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Ruf nach alten Auto-Kennzeichen

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Nostalgie auf dem Nummernschild: Mindestens fünf Landkreise in Rheinland-Pfalz setzen sich dafür ein, dass Autofahrer bald wieder alte, abgeschaffte Autokennzeichen benutzen dürfen.

Der Eifelkreis Bitburg-Prüm hat nach Angaben des Innenministeriums beantragt, das Kennzeichen «PRÜ» wieder zuzulassen, der Kreis Bernkastel-Wittlich will «BKS» reaktivieren, der Rhein-Hunsrück-Kreis will «GOA» für St. Goar zurück. Im Kreis Mainz-Bingen gibt es Pläne für den Schriftzug «BIN», im Rhein-Lahn-Kreis unter anderem für ein eigenes Lahnstein-Kennzeichen. Das Innenministerium schickt die Anträge dann weiter an den Bund, der darüber entscheidet.

Die Hochschule Heilbronn hatte herausgefunden, dass sich viele Rheinland-Pfälzer Autokennzeichen zurückwünschen, die es gar nicht mehr gibt. Von mehr als 2000 Befragten waren fast drei Viertel für eine Wiedereinführung alter Kennzeichen, die den Gebietsreformen in den 1960er Jahren zum Opfer gefallen waren. In St. Goar wollen demnach etwa 99 Prozent «GOA» zurück.

«PRÜ» anstatt «BIT»

In der Stadt PRÜM (Eifelkreis Bitburg-Prüm) soll statt des Kennzeichens «BIT» wieder «PRÜ» gelten. «Von uns aus hätten wir das eigentlich nicht gemacht», sagt die Bürgermeisterin der Stadt, Mathilde Weinandy (CDU). Doch die Studie der Fachhochschule Heilbronn habe ergeben, dass eine deutliche Mehrheit der Einwohner das alte Kennzeichen befürworte. Viele Leute würden sich zu ihrem Heimatort hingezogen fühlen und das alte Autokennzeichen als Teil ihrer Identität begreifen. Immer wieder kämen Menschen zu ihr und fragten: «Wann kommt das denn endlich?»

Auch in ST. GOAR ist der Wunsch der Bürger nach dem alten Kennzeichen «GOA» groß, wie Stadtbürgermeister Walter Mallmann (CDU) betont. In einer Umfrage hätten nahezu 100 Prozent für das Kennzeichen votiert, darunter auch viele jüngere Menschen. Der Stadtrat habe sich zudem einstimmig für ein Wunschkennzeichen «GOA» ausgesprochen. Doch warum die Sehnsucht nach dem alten Kennzeichen? Ein Bürger habe ihm etwa gesagt, dass «GOA» für ihn ein Stück Heimat sei, erzählt Mallmann. «Damit ist eigentlich alles gesagt.»

«GOA» anstatt «SIM»

Wenn es am Ende nach dem Willen der Menschen aus St. Goar geht, sollen sich künftig alle Autofahrer im Rhein-Hunsrück-Kreis, die derzeit ein «SIM» für Simmern am Auto haben, ein «GOA» wünschen können. «Wir haben nichts gegen Simmern», sagt Mallmann. Es sei nur so, dass die Verbundenheit zu Simmern am Rhein nicht so ausgeprägt sei. Und es gehe es ja ohnehin nur um ein Wunschkennzeichen.

Die Kreisverwaltung in Simmern hat nach eigenen Angaben mittlerweile einen Antrag zur Wiedereinführung des Kennzeichens «GOA» beim Innenministerium gestellt. Dort habe es geheißen, die erforderliche Änderung der Zulassungsverordnung werde frühestens im September dieses Jahres im Verkehrsausschuss des Bundesrates behandelt.

Comeback von «BKS» und «BIN»?

Derweil soll die Verbandsgemeinde BERNKASTEL-KUES im Landkreis Bernkastel-Wittlich ihr altes Kennzeichen «BKS» wieder bekommen. «Der Stadtrat hat das als interessantes Marketing für die Stadtverwaltung gesehen», sagt der Sprecher der Kreisverwaltung, Alfons Kuhnen. «Bernkastel-Wittlich hat im März den Antrag an die Landesregierung gestellt.» Reaktionen der Bürger habe es bisher nicht gegeben.

In BINGEN soll es bald wieder das alte Kennzeichen «BIN» geben. «Wir haben uns beim Land dafür eingesetzt, dass das wieder möglich ist», sagt Karl-Günther Gallas von der Stadtverwaltung. Der Antrag werde noch im Juli gestellt, heißt es von der Kreisverwaltung in Ingelheim. «Ich denke, es sind viele Leute, die sich freuen, weil sie einen Bezug dazu haben», sagt Gallas.

Neue Kennzeichen

Es geht aber nicht nur darum, alte Kennzeichen wiederzubeleben. Mancherorts wird zusätzlich über neue Buchstabenkombinationen nachgedacht. In LAHNSTEIN im Rhein-Lahn-Kreis soll die Hochschule Heilbronn im Herbst untersuchen, was die Bürger von einem eigenen Kürzel für die kreisangehörige Stadt halten. Dies könnte dann etwa «LAH», «LST» oder «LAR» lauten. Für die Orte DIEZ und ST. GOARSHAUSEN im Kreis könnten die alten Kennzeichen «DIZ» und «GOH» wiederkommen. Darüber berate die Kreisverwaltung aber erst im Herbst, sagt ein Sprecher.

Ganz anders ist die Stimmungslage im Südwesten des Landes. Hier will der Landkreis Südliche Weinstraße in LANDAU alles so lassen, wie es ist. «SÜW ist unser Markenzeichen – als Landkreis, als erfolgreiche Weinbau- und Tourismusregion», betont Pressereferentin Carina Ullmer von der Kreisverwaltung. «Viele Bürgerinnen und Bürger identifizieren sich mit «SÜW».» Als der Landkreis vor 43 Jahren aus den zwei Landkreisen Landau und Bad Bergzabern gebildet wurde, hatten Politiker um die neue Bezeichnung «Südliche Weinstraße» gekämpft. In diesem Frühjahr seien sich alle politischen Kräfte im Landkreis einig gewesen, weitere Kennzeichen wie «LD» oder «BZA» nicht wieder einzuführen.