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«Lügen, Lügen, nichts als Lügen»

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LUXEMBURG - Am Dienstag war der sechste Prozesstag in einem Fall, bei dem den zwei Beschuldigten vorsätzlicher Totschlag vorgeworfen wird. Die Eltern sollen ihren gemeinsamen Säugling so schlimm misshandelt haben, dass er an seinen Verletzungen starb.

Das Kind des Paares wurde am 9. August 2010 geboren. Nach 42 Tagen ist der Säugling an den Folgen eines Schädelhirntraumas gestorben. Den zwei Beschuldigten wird vorsätzlicher Totschlag vorgeworfen. Sie sollen laut Anklage ihr Baby mehrere Male geschüttelt und es misshandelt haben. Allerdings will niemand es gewesen sein.

Am Dienstag trat die Mutter der beschuldigten Frau vor die Richter der Kriminalkammer. Sie erklärte, dass sie sich nicht mehr genau an die Zeit, in der ihr Enkelkind gestorben ist, erinnern kann. Zudem sagte sie, dass ihre Tochter ständig gelogen habe. Laut Zeugin hätte die Beschuldigte nichts anderes als Lügen im Kopf.

Überforderung auf der gesamten Linie

«Ich dachte mir, mit der Schwangerschaft würde sie aufhören, ständig Lügen in die Welt zu setzten. Doch es besserte sich keineswegs», so die Zeugin. Der Präsident der Kriminalkammer, Prosper Klein, fragte anschließend, ob die Zeugin sich erklären könnte, warum ihre Tochter solch eine notorische Lügnerin sei.

Die Zeugin kann sich das allerdings nicht erklären. Sie unterstrich aber, dass ihre Tochter in ihrer Kindheit weder missbraucht noch misshandelt wurde. «Dir sidd et ärem Kand schëlleg, dass d’Wourecht hei viru Geriicht erauskënnt», so die Zeugin, die sich an die beiden Beschuldigten wandte.

Die Zeugin schilderte ebenfalls, dass ihre Tochter mehrere Male Babysitting machte. Nie seien Beschwerden von den Eltern gekommen. Deshalb könne sie nicht verstehen, warum sie ihre eigene Tochter so behandelt habe. «Ich glaube, dass meine Tochter mit ihrem eigenen Kind nicht klargekommen ist», so die Zeugin. Sie unterstrich, dass die beiden Angeklagten zwei große Hunde gehalten hätten. Dann kam noch das Kind hinzu. «Ich habe den beiden vorgeschlagen, dass ich das Kind zu mir nehmen könnte».

«Doch mit diesem Vorschlag waren beide nicht einverstanden», erklärte die Zeugin. Auch sagte sie, dass sie den beiden Beschuldigten vertraut habe. Deshalb habe sie sich nicht viele Gedanken gemacht. «Ich bin regelrecht erschrocken, als der Arzt mir sagte, dass das kleine Baby misshandelt wurde. Ich kann mich lediglich daran erinnern, dass meine Tochter mir kurze Zeit später sagte, dass sie erneut schwanger sei», erklärte die Zeugin mit zitternder Stimme.

«… hiert Kand ëm den Eck ze bréngen»

«Wou meng Duechter aus der Untersuchungshaft entlooss gouf, sot hatt mir a mengem Mann, dass et tëscht him an dem Beschëllegten ausgemaach war, fir hiert Kand ëm den Eck ze bréngen», so die Zeugin. Der Präsident der Kriminalkammer erinnerte die Zeugin daran, dass sie unter Eid steht und dass solch eine Behauptung ein Geständnis von einem Mord sei. Daraufhin wurde der Ehemann der Frau an den Zeugenstand gerufen. Dieser sollte die Aussage seiner Frau bestätigen. Er erklärte: «Genau so, wie meine Frau es schilderte, war es.» Er verwendete genau dieselben Worte wie seine Ehefrau.

Beide schilderten auch, dass sie die Polizei benachrichtigt hatten. Die Ermittlerin, die vergangene Woche aussagte, hatte dies vor Gericht nicht hervorgehoben. Das Gericht entschied, die Ermittlerin erneut an den Zeugenstand zu zitieren.

Die Polizistin, die kurze Zeit später vor der Kriminalkammer erschien, sagte: «Die Mutter der Beschuldigten telefonierte regelmäßig mit mir, um sich über ihre Tochter zu beschweren. Es hat sich dabei immer nur um Provokationen vonseiten der Tochter gehandelt. An die Aussage, ’die zwei Beschuldigten wollten ihre Tochter absichtlich um die Ecke bringen‘, kann ich mich nicht erinnern», so die Beamtin.

Der Prozess wird am Mittwochnachmittag (13.06.12) weitergeführt.

(Philippe Hammelmann/Tageblatt.lu)