Das Ikonoklast-Museum liegt im Brüsseler Problem-Viertel Molenbeek, das in den vergangenen Monaten als Islamisten-Hochburg für Schlagzeilen sorgte. Das Publikum hätte die neue Einrichtung am 23. März entdecken sollen, einen Tag nach den Anschlägen in der belgischen Hauptstadt. Die Eröffnung wurde um drei Wochen verschoben.
Ein Schock
Von den Folgen der blutigen Terror-Angriffe erholt sich das Kunst- und Kulturleben der belgischen Hauptstadt nur sehr langsam. In einigen Museen ist die Besucherzahl seitdem um 40 Prozent zurückgegangen. Nun will die Regierung ihnen mit einer Finanzspritze helfen.
«Das war ein Schock, der noch lange nachhallen wird», sagte Raphaël Cruyt. Der 42-jährige Galerist ist einer der Gründer des Molenbeeker Millennium Iconoclast Museum of Art. Noch Anfang April kam es in dem Viertel, das unweit des Zentrums liegt, zu Krawallen und Festnahmen. Eröffnet wurde das Haus am 15. April. Vor den Anschlägen hoffte das Museum auf bis zu 30 000 Besuchern im ersten Jahr.
Das Mima, so die Abkürzung, liegt in einer ehemaligen Brauerei aus roten Ziegeln direkt am Charleroikanal. Auf mehr als 1300 Quadratmetern ist die Ausstellung «City Lights» zu sehen. Sie zeigt internationale Street Art-Künstler und -Kollektive wie Faile, Maya Hayuk und Swoon, die für ihre lebensgroßen Figuren aus recyceltem Zeitungspapier bekannt ist. Für das Museum hat die Amerikanerin den ganzen Keller mit ihren im Atelier gemalten und ausgeschnittenen Menschenabbildungen beklebt.
Grenzüberschreitungen
Warum das Museum Iconoclast Museum heißt und nicht Urban Art oder Street Art Museum? «Das sind Begriffe, die der Kunstmarkt geschaffen hat. Hier geht es um Grenzüberschreitung, um Kommunikation und Dialog», erklärte Raphaël Cruyt, einer der vier Gründer. Der gute Geschmack werde in den Museen von oben bestimmt. Er hingegen wolle eine Kultur, die von unten komme.
Der international bekannte und umstrittene afro-amerikanische Fotokünstler Andres Serrano ist in den Königlichen Museen der Schönen Künste zu sehen. Die Retrospektive präsentiert neben seinen jüngsten Aufnahmen von Obdachlosen in Brüssel auch seine Skandalfotos, die von Besuchern in früheren Werkschauen vandalisiert wurden.
Sie hängen von den anderen Werken getrennt hinter einem Vorhang. Sie zeigen Sex und Gewalt. «Wir wollten damit auch die Gewalt der Besucher illustrieren, die diese Arbeiten zerstört haben», sagte Samir Al-Haddad, der für das Brüsseler Kunstmuseum arbeitet.
Rückgang um 40%
Die Ausstellung wurde am 18. März eröffnet, jenem Tag, an dem Salah Abdeslam, einer der mutmaßlichen Attentäter der Pariser Terror-Angriffe, im November 2015 in Molenbeek festgenommen wurde. Nach den Anschlägen in Brüssel blieb die Werkschau bis zum 25. März geschlossen. Die Sujets, die der 65-Jährige behandle, habe die Kommunikation nach dem blutigen Ereignis nicht erleichtert, erklärte Al-Haddid.
Die Retrospektive mit dem Titel «Uncensored photographs», unzensierte Fotografien, rückt Tod, Gewalt und Religion in den Mittelpunkt.
Die Besucherzahl des Museums inmitten der Stadt sei um 40 Prozent zurückgegangen, erklärte auch vor einigen Tagen die Staatssekretärin für Chancengleichheit, Wissenschaftspolitik und Großstädte, Elke Sleurs. Sie wolle dem Museum mit 50 000 Euro unter die Arme greifen.
Insgesamt wolle sie 170 000 Euro für vier Kunst- und Wissenschaftseinrichtungen frei geben, die von den rückläufigen Besucherzahlen in Folge der Attentate betroffen seien, wie die Politikerin sagte. Anderen werde man durch Kommunikation und Werbung helfen.
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