Die Gefahr von Hacker-Angriffen aus dem «World Wide Web» wurden in den vergangenen Jahren sichtbar, als Angreifer die Computer öffentlicher Einrichtungen Estlands lahmlegten. Die estnische Regierung machte dafür Russland verantwortlich. Wenig später sorgte der Angriff mit dem Virus Stuxnet auf das iranische Atomprogramm für Schlagzeilen. Kurz zuvor gab es mehrere Angriffe auf das deutsche Regierungsnetz. Die Spur führte nach China.
Nahezu täglich registrieren die Behörden in Luxemburg Angriffe aus dem Netz. «Wir haben es jeden Tag mit hunderten von unterschiedlichsten Attacken zu tun,» erklärt Pierre Zimmer vom «Centre des technologies de l’information de l’Etat» (ctie) gegenüber Tageblatt.lu. In Luxemburg kümmert sich auf nationaler Ebene das ctie um die IT-Sicherheit. Rund 12 Experten unter der Leitung von Pierre Zimmer kümmern sich rund um die Uhr unter anderem um die mehr als 300 staatlichen Knotenpunkte. Daran angeschlossen sind mehr als 12.000 PC´s.
6.000 Angriffe
«Wir sehen uns mit dem Riesennetz in Luxemburg als Radar. Wir diskutieren ständig die weiteren Initiativen beim Thema Cybersicherheit und werden da unsere Kompetenz einbringen, wo sie gefragt ist,» betont Zimmer. Bei den täglichen Angriffen muß man unterscheiden. Neben Virus-Angriffen überwiegen sogenannte «Script-Kiddies». Damit werden Jugendliche bezeichnet die sich im Internet verfügbarer Programme und Scripts bedienen, um daraus mit kaum Aufwand Viren zu basteln. Hier gab es in Luxemburg in den vergangenen fünf Monaten allein rund 6000 registrierte Angriffe. Dabei sitzen die Täter nicht in Luxemburg, sondern auf der ganzen Welt.
Einen bewußten Angriff auf das Regierungsnetz hat es nach Erkenntnissen des Ctie, auch unter Beteiligung ausländischer Nachrichtendienste, noch nicht gegeben, heißt es. Ein «Nationales Cyber-Abwehrzentrum» wie in Deutschland wird es in Luxemburg darum auch nicht geben. «Wir sind nur ein kleines Land und damit nicht so gewichtig wie unseren Nachbarn,» begründet Zimmer. Luxemburg wartet hier auf mögliche Pläne der EU. Der IT-Experte spricht dabei von einer möglichen Verzahnung der verschiedenen Einrichtungen in den Ländern. Bereits jetzt finden regelmäßige Treffen auf internationaler Ebene statt. Hier tauschen die Experten Erfahrungen aus und diskutieren über neue Entwicklungen im Internet.
Begrenzte Ressourcen
Daneben holt man sich Rat und Tat bei privaten Firmen. Hier hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Inzwischen haben sich auf internationaler Ebene private Firmen positioniert, die mit ihren Fachleuten staatliche Einrichtungen beraten. Zimmer nennt dies einen klaren Vorteil: «Internet-Kriminalität war über Jahre international organisiert, die staatlichen Einrichtungen nicht.» Durch die Firmen haben Länder wie Luxemburg an Geschwindigkeit gewonnen, da die eigenen Ressourcen nur begrenzt sind. «Wir haben hier Verträge mit verschiedenen Firmen. Darunter befinden sich Betriebe, die auf unterschiedlichste Angriffs-Szenarien spezialisiert sind. Wird ein Virus irgendwo auf der Welt registriert, haben wir teilweise innerhalb von Minuten das entsprechende Gegenmittel parat.», so Zimmer.
Steckten früher überwiegend Cyberkriminelle hinter den Attacken, sind die neuen Angreifer im Internet von einem anderen Kaliber. Experten sprechen vom Super-Hacker im Auftrag irgendeines Staates. Spitzenreiter sind hier China, Russland, die USA und Israel. Die Wahrscheinlichkeit, dass mithilfe eines Wurms wie Stuxnet Infrastruktureinrichtungen in Luxemburg lahmgelegt werden könnten, hält man zwar für gering, aber nicht für null.
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