussstelle Merzig-Schwemlingen und Perl-Borg in beiden Fahrtrichtungen gerade auf zwei Spuren erweitert. Es hat ein bisschen gedauert, bis auch Berlin dafür Geld gegeben hat, aber immerhin. Die Fahrtrichtung Luxemburg ist als Erstes dran und die Autobahn zwischen diesen beiden Ausfahrten – dazwischen liegt der Tunnel Pellinger Berg – ist seit Montag noch bis einschließlich heute Mittwoch gesperrt. Das klingt erst mal nicht dramatisch.
Dramatisch ist, dass die Fahrzeit dieser Strecke normalerweise bei rund zehn Minuten liegt und jetzt mehr als eine Dreiviertelstunde dauert – je nach Staulage vor der Einfahrt auf die Autobahn bei Perl-Borg. Man tuckert über Land durch die Dörfer, hinter Lkws aus aller Herren Länder und vereinzelten Traktoren her, mal mit 30, wenn es gut geht mit 60 Stundenkilometern.
Fehlende Koordination
Die gute Nachricht: Geschwindigkeitskontrollen oder gar Punkteverlust braucht man nicht zu fürchten. Glücklich auf der Autobahn angekommen, die Mosel schon im Blick, winkt die nächste Hürde: Der Tunnel Markusbierg wird gerade auf einer Spur gewartet und auch dahinter wird gearbeitet. Man zuckelt erneut. Hat man auch das geschafft, als sei das nicht schon genug, droht das nächste Ungemach. Im Tunnel Mondorf wird derzeit ebenfalls eine Spur gewartet, sie ist – wie soll es anders sein – gesperrt. Man tuckert wieder. Da weiß man noch nicht, was in Hellingen gerade so los ist. Da man bis dahin aber bereits an Kummer in allen Variationen gewöhnt ist, würde ein Megastau auch nicht mehr schocken.
Derweil ist die größte Leistung des luxemburgischen Verkehrsleitsystems direkt nach dem Grenzübertritt die Verkündung der Luxemburger „Présidence“. Glückwunsch!
Da stellen sich Fragen: Können sich nicht wenigstens im „Europa im Kleinen“ die beiden Straßenbauverwaltungen miteinander absprechen und die Baustellen nervenschonender auf verschiedene Tage koordinieren. Hintereinander? Oder nur Sperrung auf saarländischer Seite und ein Tunnel anstatt gleich zwei auf der luxemburgischen? Man arbeite mit den Luxemburger Kollegen zusammen, heißt es aus dem zuständigen Landesbetrieb für Straßenbau mit Sitz in Neunkirchen.
Super! Für eine Warnung auf saarländischer Seite hat die „Zusammenarbeit“ jedenfalls nicht gereicht und für einen Hinweis auf dem hochmodernen Leitsystem wegen der Tunnels ebenfalls nicht. Ein Hoch auf Europa!
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können