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Frankreich verkauft seine Flughäfen

Frankreich verkauft seine Flughäfen
(dpa/Bruno Bebert)

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Nach Griechenland schreitet Frankreich zur Tat. Zum Verkauf stehen zwei Flughäfen: Nizza und Lyon. Toulouse Blagnac ist bereits verkauft.

Der Flughafen Toulouse Blagnac, dort, wo unter anderem Airbus seine Flugzeuge ausprobiert, gehört bereits zu 49,9 Prozent einem chinesischen Unternehmen. Der Verkauf war ein unglückliches Unterfangen. Die französische Regierung war in unsäglichen Diskussionen verstrickt. Unter anderem musste sie den Vorwurf entkräften, dass sie mit dem Verkauf, den Chinesen für Spionage bei Airbus Tür und Tor öffne.

Der Schwerpunkt beim Verkauf des staatlichen Flughafenanteils lag auf dem Erlös. Wer das meiste Geld bot, bekam die Staatsbeteiligung. Jetzt besitzt ein chinesischer Konzern 49,9 Prozent des Kapitals, der nicht weiß, wie man Flughäfen betreibt. Und: der Chef des Unternehmens ist untergetaucht. Er wird wegen Korruption gesucht. Zwischenzeitlich ist die frühere Verkehrsministerin Anne Marie Idrac zur Beruhigung der Gemüter zur Vorsitzenden des Verwaltungsrates ernannt worden.

Frankreichs Wirtschaftsminister Emmanuel Macron hat daraus gelernt. Zukünftige Ausschreibungen verlangen von Bewerbern, dass sie entweder selbst oder mit einem Partner Erfahrungen im Betreiben von Flughäfen vorweisen müssen. Denn: Frankreich will seine beiden anderen wichtigen Provinz-Flughäfen ebenfalls privatisieren.

Regionale Flughäfen

Die wichtigen Flughäfen in Frankreich neben den Pariser Landepunkten Charles de Gaulle und Orly sind eben Toulouse im Südwesten, Lyon im Süden und Nizza für die Mittelmeer Küste. Der immer noch umstrittene, aber nun festgezurrte Flughafen Nantes, dessen Baubeginn bevorsteht, deckt das Einzugsbecken der Bretagne und der Loire-Mündung ab, teilt sich seine Bedeutung mit dem Flughafen Rennes. Nantes und Rennes, sind regionale Flughäfen mit begrenzter internationaler Tätigkeit, wie auch Marseille, Straßburg und Lille. Der Osten Frankreichs wird bereits mit Frankfurt oder Stuttgart aus Deutschland abgedeckt oder Luxemburg für Lothringen. Der Norden Frankreichs wird teilweise durch Lille aber weitgehend durch Brüssel abgedeckt.

Daneben gibt es reine Provinzflughäfen wie Beauvais oder Dinard, die durch Ryanair aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt wurden. Low Cost Flieger wie Easy Jet nutzen die normalen Flughäfen.

Strategischer Verkauf

Im September soll die Ausschreibung für den Staatsanteil an den Flughäfen von Nizza und von Lyon erfolgen. Nizza liegt nach Charles de Gaulle und Orly mit 11,5 Millionen Fluggästen und transatlantischen Destinationen wie New York und Montreal oder auch in den Nahen Osten wie Dubai auf Platz drei der französischen Flughäfen. Die Flughafengesellschaft betreibt zusätzlich die Geschäftsflughäfen in Cannes und in St. Tropez. Frankreich hält 60 Prozent am Kapital des Flughafens, der keiner TGV Konkurrenz unterliegt. Der Staatsanteil von 60 Prozent wird auf einen Wert von 1,6 bis 1,8 Milliarden Euro geschätzt. Der Verkauf soll nach Angaben des Wirtschaftsministeriums in der ersten Hälfte 2016 abgeschlossen sein.

Die Privatisierung des Flughafens Lyon hat neben der Auffrischung der Staatskasse eine strategische Bedeutung. Der Flughafen Lyon – benannt nach dem Autor des Buches „Der kleine Prinz“, Antoine de St. Exupéry, soll neben Paris ein zweiter Hub in Frankreich und der Anziehungspunkt für den Südosten Frankreichs werden. Derzeit ist ein zweites Abfertigungsgebäude im Bau. Lyon St Exupéry ist bisher eher ein Flughafen mit europäischen und Mittelmeer Zielen.
Mit 7,9 Millionen Passagieren rangiert er deutlich hinter den Pariser Flughäfen und den 11,5 Millionen von Nizza.

Der Großraum Lyon, der gerade aus dem Zusammenschluss der Stadt und des Départements als Metropole entstanden ist, gilt derzeit als eine der dynamischsten Regionen Frankreichs. Im Oktober soll die internationale Ausschreibung für den Verkauf des Staatsanteils erfolgen. Im ersten Halbjahr 2016 soll eine Vorauswahl der Interessenten erfolgen. Ende 2016 der neue Besitzer feststehen. Interesse haben bereits jetzt der Mischkonzern Vinci, die Parlamentsbank Caisse des Dépots, aber auch die Flughafengesellschaft von Genf angemeldet. Letztere tritt als Konsortium mit der Bankengruppe BPCE auf.

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