Der luxemburgische Burgen- und Schlösserexperte John Zimmer sollte uns am Samstag, den 20. Juni, das Sonnenlichtspiel in der Wohnetage mit Oratorium des restaurierten Kriechinger Hauses zeigen. In den Mauern des erwähnten Hauses, das 1386 errichtet wurde, hatte der Baumeister an verschiedenen Stellen kleine Öffnungen einbauen lassen, die den Exkommunizierten, denen das Recht abgesprochen wurde, sich im Kirchenraum aufzuhalten, das Anhören der Messen im Oratorium erlaubten sowie den Blick auf den Altar freigaben.
Die Planung dieser Öffnungen, so ergaben es kürzlich abgeschlossene Forschungen, war zudem so genau, dass die Mauerspalten am Tag der Sommersonnenwende zu einem gewissen Zeitpunkt die Sonnenstrahlen gebündelt in den Raum abgeben. Der Schnittpunkt dieser Strahlen war so ausgerechnet, dass sie die Monstranz auf dem Altar aufleuchten ließen.
Um dieses Lichtspiel dokumentieren zu können, mussten wir zuerst in die Wohnetage des Kriechinger Hauses gelangen, was uns aber versagt blieb, da nur sechs Tage vorher die einzige Holztreppe, die in das Obergeschoss führte, entfernt wurde. Der „Service des sites et monuments nationaux“ (SSMN) hatte sich als Verwalter der Burg dazu entschieden, diese Treppe durch eine neue zu ersetzen.
Der sehr enttäuschte John Zimmer konnte das Vorgehen des SSMN nicht nachvollziehen. Jeder sei im Vorfeld in Kenntnis über dieses einmalige Events gewesen. „Die Direktion des ‚Service des sites et monuments nationaux‘ wusste sehr wohl Bescheid um das, was sich hier am Tag der Sommersonnenwende abspielen wird, und dennoch hat man es zugelassen, dass eine Firma den einzigen Zugang zu dieser Wohnetage sechs Tage vorher entfernt. Fragen Sie mich jetzt nicht, was ich darüber denke, aber ich habe da so meine Vorstellungen …“, so Zimmer am 20. Juni auf Burg Fels.
Verwaltung dementiert
Anfang der vergangenen Woche erreichten wir niemanden bei der genannten staatlichen Instanz, dafür erreichte uns der Direktor des „Service des sites et monuments nationaux“, Patrick Sanavia, aber am Freitagnachmittag. Er und der SSMN würden in dieser Sache zu Unrecht an den Pranger gestellt werden. Er habe bis am Freitag, den 19. Juni, nichts von dem geplanten Event im Kriechinger Haus gewusst. Am besagten Tag sei er erst von der Bürgermeisterin aus Fels über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt worden, die ihrerseits von einem Journalisten darüber informiert wurde.
„Zu dem Zeitpunkt war die Treppe aber bereits entfernt. Es handelte sich dabei um längst geplante Arbeiten. Hätte ich um das Vorhaben am Tag der Sommersonnenwende gewusst, dann hätte ich die Arbeiten natürlich zurückstellen lassen. Die Reportage über das erwähnte Lichtspiel wäre doch eine tolle Werbung für die Burg gewesen.“ Die unterschwellige Behauptung, dass er oder jemand anderes aus dem SSMN die Treppe absichtlich vorher habe entfernen lassen, tue er als bösartige Unterstellung ab.
Mit den Aussagen des Verwalters der Burg vor Ort, Marc Nicolay, konfrontiert, der uns gegenüber versicherte, dass er zu keinem Moment über den Beginn und den Verlauf dieser Arbeiten in Kenntnis gesetzt wurde, antwortete Patrick Sanavia, Nicolay wurde sehr wohl über alles informiert, was Letzterer aber wiederum vehement dementiert.
Was die sowohl von unserer Seite als auch von Besuchern am Rande unserer Reportage (in der Ausgabe vom 26. Juni) aufgeworfene Frage um die gänzlich fehlenden Erklärungstafeln auf der überaus sehenswerten und in puncto Geschichte sehr interessanten Burg Fels anbelangt, gab Sanavia zu verstehen, dass man die Aufstellung solcher Hinweisschilder seit langem plant, es seien auch Gelder dafür im Budget vorgesehen, doch man habe leider noch immer nicht die erforderlichen Informationen – sprich Texte – zusammen. „Spätestens nächstes Jahr werden diese Tafeln angebracht“, so der Direktor des SSMN abschließend.
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