Am Sonntag gab es in einer Wohnung erneut einen Großeinsatz der Polizei. Die Hintergründe blieben zunächst unklar. Nach dem Fund von hochgefährlichem Sprengstoff (Link) wurde bundesweit nach dem 22-Jährigen gefahndet, der den Einsatzkräften nur knapp entwischt war.
Zu dem neuerlichen Großeinsatz am Sonntagnachmittag teilte die Polizei im Kurzbotschaftendienst Twitter zunächst nur mit, dass es einen weiteren «Zugriff» eines Sondereinsatzkommandos gegeben habe. Demnach lagen Hinweise auf bestehende Kontakte zu dem Verdächtigen vor. Genauere Angaben wollte das Landeskriminalamt (LKA) Sachsen auch auf Nachfrage zunächst nicht machen.
Hochbrisanter Sprengstoff
Die Polizei ging nach eigenen Angaben mehr als 80 Hinweisen nach, die bundesweit überprüft wurden. In einer gestürmten Wohnung in Chemnitz, die von dem Verdächtigen genutzt wurde, hatten die Ermittler am Samstag mehrere hundert Gramm «hochbrisanten Sprengstoff» gefunden.
Sicherheitskreise halten einen islamistischen Hintergrund für möglich. Der aufgefundene Sprengstoff war laut LKA weit gefährlicher als TNT. Er wurde in mehreren Erdlöchern kontrolliert gesprengt. Der Verdächtige entwischte der Polizei bei dem Einsatz am Samstag nur knapp.
Auf der Flucht
Eine LKA-Sprecherin bestätigte Medienberichte, wonach er offenbar am Samstagmorgen aus dem Haus geflüchtet sei. Die Beamten hätten einen Warnschuss abgegeben, ihn aber nicht gefasst. Drei mögliche Bekannte des flüchtigen Jaber A. waren bereits am Samstag in Chemnitz festgenommen worden. Einer von ihnen wird mittlerweile der Mittäterschaft verdächtigt. Es besteht laut LKA der Verdacht zur Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Bei dem Mann soll es sich demnach um den Mieter der Wohnung handeln, in welcher der Sprengstoff gefunden wurde. Er ist dem LKA zufolge wie der gesuchte Jaber A. Syrer.
Die beiden anderen Männer kamen wieder auf freien Fuß. Laut einem Bericht der «Bild»-Zeitung wird in Sicherheitskreisen vermutet, dass der bundesweit gesuchte 22-Jährige Verbindung zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte. Ermittler gingen davon aus, dass er vom IS ausgebildet worden sei, berichtete das Blatt unter Berufung auf Sicherheitskreise. In seiner Wohnung sei der Sprengstoff TATP gefunden worden, dessen Herstellung als sehr komplex gelte. Dies und andere Hinweise deuteten darauf hin, dass A. eine Verbindung zum IS haben müsse, hieß es laut dem Bericht in den Kreisen. Das LKA wollte sich dazu nicht äußern.
Zahlreiche Wohnungen evakuiert
Eine Behördensprecherin bestätigte aber Medienberichte, wonach es sich bei dem Mann um einen anerkannten Flüchtling handelt. Den Hinweis auf die mögliche Gefahr durch den Mann hatte die Polizei in Sachsen am Freitagabend vom Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) in Köln bekommen, wie ein BfV-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die dem Verfassungsschutz vorliegenden Hinweise stammten aus nachrichtendienstlichen Erkenntnissen.
Aufgrund der Warnung des Verfassungsschutzes startete die Polizei in Chemnitz ihren Einsatz in der Nacht zum Samstag. Die durchsuchte Wohnung im Fritz-Heckert-Gebiet soll von dem Verdächtigen genutzt worden sein. Zahlreiche umliegende Wohnungen wurden evakuiert. Nach der kontrollierten Sprengung des Sprengstoffs konnten die ersten Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.
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