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«Der Ruf der Eurozone ist desaströs»

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Die Warnung der Ratingagentur Standard & Poor's die Bonität mehrere Euroländer darunter auch Luxemburgs herabzustufen, löst am Finanzplatz wenig Besorgnis aus. Die Warnung ist als politisches Signal zu verstehen.

Die Ratingagentur Standard & Poor’s hat gedroht, die sechs Euroländer mit der Bestnote Triple A herunterzustufen, darunter auch Luxemburg. Welche Folgen könnte dies auf den hiesigen Finanzplatz haben? Ein Gespräch mit ABBL-Direktor Jean-Jacques Rommes.

Welche Folgen kann die Warnung von Standard&Poor’s für Luxemburg haben

Jean-Jacques Rommes: «Bei der Entscheidung der Rating-Agentur hat man es nicht mit einer spezifisch auf Luxemburg gerichteten Maßnahme zu tun. Es werden Länder bedroht, die sehr unterschiedliche Parameter aufweisen. Es geht somit weder um die einzelnen Länder, als vielmehr um die Glaubwürdigkeit der EU. Die Ratingagentur wollte damit die mangelnde ‹Gouvernance› in der EU kritisieren. Standard & Poor‘s hat nur das Bild wiedergegeben, das man sich in Asien oder in den USA von Europa seit langem schon macht. Der Ruf der Eurozone ist dort seit Monaten desaströs. Für Außenstehende ist diese Entscheidung nicht überraschend.

Für den Finanzsektor wird das wohl keine direkten Folgen haben. Die sechs europäischen Triple-A-Länder sind quasi weltweit die einzigen mit derlei Bewertung. Verlieren sie diese, würde das nicht allzu viel ändern. Tendenziell jedoch wird man sich auf höhere Zinsen für die Staatsschulden einstellen müssen.»

Wenn die Ratingagentur ein pauschales Urteil über solch makroökonomisch doch recht unterschiedliche Länder abgibt, wirft das nicht ein bezeichnendes auf diese Einrichtungen und ihre Urteile?

J.J.-R.: «Nicht alles ist richtig, was die Ratingagenturen tun. Bei den Politikern herrscht jedoch die Tendenz vor, auf den Überbringer der schlechten Nachricht zu schießen. Vor nicht allzu langer Zeit noch wurde den Ratingagenturen vorgeworfen, nicht vor der drohenden Subprime-Krise gewarnt zu haben. Nun weisen sie auf Probleme hin. Eigentlich sagen sie das, was die Politik nicht so gerne hört. Seltsam ist jedoch immer wieder der Zeitpunkt, an dem solche Entscheidungen bekanntgegeben werden. Die Ankündigung eines möglichen Downgrading von sechs Euroländern geschieht drei Tage vor einem extrem wichtigen EU-Treffen, bei dem über eine bessere ‹Gouvernance› in der EU entschieden werden soll. Das kann man schon als Provokation empfinden.»

Manche Wirtschaftsexperten sagen dem Euro ein baldiges Ende voraus. Was halten Sie von derlei Prognosen?

J.J. R.: «Ein Ende des Euro hätte dramatische Folgen, für alle Länder. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dazu kommen wird. Gefordert sind jedoch jetzt mutige Schritte. Von den EU-Ländern werden Opfer verlangt werden. Wir müssen uns jedoch den richtigen Problemen stellen, auch in Luxemburg. Die ABBL hat seit langem schon davor gewarnt, dass ‹die Bäume nicht in den Himmel wachsen›. Wir haben auch stets vor einer allzu großen Abhängigkeit des Landes vom Finanzplatz gewarnt. Das Land muss seine Probleme angehen. Eines davon ist zum Beispiel das Rentensystem.»