In einem Interview mit der «Handelszeitung» sagte Gurria am Mittwoch, Spanien und Portugal könnten schon bald die nächsten Opfer der Finanzmärkte sein. «Jetzt ist allen klar, dass die Finanzmärkte die schwachen Euro-Staaten angreifen.» Deshalb gebe es für Gurria nur eine Lösung. «Wir müssen die Mutter aller Brandmauern bauen. Je dicker und eindrucksvoller sie ist, desto weniger wahrscheinlich werden wir sie brauchen.» Laut dem OECD-Generalsekretär muss ein angemessener finanzieller Stabilisierungsfonds «mindestens eine Billion Euro schwer sein».
Die EU-Staaten dürften nicht mehr länger warten. Die Finanzmärkte nützten Zögerlichkeit und Unsicherheit aus. «Eine Brandmauer wäre aber ein Signal, eine klare Botschaft an die Finanzmärkte und die Welt. Und sie dämmt die Gefahr einer weiteren Ansteckung ein.»
Die Euro-Finanzminister wollen Ende nächster Woche eine Entscheidung über die Kombination von EFSF und ESM treffen. Auf der IWF-Frühjahrstagung am 22. April soll dann über einen zusätzlichen Hilfsfonds auf IWF-Ebene entschieden werden, der im Notfall angeschlagenen Euro-Staaten helfen können soll. Dafür fordern IWF-Partner aber größere Anstrengungen der Euro-Länder.
Das Schlimmste vorbei
Während der OECD-Generalsekretär ein dürsteres Bild der Wirtschaft in der Eurozone zeichnet, setzt EZB-Chef Draghi zum Gegenangriff an. Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, sieht die Euro-Zone im Kampf gegen die Schuldenkrise auf einem guten Weg. «Das Schlimmste ist vorüber, aber es gibt auch noch Risiken», sagte Draghi der «Bild»-Zeitung (Donnerstag).
«Die Lage stabilisiert sich. Die wichtigen Kennzahlen der Eurozone, wie Inflation, Leistungsbilanz und vor allem Haushaltsdefizite, sind besser als zum Beispiel in den USA.» Das Vertrauen der Investoren kehre zurück und die EZB habe seit Wochen keine Staatsanleihen mehr zur Stützung kaufen müssen. «Der Ball liegt jetzt bei den Regierungen. Sie müssen die Euro-Zone dauerhaft krisenfest machen.»
Draghi kündigte ein rasches Handeln der EZB für den Fall an, dass sich die Inflationsgefahren in der Euro-Zone mehren. «Sollten sich die Inflationsaussichten verschlechtern, werden wir sofort vorbeugend eingreifen.» Er betonte aber zugleich: «Wenn man den Ölpreis und die jüngsten Steuererhöhungen vieler Regierungen berücksichtigt, liegen wir seit Monaten stabil bei 1,5 Prozent.»
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