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Brandstifter vor Gericht

Brandstifter vor Gericht

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Am Dienstag wurde der Prozess gegen den vermeintlichen Brandstifter von Esch eröffnet. Der heute 63jährige soll am 24.2.2011 u.a. am Scholesch-Eck Feuer gelegt haben.

Der Brand am „Scholesch-Eck“ ist nur ein Teil der Vorwürfe gegen den Beschuldigten Jeannot J.. Ihm wird vorgeworfen er hätte insgesamt an vier Orten versucht, Feuer zu legen.

Am 24 Februar 2011 gegen 17.20 Uhr soll er versucht haben, auf dem boulevard J.F.Kennedy in Esch einzelne Mülltüten in Brand zu stecken. 20 Minuten später habe er in einem Kleidergeschäft in der „Uelzechtstrooss“ versucht, einzelne Kleider zu verbrennen. Gegen 17.50 Uhr soll er dann im Geschäft „Hema“ verschiedene Objekte aus der Kinderabteilung angezündet haben. Dieses Feuer sollte auf das gesamte Gebäude übergreifen und es vollends zerstören.

Damit nicht genug. Zwischen 17.50 Uhr und 18.10 Uhr soll der Angeklagte in einem Supermarkt in der rue de l’Alzette erneut gezündelt haben. Hier habe er Papierrollen verbrannt. Glücklicherweise konnte das Feuer in diesem Geschäft sich nicht ausbreiten.

Laut Polizeibericht soll der Mann zum Tatzeitpunkt unter starkem Alkoholeinfluss gestanden haben.

Alkohol und Wut

Zu Prozessesbeginn trat der Angeklagte vor den Präsidenten der Kriminalkammer, Prosper Klein. Die Vorwürfe gegen ihnen träfen zu, sagte er. „Am 24. Februar war ich sehr wütend, deshalb habe ich versucht Feuer zu legen“, so der Beschuldigte. Die Frage des Präsidenten der Kriminalkammer, ob es zutreffe, dass er Feuer lege, wenn er wütend werde, bejahte der Angeklagte. Der Mann stand nicht zum erstenmal vor Gericht. Er war bereits zweimal verurteilt worden, unter anderem wegen Brandstiftung und Trunkenheit am Steuer.

Danach war es an dem Brandexperten, an den Zeugenstand zu treten. Gleich am 27. Februar wurde mit der Begutachtung des „Scholesch-Eck“-Gebäudes begonnen. Er betonte, dass der Brand im hinteren Bereich des Geschäftes im Erdgeschoss entstanden sei. Da sich zahlreiche Kunststoffobjekte unweit des Brandherdes befanden, konnte das Feuer sich schnell ausbreiten. „Auch habe mitgespielt, dass der hintere Bereich des Geschäftes noch während des Brandes belüftet wurde. Dies sorgte für die notwendige Sauerstoffzufuhr, sodass der Brand intensiver wurde“, so der Brandexperte. Das Feuer griff dann auf das zweite Geschoss und den Dachstuhl über. Zudem schlug der Brand von hier aus auf das Nachbargebäude über.

Grundstruktur des Gebäudes zerstört

Dem Gutachter zufolge wurde die Grundstruktur des Gebäudes größtenteils zerstört. In den anderen Geschäften konnte die Sprinkleranlage eine Ausweitung des Feuers verhindern. Auf die Frage des Rechtsanwaltes Me Marc Lentz, ob der Gutachter auch die Feuerlöscher untersuchte, antwortete dieser: „Das war nicht unsere Aufgabe“. Angeblich soll ein Polizist, gleich nachdem das Feuer entfacht worden war, versucht haben, den Brand zu löschen, doch der Feuerlöscher in dem Geschäft habe nicht funktioniert.

Die psychiatrische Begutachterin, die anschließend das Wort ergriff, betonte, dass der Beschuldigte vollkommen zurechnungsfähig sei. Nur eine Schwäche habe sie entdeckt: Dem Beschuldigen falle es schwer, sich längere Zeit zu konzentrieren. Außerdem leide er unter einer leichten Paranoia und leichter Schizophrenie. Dies sei, laut Expertin, auf eine allgemeine Unzufriedenheit und auf eine leichte Depression zurückzuführen. Als schwerwiegenden Punkt bezeichnete die Psychiatrin jedoch die Pyromanie, unter der der Angeklagte leidet. „Diese seltene Krankheit hat wahrscheinlich dazu geführt, dass der Beschuldigte die Brände gelegt hat“. Die Liebe zum Feuer hat laut Expertin bereits im Alter von sieben Jahren begonnen.

Feuerlöscher leer?

Anschließend trat ein Polizeiermittler vor die Richter. Er schilderte, dass er zuerst an Ort und Stelle war und gleich im „Hema“-Geschäft versucht hatte, das Feuer zu bekämpfen. „Das Feuer hatte sich noch nicht ausgebreitet, ich versuchte mit einem Feuerlöscher zu löschen, allerdings war das Löschgerät leer“, so der Polizist.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.