Das Ziel der Luxemburger Politik ist es, einerseits die bestehenden Beziehungen zu japanischen und brasilianischen Partnern auszubauen, andererseits in Mexiko Fuß zu fassen.
Dem Gespräch mit dem Tageblatt in São Paulo stellt sich ein deutlich erschöpfter, aber sichtlich gut gelaunter Finanzminister, der erst einmal einem seiner Mitarbeiter bestätigt, dass schon Donnerstag sei. Kein Wunder, nach drei Nachtflügen, Abertausenden Kilometern über den Wolken und drei verschiedenen Zeitzonen, der jährlichen Sitzung der Weltbank und des IWF sowie unzähligen Gesprächen mit Politikern, Bankern und Konzernchefs kann man schon mal etwas die Orientierung verlieren. Die politischen Turbulenzen der letzten Tage in Luxemburg sind da noch nicht einmal mit eingerechnet. „Selbstverständlich sind wir ständig in Kontakt mit Luxemburg“, versichert Frieden, „übrigens auch mit ihren Kollegen von der Presse.“
Im Umbau
Dass diese Reisen zwar äußerst anstrengend, aber in der heutigen Krisenzeit absolut notwendig sind, verdeutlicht Luc Frieden mit folgendem Satz: „Wachstum kann man nicht während einer Sonntagsrede herbeireden. Wenn man nicht auf die Menschen zugeht, dann kommen sie nicht nach Luxemburg.“ In der Vergangenheit sei dies wohl einfacher gewesen, als der Finanzplatz durch die Betreuung von Kunden aus der Großregion gekennzeichnet war. „Diese Zeiten gehören allerdings der Vergangenheit an. Wenn wir wollen, dass der Finanzplatz lebt, dann müssen wir uns anstrengen. Und zwar international“, betont Frieden. „Das Wachstum unseres Finanzplatzes kann nur in den aufstrebenden Märkten gefunden werden.“ Man habe erst durch die Fondsindustrie ein Gefühl dafür bekommen, dass man sich internationalisieren muss.
Luxemburg ist in den letzten Jahren – eigentlich seit Beginn der Krise und den verstärkten Regulierungen in Europa – dabei, seinen Finanzplatz umzubauen, meint der Minister. „Wir suchen neue Arten von Investoren und Unternehmern. Diese brauchen eine andere Beratung und andere Produkte als die, die bislang bei uns angeboten wurden. Unsere Strategie zielt darauf hin, den Finanzplatz in diese Richtung weiterzuentwickeln.“
Frieden ist sich in dieser Hinsicht nicht zu schade, vermehrt den Türöffner für den Luxemburger Platz zu geben. „Dadurch, dass ein Minister oder der Erbgroßherzog auf solchen Reisen dabei sind, öffnen sich uns die Türen bei den großen Konzernchefs, den wohlhabenden Familienunternehmen und bei der Politik.“
Luxemburg auf weißer Liste
In Tokio hat Frieden neben der Doppelsitzung der Weltbank und des IWF auch die CEOs zwei stark in Luxemburg verankerter japanischer Banken – Nomura und Mitsuo – besucht. „Beide Banken sind dabei, ihre Strategie in Europa zu überdenken und ihre Präsenz zu redefinieren.“ Seine Arbeit habe darin bestanden, den Japanern zu verstehen zu geben, dass Luxemburg weiterhin der richtige Zugangsort für den europäischen Markt sei. „Wir haben gemeinsam nach Opportunitäten geschaut.“ Während Nomura eventuell ihre Präsenz im Fondsbereich verstärken will, hat man auch mit Mitsuo geschaut, wie man die Geschäfte in Luxemburg ausbauen könnte.
In Mexiko sei die Lage etwas anders. „Historisch gesehen hat der mexikanische Staat bereits Staatsanleihen über die Luxemburger Börse gezeichnet.“ Jetzt versuche man den Mexikanern zu vermitteln, dass der Finanzplatz ein „international center of excellence and service provider“ sei, wie Luc Frieden das formuliert. Dabei dürfte helfen, dass Luc Frieden am gestrigen Donnerstag von seinem mexikanischen Gegenpart José Antonio Meade mitgeteilt wurde, Luxemburg würde retroaktiv auf den 1. Januar 2012 auf der weißen Liste von Mexiko stehen. Man befand sich in dieser Hinsicht bislang im Niemandsland. „Dadurch, dass wir dieses Problem gelöst haben, können wir in Zukunft besser zusammenarbeiten.“
Die Zusammenarbeit mit Brasilien besteht im Gegensatz zu Mexiko bereits seit Längerem. „Wir wollen Luxemburg als europäische Plattform für Brasilien weiter ausbauen. Die Investoren hier denken langfristig – das sieht man z.B. auch in ihrem sozialen Engagement durch ihre Stiftungen.“ Frieden hat nicht nur ein Stiftungsprojekt von der brasilianische Bankgruppe Bradesco besucht, sondern sich auch mit deren Besitzern getroffen. Auch bei der Itaú ist der Finanzminister gewesen. Dort habe man ihm versichert, man würde die Schließung der Filiale in Luxemburg überdenken. „Ich glaube, wenn wir diese Reise nicht unternommen hätten, dann hätte sich die Chance, uns am Wachstum dieser Region zu beteiligen, vermindert“, meinte Luc Frieden zum Abschluss des Gesprächs, ehe er sich in Richtung Flughafen verabschiedete. Zu Hause wartet bekanntlich nicht nur die Familie und die Politik, sonder auch eine Hochzeit. Da wäre es schlimm, würde man den Flieger verpassen, übrigens ein Nachtflug.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können