Sonntag21. Dezember 2025

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Frankreich will kein Ende der Geldflut

Frankreich will kein Ende der Geldflut
(Christian Muller)

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Frankreichs Notenbank-Chef hat Forderungen nach einem Eindämmen der EZB-Geldflut zurückgewiesen. Die steigende Inflation hat sich in Deutschland 2016 bereits im Geldbeutel der Beschäftigten bemerkbar gemacht.

«Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lautet die Antwort klar Nein», sagte Francois Villeroy de Galhau, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank am Mittwoch in Frankfurt. Ohne den Anschub der lockeren Geldpolitik wäre der gewünschte Anstieg der Inflation in der Euro-Zone noch nicht selbsttragend oder dauerhaft. «Deshalb behalten wir eine konjunkturfördernde Ausrichtung bei, während wir ihre Intensität anpassen.» Die Debatte in Deutschland über die Geldpolitik sei völlig legitim. «Aber lasst uns versuchen, sie rational zu halten und vermeiden, emotional zu werden.»

Vor allem in Deutschland beklagen viele Sparer seit längerem die Mini-Zinsen. Banken bemängeln zudem, im Kreditgeschäft kaum noch auskömmliche Gewinne erzielen zu können. Der jüngste Inflationsanstieg befeuert nun die Debatte über einen EZB-Kurswechsel.

Erst am Montag hatten die deutschen Wirtschaftsweisen die EZB zu einer raschen Abkehr von ihrer Politik des ultrabilligen Geldes aufgerufen. Der Ausstieg werde immer schwieriger, je länger die Niedrigzinsphase anhalte, warnten die Wissenschaftler. Bundesbank-Chef Jens Weidmann betonte jüngst, die EZB dürfe nicht davor zurückschrecken, ihre Geldpolitik zu straffen, sobald die Zeit dafür gekommen sei. Bayerns Finanzminister Markus Söder forderte schnellstmöglich mit schrittweisen Zinsanhebungen zu beginnen.

Inflation bremst Anstieg der Löhne

Die EZB hält ihre Leitzinsen auf dem Rekordtief von Null Prozent. Zudem erwirbt sie seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen und andere Wertpapiere, um Banken zur stärkeren Vergabe von Krediten an die Wirtschaft anzuregen. Das stützt die Konjunktur und heizt so auch die Inflation an. Doch inzwischen ist die Teuerung im Euro-Raum über den von der EZB angepeilten Idealwert von knapp zwei Prozent hinaus gestiegen.

Die steigenden Verbraucherpreise haben zum Jahresende 2016 die hohen Lohnzuwächse der Beschäftigten in Deutschland zum Teil wieder zunichte gemacht. Der Anstieg der Reallöhne verlangsamte sich im vierten Quartal, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte.

So kletterten die Löhne im Zeitraum Oktober bis Dezember um 2,3 Prozent, abzüglich der Inflation von 1,1 Prozent blieb ein realer Verdienstzuwachs von nur noch 1,1 Prozent. Höhere Ölpreise hatten die Teuerung zum Jahresende angeheizt.
Im Gesamtjahr 2016 stiegen die Reallöhne um 1,8 Prozent, wie das Bundesamt vorläufige Angaben aus dem Februar bestätigte. Es war das dritte Jahr in Folge mit einem kräftigen Plus und der dritthöchste Wert seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2008.

Mindestlohn treibt niedrige Gehälter an

Auffällig war im Gesamtjahr, dass erneut Beschäftigte mit eher unterdurchschnittlichen Verdiensten nominal die höchsten Steigerungen verbuchen konnten. So verdienten ungelernte Arbeitnehmer 3,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, deutlich über dem durchschnittlichen Zuwachs von 2,3 Prozent. Auch in kleinen Jobs wurde geringfügig Beschäftigten 3,6 Prozent mehr gezahlt.

Nach Auffassung des Arbeitsmarktexperten Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kann dies zum Teil noch auf Effekte des zum Jahr 2015 eingeführten Mindestlohns zurückzuführen sein. Dieser wirke auch auf die unteren Bereiche der übrigen Lohnstruktur. «Löhne, die etwas über dem Mindestlohn liegen, steigen dann auch.» Dieser Prozess könne sich über einen längeren Zeitraum hinziehen und habe seiner Einschätzung nach auch 2016 gewirkt, sagte Weber. Zudem gebe es Fälle, in denen die nächste, zum Jahresbeginn 2017 gültige Mindestlohnstufe von 8,84 Euro schon vorgezogen worden sei.