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Aussage gegen Aussage

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LUXEMBURG – Am Mittwoch war vor der Kriminalkammer des Bezirksgerichtes Luxemburg der dritte Verhandlungstag in einem Prozess, wo junge Eltern ihr Baby misshandelt haben sollen.

Der Säugling wurde am 9. August 2010 geboren. Das Kind starb 42 Tage nach seiner Geburt an den Folgen eines Schädelhirntraumas. Den zwei Beschuldigten im Alter von 21 und 26 Jahren wird vorgeworfen, sie wären schuld am Tod des Kindes. Zum Einen sollen sie es so stark geschüttelt haben, dass es an einem Schütteltrauma gelitten hat. Zum Anderen sollen sie des Säugling so stark misshandelt haben, dass er blaue Flecken am ganzen Körper hatte. Beide Beschuldigten riskieren eine lebenslängliche Haftstrafe. Die zwei Angeklagten die momentan nicht mehr in einer Beziehung sind, schieben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Niemand von beiden will etwas mit der Tat zu tun haben.

Anfangs der Sitzung am Mittwoch sagte ein Polizeibeamter aus. Der Vater des Kindes soll bei der Vernehmung gesagt haben, dass das Kind nicht mit dem Kopf gegen die Decke gestoßen ist. Danach soll er aber gestanden haben, das Kind durch die Luft geworfen zu haben. Diese Vernehmung wurde kurz vor der Beerdigung des Kindes durchgeführt. „Ich fragte den Beschuldigten, ob die Mutter ihn unter Druck setzen würde, um solch ein Geständnis abzulegen. Er sagte, dass sie „flying Baby“ spielen wollten“, so der Polizeibeamte. „Diese Aussage, macht die Lage des Vaters noch etwas delikater“, so der Präsident der Kriminalkammer, Prosper Klein.

Anschließend war es ein pathologischer Gutachter, der in den Zeugenstand trat. Dieser sollte untersuchen, ob einen sexuellen Kontakt zwischen dem Vater und seinem Kind stattgefunden hatte. Es wurden allerdings keine Spuren gefunden. Der Experte unterstrich zudem, dass an der Decke keine «expliziten Spuren» des Kindes gefunden worden sein. Der Angeklagte entgegnete daraufhin, dass nicht die gesamte Decke untersucht worden ist, sondern man lediglich Stichproben entnommen hätte. „Aus den Untersuchungen konnte man aber herauslesen, dass Spuren der Mutter an der Decke gefunden wurden“, so der Pathologe.

Normale Familienverhältnisse

Danach trat ein psychiatrischer Gutachter vor die Richter. Er hat den Angeklagten zwei Mal gesehen und zwei Mal soll dieser die gleiche Geschichte erzählt haben. „In der Nacht war das Baby unruhig. Am Morgen als er aufwachte sah er die Mutter neben dem Maxi-Cosi. Als er das Kind auf den Arm nehmen wollte, stellte er fest, dass es nicht normal reagierte. Das Paar entschied in die Kannerklinik zu fahren“, so der Experte. Der Psychiater konnte jedoch keine Verhaltensstörungen beim Angeklagten feststellen. „Seine Familienverhältnisse waren normal und auch seine Kindheit verlief durchschnittlich. Er ist sozial ausgeglichen“, sagte der Zeuge.

Auch betonte der Experte, dass der Beschuldigte ihm gesagt hätte, er wäre glücklich in seiner Beziehung. Er hat sich nur über die Art und Weise aufgeregt, wie seine Freundin die Beziehung sah. „Er sagte mir, dass in ihrer Beziehung alles so gehen musste, wie die Freundin es wollte. Auch sagte er, dass es ihn störte, dass seine Freundin so oft log“, erklärte der Psychiater. Ansonsten konnte der Experte keine außergewöhnlichen Merkmale beim Angeklagten feststellen.

«Mit der flachen Hand geschlagen»

Der Psychiater kam anschließend zu der Analyse der beschuldigten Mutter. „Die Mutter des Säuglings sagte aus, dass sie wusste, dass ihr Ex-Lebenspartner ihr gemeinsames Kind durch die Luft warf. Außerdem schilderte sie, wie der Beschuldigte das Kind mit der flachen Hand geschlagen hat“, so der Gutachter.

Laut Experte, sind die Familienverhältnisse auch bei der 21-jährigen Beschuldigten nicht außergewöhnlich. Sie stammt aus einer normalen Familie, würde lediglich leichte Persönlichkeitsstörungen aufweisen. „Was die Beziehung mit dem Vater des Kindes anbelangt, sagte sie mir, sie habe den 26-jährigen Mann nie richtig geliebt“, erklärte der Experte. Sie soll des Weiteren zu ihm gesagt haben: „Wann hien daat net mirkt, ass en ze domm“ (Wenn er das nicht merkt ist er dumm). Das Kind war, laut Zeuge nicht gewollt, stellte aber auch kein großes Hindernis dar. Der Psychiater stellte auch fest, dass die Angeklagte oft log. „Sie schafft sich durch ihre Lügen eine andere Persönlichkeit“, betonte der Experte. Er bestätigte die Schuldfähigkeit beider Angeklagter.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt.

(Philippe Hammelmann/Tageblatt.lu)