Grundlage der Äußerung ist eine Expertise, die der Vizepräsident der Behörde für Industrie, für Wirtschaft, für Industrie, Technologie und Energie erstellt hat. Pascal Faure hat mit seinen Mitarbeitern zwei Wochen lang mit den Gewerkschaften, mit Mitarbeitern, mit der Firmenleitung in Florange und der Generaldirektion Frankreich von ArcelorMittal geredet. Der Bericht berücksichtige die Situation in Frankreich und in Europa. Er habe überdies Möglichkeiten erarbeitet, um das industrielle Überleben des Stahlstandortes Florange zu sichern, teilt das Ministerium in einer Pressemitteilung mit.
Florange, so der Bericht, sei lebensfähig und auch rentabel, benötige aber eine Investition in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro, berichten die Gewerkschaften in Lothringen. Sie hatten Ende der vergangenen Woche ein dreistündiges Gespräch mit dem Minister für den Wiederaufbau industrieller Arbeitsplätze in Frankreich zu der Studie.
Florange weise Trümpfe eines integrierten Stahlwerkes auf, sei ideal positioniert gegenüber seinen großen Kunden, beweise sich durch die Technizität seiner Stahlprodukte und profitiere mit hohem Mehrwert von seinen Walzprodukten.
Investitionsplan
Der Nachrichtenagentur AFP liegt eine Zusammenfassung der Studie vor. Danach wird ein schneller Investitionsplan für Florange verlangt, um „Rückstände zu kompensieren“, das „Vertrauen wiederherzustellen“ und die „Zukunft zu sichern“. Die Gewerkschaften in Florange haben den Bericht begrüßt. Der Chef der Stahlgewerkschaft CFDT in Lothringen begrüßte, dass die „Regierung nunmehr die gleichen Ziele wie die Gewerkschaften“ habe. Es „sei nun Zeit, die Unsicherheiten aufzulösen und daran zu arbeiten, „dass Mittal eine Entscheidung treffe. Entweder er investiert. Oder er gibt das hier auf“. Die Gewerkschaften verlangen ein Gesetz, wonach Unternehmen, die einen Standort schließen wollen, ihn nötigenfalls verkaufen müssen. Die Gewerkschaften in Lothringen verlangen dieses Gesetz konkret für den Standort Florange.
Der Bericht bestätigt den Eindruck, dass der französische Staat den Unternehmern vorschreiben will, wie sie zu unternehmen haben. Die – gezielten – Veröffentlichungen des Berichtes der französischen Regierungsbehörde nehmen nicht Stellung zur Situation des Flachstahlmarktes in Europa oder in Frankreich. ArcelorMittal macht seit zwei Jahren in diesem Bereich, der überwiegend vom Automobil lebt, steigende Verluste, zuletzt 340 Millionen Euro. Es ist schwer verständlich, davon auszugehen, dass ArcelorMittal in einem schwindenden Markt, nur in ein Werk 500 Millionen Euro investiert. In Brasilien – wachsender Markt – baut das Unternehmen für 1,2 Milliarden US-Dollar ein neues Stahlwerk.
Flachstahl-Krise
In Europa gibt es mit den Herstellern Peugeot/Citroen und Opel zwei, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Fiat ist der dritte Schwäche-Kandidat, der aber durch Chrysler aufgefangen wird. Den europäischen Automobilverbänden zufolge sind vier von zehn Automobilfabriken in Europa überflüssig. Im Klartext: Neben die noch nicht gelöste Krise des Langstahls in Europa ist eine Krise des Flachstahls eingetreten, im wesentlichen ausgelöst durch die Krise auf dem europäischen Automobilmarkt.
ArcelorMittal hat für 2012 weltweit Investitionen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro geplant. Davon sind für Florange 15 Millionen vorgesehen. Die Forderung, in Florange 500 Millionen zu investieren, kommt einer Einladung zum Aus zumindest für die Hochöfen gleich. „Wenn es nicht gelingt, in Gesprächen zwischen dem Staat und ArcelorMittal eine Einigung zu finden, dann muss man Perspektiven für den Aktionärskreis und ein entsprechendes Umfeld nachdenken“, zitiert die Nachrichtenagentur AFP das Papier. Mit anderen Worten: Gibt es keine Einigung, steht eine Enteignung in der Diskussion.
Minister Montebourg ist deutlich: „Wenn Gespräche mit ArcelorMittal kein Ergebnis bringen, dann werden wir nichts ausschließen, um eine dauerhafte industrielle Tätigkeit an dem Standort zu sichern“, zitiert ihn die Nachrichtenagentur Bloomberg.
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