Der am Donnerstag in Serbien festgenommene mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic muss am Freitag erneut vor Gericht erscheinen. Ein Untersuchungsrichter in Belgrad will die Vernehmung des 68-Jährigen fortsetzen. Sie war am Donnerstagabend abgebrochen worden, weil sich der Ex-Militärchef der bosnischen Serben als schwacher, kranker Mann präsentierte, der sich kaum mitteilen kann. Vor Gericht soll er sich zur Anklage des Kriegsverbrechertribunals in Den Haag äußern. Dann soll über seine Auslieferung entschieden werden.
Die EU und die USA lobten Serbien für die Verhaftung. Die EU forderte aber weitere Reformen vor dem Beginn von Verhandlungen über einen Beitritt des Balkanlandes. «Ein großes Hindernis auf dem Weg Serbiens zur EU ist beseitigt», sagte EU-Erweiterungskommissar Stefan Füle in Brüssel. «Heute hat Serbien eine wichtige internationale Verpflichtung erfüllt. Morgen muss mit diesem neuen Schwung die Arbeit an Reformen intensivier werden, damit die Kommission im Herbst eine positive Stellungnahme abgeben kann», betonte Füle. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sagte, die Europäische Union müsse Serbien jetzt eine klare Perspektive geben. «Serbien hat die Bestimmung, in die Europäische Union zu kommen.»
«Gutes Signal»
«Das ist ein wichtiger Schritt nach vorne für Serbien und die internationale Justiz», sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Rande des G8-Gipfels in Deauville. «Die Verhaftung Mladics ist ein gutes Signal in Richtung der EU und Serbiens Nachbarn.»
Als «gute Sache» hat Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn die Festnahme Mladics bezeichnet. Viele EU-Staaten hätten eine Annäherung Serbiens an die EU davon abhängig gemacht. Er hoffe, dass diese Festnahme diesem Annäherungsprozess helfen werde. Die Festnahme zeige des Weiteren, dass sich kein Kriegsverbrecher seiner Festnahme und Verurteilung entziehen könne.
«Gute Nachricht»
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Verhaftung des früheren Serbengenerals und «Schlächters» von Srebrenica, Ratko Mladic, als überfällig und gute Nachricht für ganz Europa bezeichnet. «Mladic hat große Schuld für besonders dunkle und tragische Ereignisse in den Balkankriegen auf sich geladen. «Deutlich wurde dies bei der Belagerung von Sarajevo und den Massakern von Srebrenica», hieß es in einer am Donnerstag in Berlin verbreiteten Erklärung.
US-Präsident Barack Obama sagte, Mladic müsse zügig vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gebracht werden. «Auch wenn die Ermordeten dadurch nicht wieder lebendig werden, Mladic wird nun den Opfern und der Welt und dem Gericht Rede und Antwort stehen müssen.»
«Unrühmliches Kapitel»
Der wegen tausendfachen Mordes als Kriegsverbrecher gesuchte bosnisch-serbische Ex-General Ratko Mladic ist nach mehr als 15 Jahren auf der Flucht gefasst worden. «Im Namen der Republik Serbien teile ich mit, dass Ratko Mladic verhaftet wurde», sagte Serbiens Präsident Boris Tadic am Donnerstag in Belgrad. Jetzt könne Serbien «ein unrühmliches Kapitel seiner jüngeren Geschichte» abschließen. Der 68-jährige Mladic wird unter anderem für das Massaker von Srebrenica 1995 mit rund 8000 Toten verantwortlich gemacht. Der auf einem Bauernhof in Serbien gefasste Ex-General werde bald an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt, erklärte Tadic.
Zu Demaart








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