Die Krise der Deutschen Bank ruft derweil die deutsche Wirtschaftselite auf den Plan. Vorstände einiger der 30 Konzerne im Leitindex Dax hätten kürzlich Gespräche geführt, ob eine symbolische Kapitalbeteiligung der Bank helfen könnte, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.
Dem «Handelsblatt» zufolge ist ein niedriger einstelliger Milliardenbetrag in der Diskussion. Ein Industriekonsortium könnte sich nach dem Vorbild der ehemaligen «Deutschland AG» zu Marktkonditionen an einer Kapitalerhöhung von Deutschlands größtem Geldhaus beteiligen, schrieb das Blatt in seiner Freitagausgabe. Die Bundesregierung begrüße eine solche Initiative.
Der Verhandlungspoker läuft
Die meisten Analysten halten es inzwischen für ausgemacht, dass die Deutsche Bank am Markt abermals frisches Geld einsammeln muss. Vorstandschef John Cryan weist das bislang zurück. Dabei müsste aber zuerst klar sein, welche Strafe die Bank im Streit mit den US-Behörden über faule Hypothekenpapiere zahlen muss. «Eine Bank muss den Investoren das Gefühl vermitteln, dass sie ihre Probleme mit Hilfe der Kapitalerhöhung gelöst hat», sagte ein Investmentbanker. «Eine Kapitalerhöhung jetzt wäre nur eine Einladung an die US-Behörden, noch mehr Geld zu fordern.»
Der Verhandlungspoker läuft. Das US-Justizministerium hat 14 Milliarden Dollar (12,5 Milliarden Euro) aufgerufen, die die Bank aber deutlich drücken möchte. Ihre Rückstellungen für alle Rechtsstreitigkeiten liegen nur bei 5,5 Milliarden Euro. Diese Differenz hatte am Markt zuletzt für große Unsicherheit und einen Ausverkauf der Aktie gesorgt. Denn das Kapitalpolster der Bank ist ohnehin dünn. Zum Wochenausklang lag die Deutsche-Bank-Aktie mit 1,4 Prozent im Plus und war einer der Spitzenreiter im Leitindex.
Dass das Thema Deutsche Bank inzwischen auch die Chefs der großen Industriekonzerne in Deutschland beschäftigt, hatte sich bereits am Wochenende abgezeichnet, als einige von ihnen in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» betonten, wie wichtig das Geldhaus für die heimische Wirtschaft sei. Dazu zählten der Aufsichtsratschef von BASF, Jürgen Hambrecht, der scheidende RWE -Chef Peter Terium und Daimler -Chef Dieter Zetsche. Den in der Industrie diskutierten Stützungsplan wollten weder die Deutsche Bank noch das Bundeswirtschafts- oder Finanzministerium kommentieren.
Noch keine Entscheidung
Trotz aller öffentlichen Bekenntnisse: Intern macht sich die Deutsche Bank Finanzkreisen zufolge sehr wohl Gedanken, welche Handlungsoptionen notfalls zur Verfügung stehen. Medienberichte, wonach das Institut mit Investmentbanken bereits informelle Gespräche über eine Kapitalerhöhung führt oder einen Börsengang der Vermögensverwaltung erwägt, blieben am Freitag unkommentiert.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete unterdessen am späten Donnerstagabend, die Deutsche Bank lote in den USA die Möglichkeiten einer Kapitalerhöhung oder von Spartenverkäufen aus. Große Wall-Street-Banken hätten dem Institut angeboten, bei einer Kapitalerhöhung von bis zu fünf Milliarden Euro zu helfen, sollte die Bank diese wegen hoher Kosten für Rechtsstreitigkeiten benötigen. Entscheidungen seien aber noch nicht gefallen, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Personen.
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