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500 Marx-Figuren in Trier

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Im Jahr seines 130. Todestages kehrt Karl Marx in seine Geburtsstadt Trier zurück. Und zwar gleich 500-fach - in Form von knapp ein Meter hohen Figuren. Die will der Konzeptkünstler Ottmar Hörl rund um die Porta Nigra aufstellen.

Zu seinem 130. Todestag feiert Karl Marx 2013 in Trier «Auferstehung». Neben einer Sonderausstellung im Stadtmuseum zur «Ikone Karl Marx» soll die Freiluft-Installation des Konzeptkünstlers Ottmar Hörl für Aufsehen sorgen. Mit 500 knapp ein Meter hohen Karl-Marx-Figuren will der Künstler Passanten zum Nachdenken über den berühmtesten Sohn der Römerstadt einladen. Sie sollen im Umfeld des römischen Stadttors und Wahrzeichen der Stadt, der Porta Nigra, montiert werden.

Logo" class="infobox_img" />Invasion von Karl Marx-Statuen in Deutschlands ältester Stadt. (dpa)

Bis vor wenigen Tagen schwebte noch ein Fragezeichen über dem ambitionierten Installationsvorhaben «Karl Marx». Nachdem die Kulturstiftung Trier sowie weitere Sponsoren ihre finanzielle Unterstützung des Kunstprojekts zugesichert hätten, sei die mit rund 80 000 Euro veranschlagte Aktion nun «grundfinanziert», erklärt der Trierer Kunstagent Christoph Maisenbacher.

Drei Wochen

Vom 5. Mai an, dem Geburtstag des in Trier geborenen Philosophen und Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus (1818-1883), soll die Installation drei Wochen lang stehen. Rund um die Porta Nigra postiert sich das knapp ein Meter hohe, im Schleudergussverfahren in einem Spezialbetrieb bei Coburg hergestellte Vinyl-Marx-Modell in 500-facher Ausführung. Bei der Gestaltung der Figur orientiere sich Hörl «an dem klassischen Bild von Karl Marx, so, wie er sich in seiner Zeit präsentierte». «Möglichst neutral, ohne Wertung», solle die Umsetzung seines Entwurfs wirken.

Während Hörl über die Farbe der Figur noch nicht entschieden hat – «Rot liegt nahe und finde ich ganz gut, könnte mir aber auch ein aktives Grau vorstellen» – ist die Figur längst skizziert. Der Verfasser von «Das Kapital» mit seinem Charakterkopf, der hohen Stirn und dem Rauschebart, mit ernstem Blick, in Anzug und mit Hut in der Hand, wird die Menschen an der Porta Nigra stumm begrüßen.

Das Multiple hat System bei Ottmar Hörl. Mit entsprechenden Installationen im öffentlichen Raum macht er seit Jahren bundesweit von sich reden – zuletzt im Frühsommer 2012 in der Rosenstadt Zweibrücken. Dort installierte Hörl für zwei Wochen 1000 überlebensgroße rote Rosen auf dem Herzogplatz. Seine Installation mit 1250 Zwergen, die 2009 auf dem Straubinger Ludwigsplatz den Hitlergruß zeigten, provozierte Diskussionen.

«Kunst in öffentlichen Raum»

«Kunst im öffentlichen Raum ermöglicht, dass alle Menschen teilnehmen können. Und das Serielle ist für mich Programm», sagt Hörl. «Die Wiederholung ist für den Betrachter sehr erholsam und führt zu inhaltlicher Dringlichkeit.» Vielleicht nicht gerade dringlich, aber durchaus eine Herzensangelegenheit ist dem Künstler die Auseinandersetzung mit Karl Marx. Mit ihm verbinde den Alt-68er, wie Hörl sich selbst bezeichnet, ein «prinzipielles Interesse». «Er ist einer der wesentlichen Denker und genialsten Köpfe des 20. Jahrhunderts.»

Provozieren wolle er mit der Installation in Trier ebenso wenig wie beispielsweise mit den viel diskutierten Hitlergruß-Zwergen. «Die Figuren sind vielmehr Impulsgeber. Ich wünsche mir, dass bei den Menschen über diese Installation das Interesse geweckt wird, über Karl Marx zu lesen.»

Sonderausstellung

Nicht seine Ideologie, sondern die bildliche Darstellung von Karl Marx in all ihren Facetten beleuchtet bereits ab 17. März 2013 die Sonderausstellung «Ikone Karl Marx. Kultbilder und Bilderkult» im Stadtmuseum Simeonstift an der Porta Nigra. Erstmals überhaupt wird mit dieser umfassenden Schau mit ihren sieben thematischen Blöcken und rund 140 Leihgaben aus unterschiedlichen Ländern dokumentiert, wie sich Karl Marx von der politischen Ikone zur Werbe-Ikone entwickelt hat.

«Von Karl Marx hat jeder ein bestimmtes Bild vor seinem inneren Auge», sagt Museumsdirektorin Elisabeth Dühr. «Mit der Ausstellung möchten wir präsent machen, wie sich ein Bild verselbstständigt.» Und sie verspricht: «Die Besucher werden fasziniert sein von der Vielfalt der Darstellung.»