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Eine stolze Familie: Nachfahren von Jean-Pierre Bausch halten sein Andenken in Ehren

Eine stolze Familie: Nachfahren von Jean-Pierre Bausch halten sein Andenken in Ehren

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Die Familie Bausch aus dem Süden Luxemburgs ist stolz auf «ihren» Jemp und hält die Erinnerungen an ihn bis heute lebendig. Jean-Pierre Bausch (1891-1935), genannt Jemp, war Bergmann, Bürgermeister von Rümelingen und Abgeordneter. Er hat sich für die Interessen und Rechte der Arbeiterklasse eingesetzt. Am 12. Februar findet jedes Jahr zu seinen Ehren eine Gedenkfeier in Rümelingen statt. In diesem Jahr haben sich seine direkten Nachfahren nach diesem Datum zusammengefunden, um sein Leben und Wirken in einem lockeren Rahmen zu ehren.

Jemp Bausch hat heute sieben Enkel, acht Urenkel und 14 Ururenkel. Der älteste seiner Enkel, der Sohn seines ältesten Sohnes, wurde 1937 geboren – und trägt den Namen Jean-Pierre Bausch. Ellie ist mit 2 1/2 Jahren der jüngste Nachwuchs der 42-köpfigen Familie. Der 49-jährige Patrick Bausch ist einer der Urgroßenkel: «Am 12. Februar wohnen leider immer weniger Menschen der Gedenkfeier bei. Fernand Bausch hat deswegen die Initiative ergriffen, die ganze Familie zu einem Fest eingeladen – und alle 42 Angehörigen sind gekommen.» Die Feier fand am 13. Juli im Chalet des Hundesportvereins in Düdelingen statt.

An jenem Samstag hat die Familie viel über das Wirken und Leben von Jemp Bausch gesprochen. Dabei kommen sie oft auf die damalige Zeit und die Entwicklung der heutigen Gesellschaft zurück. «Die Menschen von damals würden sich sehr oft wundern, wenn sie heute wiederkommen würden. Wir reden oft darüber, was sie hatten und was wir heute haben.»

Jemp sei das beste Beispiel dafür, wie das Leben damals sein konnte: Er hat sein ganzes Leben lang gearbeitet und ist bei einem Grubenunfall ums Leben gekommen. «Wir als Familie wissen das noch. Viele andere da draußen vielleicht nicht mehr so. Uns ist bewusst, dass es Menschen gab, die sich Mühe gegeben und etwas für andere getan haben, damit es der Allgemeinheit besser geht», sagt Patrick Bausch. Deswegen versuchen die Bauschs – die über den ganzen Minette-Raum verteilt leben –, das als eine Art Tradition weiterzuführen, und zwar so, wie Jemp es ihnen vorgelebt hat. Jeder auf seine eigene Art und Weise.

Bauschs in allen möglichen Bereichen

Patrick Bausch ist nicht, wie sein Urgroßvater es gewesen ist, in der Politik, doch beruflich ist er ganz nah dran. Als Gemeindesekretär ist er ein «öffentlicher Spieler», wie er selbst sagt: «Ich packe in einem gewissen Sinne politisch mit an, da ich dabei helfe, getroffene Entscheidungen auf die Bevölkerung zu übertragen.» Ihm sei wichtig, dass Gerechtigkeit herrscht und dass jeder das bekommt, was ihm zusteht. Sein beruflicher Weg sei bereits vorgezeichnet gewesen. Nach bestandenem Staatsexamen hatte er die Wahl zwischen einigen Ministerien. Er entschied sich für das Innenministerium. «Für mich ist dieses Ministerium wie eine Art Vormund für die Gemeinden.»

Patricks Vater hingegen saß für lange Zeit im Rümelinger Gemeinderat. Heute arbeiten die Bauschs in allen möglichen Bereichen, ob in Schulen, bei der Cargolux, bei der Arbed oder bei der Zollbehörde.

In der Familie lebt niemand mehr, der «de Bausche Jemp» noch persönlich gekannt hat. Doch aus Erzählungen wissen sie, dass er ein Mensch war, der viel und gerne gearbeitet hat. Er soll sich stets für seinesgleichen eingesetzt haben, damit jeder wenigstens ein Minimum an Arbeitsmaterialien bekommt – und das in einer Welt, in der täglich zehn Stunden gearbeitet wurde, sechs Tage die Woche. «Er hat sich sein ganzes Leben über für alle eingesetzt, die mit ihm unter Tage waren.» Auch Patricks Vater und alle Großväter waren «op der Schmelz». «Deswegen bin ich ja auch so stolz auf sie. Dass es mir so gut geht, ist alles deren Verdienst.»

Einer der ersten Migranten

Seit 3 1/2 Jahren arbeitet Patrick bei der Düdelinger Gemeindeverwaltung. «Hier in Düdelingen halten wir die Migration in Erinnerung. Denn auch das gehört zu Jemps Lebensgeschichte.» Jemp war einer der ersten Migranten, erzählt Patrick weiter, wenn auch nur innerhalb von Luxemburg. Er stammte nämlich aus Steinsel. Am Anfang ist er noch hin- und hergependelt, bevor er mit der Familie nach Rümelingen gezogen ist. Doch Jemp Bausch lebt nicht nur in den Erinnerungen seiner Nachfahren weiter. Auf die Frage, ob er auch Charaktereigenschaften oder äußerliche Merkmale weitervererbt hat, antwortet sein Urenkel spontan: die Sturheit. «Der Wille, etwas zu tun und es dann zu Ende zu bringen, ist bei uns ausgeprägt. Das ist eine unserer Gemeinsamkeiten.»

Vom Aussehen her ist ihm aufgefallen, dass sich die zwei verschiedenen Abstammungslinien von der Größe her unterscheiden. Die Familienmitglieder von seiner Seite her seien eher klein. Er selbst misst 1,66 m. «Mein Großvater war noch kleiner.» Die andere Linie hingegen bringe sehr groß gewachsene Menschen hervor. «Mein Großvater war nicht mal 1,60 Meter groß. Sein Bruder hat dafür fast zwei Meter gemessen.» Dass die Erinnerung an «ihren» Jemp Bausch auch an die nächste Generation weitergetragen wird, ist für ihn wichtig. Patricks Tochter ist 18 Jahre alt und weiß, wer ihr Vorfahr war, wofür er stand und wofür die Familie heute steht.