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Affäre um Saar-Museum schlägt Wellen

Affäre um Saar-Museum schlägt Wellen
(dpa)

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Die Querelen um die Erweiterung des Saarlandmuseum haben sich zu einer Affäre ersten Ranges ausgewachsen. In einem Gutachten werden zahlreiche Mängel aufgelistet. Die Landesregierung will aber an dem Projekt festhalten.

Eigentlich sollte die Erweiterung des Saarland-Museums ein Leuchtturmprojekt für die Kultur in der Region werden, die eher ein Schattendasein am Rande der Republik fristet. Doch jetzt hat sich die Geschichte des 4. Pavillons zu einer Mischung aus Kulturkrimi und Polit-Skandal entwickelt.

Klar ist, dass das umstrittene Projekt den Steuerzahler teuer zu stehen kommt. Wie teuer genau, ist offen. Waren ursprünglich neun Millionen Euro für das Projekt veranschlagt worden, so haben sich die Kosten schätzungsweise bereits mehr als verdreifacht. Unklar ist, was die Steuerzahler dafür bekommen. Bisher steht in bester Lage in Saarbrücken unweit des Staatstheaters ein hässlicher Betonklotz im Rohbau, dem ein Gutachten jetzt zahlreiche Mängel bescheinigt hat.

Regierung glaubt an Projekt

Die Landesregierung will aber auf jeden Fall an dem schon weit vorangeschrittenen Museumsprojekt festhalten. Überlegungen – etwa der Gewerkschaften – , den Rohbau abzureißen oder anderweitig zu nutzen, lehnt sie entschieden ab. Dennoch: «Der 4. Pavillon darf keine zweite Elbphilharmonie werden», sorgt sich etwa der Landeschef der mitregierenden Grünen, Hubert Ulrich, mit Verweis auf das Prestigeprojekt in Hamburg, das immer teurer wurde.

Die neue Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und ihr Kulturminister Stephan Toscani setzen auf Transparenz und Offenheit. Schon in ihrer Regierungserklärung im August bedauerte Kramp-Karrenbauer den «materiellen Schaden» und den «Vertrauensverlust» durch die Fehler der Vergangenheit – an der sie als einstige Kulturministerin Mitschuld trägt.

Mängel-Liste immer länger

Die vielen Fehler kamen in den vergangenen Monaten nur langsam ans Licht. Denn Toscanis Amtsvorgänger Karl Rauber hatte diese nach Einschätzung von Beobachtern lange unter dem Deckel gehalten und sich schützend vor Stiftungsvorstand Ralph Melcher gestellt. Erst im Mai konnte Rauber nicht mehr anders: Nachdem die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Untreue gegen Melcher erhoben hatte, beurlaubte er den Museumschef und machte Meinrad Maria Grewenig zum Interimschef.

Der Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte präsentierte vergangene Woche ein Zwischengutachten externer Controller. Es zeichnet ein Bild von Stümperei und Missmanagement, das bei vielen Kopfschütteln auslöste: Eine Kostenschätzung sei aufgrund der «noch nicht abschließend zu überblickenden Planungs- und Steuerungsdefizite» momentan nicht möglich, hieß es. Es gebe weder eine Dokumentation der Planung, noch eine Kostenaufstellung oder ein Projekthandbuch.

Fehlplanung, wohin das Auge blickt

Grewenig und seine Gutachter haben eine ganze Reihe von Missständen am Bau ausgemacht. Die reichen von unzureichendem Hochwasserschutz bis zur Unterbringung der Restaurierungswerkstätten im Keller bei nur wenig Tageslicht. Für alle sichtbar: Statt einer spektakulären Glasfassade sind nur elefanten-graue, triste Fliesen bestellt, die den Betonklotz kaum aufwerten würden.

Ob die Lage tatsächlich so dramatisch ist, wie von Grewenig dargestellt, ist allerdings umstritten. Am Montag debattierte das Kuratorium der Stiftung fast fünf Stunden lang. Hinterher machte sich zumindest ein Mitglied der Führungsriege Luft. «Dieses Museum ist kein Pfuschbau», griff Pharmaunternehmer und Mäzen Edwin Kohl die «Phantastereien» Grewenigs an. Das Mangelgutachten sei mangelhaft.

Keine Eröffnung auch 2012

Immerhin konnten sich die Kuratoriumsmitglieder darauf einigen, 10 000 Euro von Stiftungsvorstand Melcher zurückzufordern. Dieser soll laut Anklage auf Kosten der Stiftung fürstlich gespeist haben – ausgerechnet mit dem Architekten, der das Bauprojekt laut Gutachten nur unzureichend gesteuert hat. Dem Mann wurde im Juli gekündigt.

Wann kann das Museum in neuem Glanz wieder seine Pforten öffnen? «Das wird auf jeden Fall 2012 nichts mehr», meint Grewenig. Jetzt sollen erst einmal die Kosten für die Nachbesserungen beziffert werden. Ende Oktober/Anfang November wollen der Rechnungshof und Grewenigs Controller die Rechnung präsentieren.