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In 17 Jahren um die Welt

In 17 Jahren um die Welt
(Herman Zapp/dpa)

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Eigentlich wollte sich ein argentinisches Ehepaar nur ein halbes Jahr Auszeit zum Reisen nehmen. Aber dann konnte es nicht mehr vom Vagabundendasein lassen. Seit 17 Jahren fahren die Zapps mit ihren Kindern um die Welt. Wie funktioniert so ein Leben "on the road"?

Herman und Candelaria hatten einen Traum: Im Stil früherer Entdeckungsreisender wollten sie das neue Jahrtausend mit einem sechsmonatigen Trip durch ihre Heimat Argentinien einläuten. Sie kauften einen nachtblauen Oldtimer der Marke Graham-Paige, kündigten ihre Jobs und machten sich auf den Weg. Das war im Jahr 2000. Jetzt, 17 Jahre später, ist das Paar immer noch unterwegs – allerdings nicht mehr allein: Vier Kinder – drei Jungen und ein Mädchen – erblickten in verschiedenen Erdteilen das Licht der Welt. 73 Länder hat Familie Zapp schon erkundet, so etwa das Tierparadies Simbabwe und den Dschungel von Sumatra. Aber nun soll das Langzeit- Abenteuer ein Ende finden – mit einem letzten Trip über den Atlantik.

«Die größte Lektion ist die, dass man aufbricht, um die Welt zu entdecken – und letztlich sich selbst entdeckt», sagt Herman Zapp im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur in Spanien, wo die Familie gerade weilt. In der vergangenen Woche hat der 48-Jährige zusammen mit Candelaria – oder «Cande», wie er sie liebevoll nennt – einen Vortrag auf der Internationalen Tourismusmesse (Fitur) in Madrid gehalten und von den Erlebnissen und Erfahrungen der Familie erzählt.

Die Zapps, das sind neben den Eltern auch der 14-jährige Pampa (geboren in den USA), der elfjährige Tehue (geboren in Argentinien), die neunjährige Paloma (geboren in Kanada) und der siebenjährige Wallaby (geboren in Australien). Da sie derzeit keine Schule besuchen können, werden die Kinder unterwegs von der Mutter unterrichtet.

Sieben Milliarden Wunder

«Die Leute hatten uns gewarnt, dass die Welt ein gefährlicher Ort sei, dass man uns ausrauben oder ermorden würde», erzählt Herman. «Wir hätten nie gedacht, dass sie hingegen so wunderschön ist. Statt sieben Weltwundern haben wir sieben Milliarden Wunder erlebt – die Menschen nämlich.»

Und genau diese Menschen sind es, die die Weltumrundung der Zapps möglich gemacht und ihnen großzügig ihre Gästezimmer angeboten haben. «Überall haben die Leute uns die Türen geöffnet», sagt Herman. In 2000 Privathäusern hat die Familie über die Jahre gewohnt – allein aus Spanien waren schon vor ihrer Ankunft 400 Einladungen gekommen. «Wir müssten ein Jahr hier bleiben, dann könnten wir jeden Tag in einem anderen Haus wohnen», sagt der Familienvater lachend.

Aber wovon leben die Zapps? «Wir fertigen Kunsthandwerk, schreiben Bücher, halten Vorträge. Wir sind keine außergewöhnlichen Wesen, wir sind ganz normale Leute.» Das erste Mal sei das Geld in Ecuador ausgegangen, zu einer Zeit, als das Land sich in einer schweren Krise befand. «Das war im Grunde toll, weil wir keine andere Wahl hatten, als uns etwas Neues einfallen zu lassen. So haben wir angefangen, Aquarelle zu malen – und das hat uns letztlich viel finanzielle Unabhängigkeit eingebracht.»

Ein neues Leben beginnt

Auch Sohn Pampa findet sein Leben «normal»: «Es gefällt mir einfach, immer etwas Neues kennenzulernen», sagt er. Mit seinen 14 Jahren ist er schon auf einem Elefanten geritten, Ballon gefahren, mit einem Gleitschirm geflogen und Pilot eines kleinen Flugzeugs gewesen. Einziger Wermutstropfen: «Wenn man reist und neue Freunde findet, muss man sich nach drei oder vier Tagen schon wieder von ihnen verabschieden.» In seinem «neuen» Leben, das bald in Argentinien starten soll, wird das anders sein: «Darauf freue ich mich am meisten», sagt er.

Noch vor Jahresende soll die Weltreise ein Ende finden: Per Boot geht es dann samt dem treuen Graham-Paige über den Atlantik heim nach Argentinien. Dort wollen Herman und Cande eine Firma mit dem Namen «Club der Träumer» gründen – und damit anderen Menschen helfen, ihre langgehegten Wünsche in die Tat umzusetzen. «In all diesen Jahren haben wir Berge, Städte, Strände und Ruinen gesehen. Ein Strand mehr oder weniger macht da irgendwann kaum noch einen Unterschied», sagt Herman nachdenklich. «Die Menschen aber, die bleiben immer etwas Besonderes – und im Grunde wollen sie alle nur eins: ihren Traum leben.»