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Dünner geht immer

Dünner geht immer
(Susann Prautsch)

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Instagram ist der Ort für hübsche Fotos. Doch der Schönheitswahn zeigt sich dort auch von seiner hässlichen Seite.

Abgemagerte Frauen inszenieren mit erschreckenden Fotos ihre Essstörung. Instagrams Richtlinien zum Schutz scheitern am Erfindergeist der Nutzerinnen.

Beine, so dünn wie Streichhölzer. Dutzende Fotos von Beinen, so dünn wie Streichhölzer. «Ich wünschte, das wäre ich», steht darunter. Oder: «Ich möchte weinen, sie ist so perfekt.» Die Hüftknochen stehen hervor – weit hervor. Auf Instagram glorifizieren Mädchen und junge Frauen ihre Essstörung, eifern sich gegenseitig nach, stacheln sich mit immer extremeren Fotos an.

Weiter abnehmen

«Pro-Ana» nennt sich das – kurz für Pro-Anorexie. «Pro-Ana», das ist eine Bewegung von Magersüchtigen oder Bulimiekranken im Netz. Die Mitglieder leiden in der Regel selbst an einer Essstörung. Ihr Ziel ist es, weiter abzunehmen. Immer weiter.

Die Erkrankung wird idealisiert, ein extremes Schönheitsideal steht im Zentrum – eine Art Wettbewerb unter den meist jungen Frauen. Betroffene tauschen sich auf speziellen Webseiten aus – oder eben immer häufiger auf Instagram.

Hashtags werden abgewandelt

Instagram hat vor einigen Jahren seine Richtlinien angepasst, um die Glorifizierung der Erkrankung zu verhindern. Unter Betroffenen beliebte Hashtags wie #probulimia oder #proanorexia können über die Suchfunktion nicht länger gefunden werden. «Hashtags, die Essstörungen glorifizieren, werden ohne Warnung gelöscht», erklärte das Unternehmen auf Anfrage.

Bei anderen Hashtags, die eine Essstörung nicht zwingend anpreisen, werde ein Warnhinweis eingeblendet, bevor die Ergebnisse angezeigt werden. So zum Beispiel der Hashtag #ana. «Für viele Instagrammer, die unter einer Essstörung leiden, ist es eine große Hilfe, sich auf Instagram mit anderen Betroffenen während ihres Heilungsprozesses auszutauschen», verteidigt Instagram dieses Vorgehen. Im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes seien bestimmte Hashtags deshalb weiterhin über die Suche zu finden.

Doch viele Betroffene lassen sich weder von Warnungen noch Sperren abschrecken. Häufig verbreitet sind Abwandlungen der gelöschten Hashtags. Aus #bulimia wird etwa #bulima, aus #thin wird #thynn. Und darunter finden sich wieder extreme, teils verstörende Fotos von abgemagerten Körpern.