Free-to-play heißt das neue Geschäftsmodell, auf das immer mehr Videospielefirmen setzen. Free-to-play, das heißt gratis herunterladen, gratis spielen oder direkt im Browser loszocken, ohne einen Cent zu berappen. Geld bringen die Spiele in die Kasse, indem der Spieler während des Spiels gegen Bares Gegenstände oder Fähigkeiten kaufen kann, die das Spiel erleichtern, was allerdings kein „must“ ist.
Während auf der Gamescom einige Verleger damit auffallen, dass sie Klassiker wie „Anno“, „Ghost Recon“ oder „Siedler“ überarbeitet als Free-to-play ins Internet bringen, produziert das koreanische Unternehmen Nexon eigene neue Spiele. An einem großen Stand können die Besucher der Gamescom Nexons zwei neuen Titel „Navifield II“ und „Shadow Company“ bereits testen. Bei Ersterem handelt es sich um ein Strategiespiel, bei Zweiterem um einen Ego-Shooter. Beide sollen im Laufe des nächsten Jahres veröffentlicht werden.
Firmensitz in Luxemburg
Dass die Spiele umsonst zu haben sind, soll nicht auf eine schlechtere Qualität schließen lassen. „Shadow Company“ zum Beispiel ist ein waschechter Shooter, dem es an nichts fehlt und den Freunde des Genres auf Anhieb mögen dürften. Man sei allerdings gewarnt: Das Spiel dürfen auf der Messe nur Besucher ab 16 testen.
„Nexon war einer der ersten Hersteller von Free-to-play-Spielen“, erklärte André Ruff, ein Sprecher von Nexon Europe, gegenüber dem Tageblatt. Das Unternehmen ging 2011 an die Börse, setzte im selben Jahr eine Milliarde Dollar um.
In Luxemburg hat Nexon, das sowohl Verleger als auch Entwickler ist, seinen Europasitz. „Wir haben unsere ’Gameservices‘ für Europa in Luxemburg, also unsere Spiel-Server stehen dort“, erläuterte Ruff. Außerdem erledigen die Koreaner ihre Kundenbetreuung für Europa von Luxemburg aus und kommunizieren von dort aus mit der europäischen Presse, wie Ruff erklärte. Im Großherzogtum beschäftigt Nexon etwa 20 Personen.
Unternehmen, die Onlinespiele anbieten, mögen Luxemburg unter anderem wegen seiner geografischen Lage. Bei solchen Spielen, in denen die Gamer über das Internet gegeneinander spielen, zählt jede Millisekunde, die das Signal vom Computer zum Server und zurück braucht.
Ein Server mit einer zentralen Lage, bei dem die Leitung zu jedem Spieler ähnlich lang und so kurz wie möglich ist, ist also ideal. „Wir glauben, dass Luxemburg ein toller Standort ist“, sagte Ruff. „Das hat finanzielle Vorteile, das kann man nicht leugnen. Aber gerade weil wir multilingual veröffentlichen – deutsch, englisch und französisch … –, zählt auch das internationale Flair für unsere Angestellten. Wir haben Leute aus England, Luxemburger Franzosen, Deutsche und Leute aus Irland, die in Luxemburg arbeiten.“
Auch Ilja Matwejew, Vertreter der Luxemburger Niederlassung der russischen Innova, schwärmt vom Luxemburg. „Wir sind einer der größten Verleger für Onlinespiele in Russland“, erklärte Matwejew gegenüber dem Tageblatt.
„Wir sind dort gut aufgestellt und haben darüber nachgedacht, in andere Regionen zu expandieren. Wir kamen nach einigem Überlegen zum Schluss, dass Luxemburg der beste Standort in Europa ist. Aus einer Vielzahl von Gründen, nicht nur wegen der Steuer“, so Matwejew.
Lob für Infrastruktur des Großherzogtums
Ihm gefällt auch die Informatik-Infrastruktur und was Luxemburg in den vergangenen Jahren auf dem Gebiet gemacht hat. Auch für Innova spielt die zentrale Lage Luxemburgs eine bedeutende Rolle. „In unserem Geschäft ist die Verbindungszeit vom User zum Server sehr wichtig“, sagte er.
Derzeit beschränkt sich die Aktivität von Innova in Luxemburg eher auf den technischen, nicht personalintensiven Teil des Geschäfts. „Unser Büro in Luxemburg ist nicht mit vielen Leuten besetzt, im Gegensatz zu Russland, wo wir mehr als 200 Leute sind“, so Matwejew. „Aber wir planen, das Büro schon bald zu erweitern.“ Bekanntestes Spiel der Russen dürfte „MMORPG Lineage II“ aus dem Hause NCSoft sein, das Innova seit dem letzten Jahr in Europa im Free-to-play-Betrieb verlegt.
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