Bei erneuten schweren Krawallen in Tunesien sind nach Behördenangaben mindestens drei Menschen ums Leben gekommen und ein Dutzend weitere verletzt worden. Bis spät in die Nacht lieferten sich am Samstag Demonstranten und Polizisten in der Hauptstadt Tunis heftige Straßenschlachten. Erst gegen Mitternacht verstummten die Schüsse, berichteten Anwohner. Helikopter patrouillierten zunächst aber weiter am nächtlichen Himmel. Das Innenministerium gab neben den drei Toten am Abend auch mehr als 100 Festnahmen wegen Brandstiftung und schwerer Sachbeschädigung bekannt.
Die Demonstration hatte nach den Angaben am Vortag eingesetzt und richteten sich gegen die Übergangsregierung. Sie gilt nach Ansicht vieler Tunesier mittlerweile als kompromittiert. Nach Angaben des Innenministeriums hatte die Kundgebung zunächst friedlich begonnen. Jugendliche Randalierer hätten sie dann aber für ihre eigenen Zwecke missbraucht. Die Polizei reagierte auf Steinwürfe der Demonstranten mit Tränengas. Eine zentrale Allee wurde für den Verkehr vorübergehend gesperrt. Am Vortag hatte es nach offiziell unbestätigten Berichten ebenfalls einen toten Demonstranten gegeben.
Journalisten angegriffen
Nach Angaben eines Journalisten der Zeitung «Essahafa» kam es auch erstmals zur direkten Einschüchterung eines Berichterstatters durch Polizisten. Sie waren davon ausgegangen, dass er sie gefilmt hatte, drangen in die Redaktionsräume ein und forderten von ihm mit gezücktem Messer die Herausgabe seines Handys.
Tunesien war Mitte Januar das erste nordafrikanische Land, in dem der Staatschef nach Massenprotesten abtreten musste. Präsident Zine el Abidine Ben Ali floh nach Saudi-Arabien.
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