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Bowies Kollektion begeistert die Bieter

Bowies Kollektion begeistert die Bieter
(dpa)

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Mit teilweise weit über den Schätzungen liegenden Auktionserlösen ist die Versteigerung der Kunstsammlung von David Bowie am Freitag bei Sotheby's in London fortgesetzt worden.

Dass David Bowie ein großer Künstler war, bezweifelt niemand mehr. Dass der Rocksänger sich auch zu einem bedeutenden Kunstsammler entwickelte, wird bei der Versteigerung seiner Kollektion in London deutlich. Die Begeisterung löst ein Bieter-Feuerwerk aus.

Der Unterschied zwischen diesen beiden Lebenswelten des David Bowie könnte kaum größer sein. In seinem immer noch etwas gammeligen Londoner Geburtsvorort Brixton legen trauernde Fans des im Januar mit 69 Jahren an Krebs gestorbenen Rock-Superstars vor einem großen Wandbild Blumen und kleine Geschenke nieder – es zeigt ihn als Glamrock-Kunstfigur vom Anfang der 70er Jahre.

350 Werke umfassende Sammlung

Nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt, im noblen, teuren Londoner Westminster-Bezirk, wird der glamouröse Weltbürger Bowie gefeiert – der Mann, der sich ein Leben lang von Kunst inspirieren ließ und sie zeitweise fast manisch sammelte.

Die 350 Werke umfassende Privatkollektion begeistert bei der spektakulären Sotheby’s-Versteigerung Kunstexperten und betuchtere Bowie-Fans aus aller Welt. Sie sind bereit, es nicht bei einem Blick auf das Brixtoner Wandbild zu belassen, sondern viel Geld auszugeben für ein Gemälde, eine Skulptur oder ein Designobjekt, das den Sänger («Space Oddity», «Heroes», «Let’s Dance») und Sound-Erfinder einst beeindruckte.

«Das hier ist ein Stück Geschichte»

«David liebte, was er kaufte», sagt am Donnerstagabend eine Sotheby’s-Expertin nach einem für das Auktionshaus und Bowies Erben höchst erfolgreichen Abend. Die enge Verbindung des Weltstars zu seinen mit viel Sachverstand und Leidenschaft erworbenen Kunstwerken heize wohl auch die Begeisterung für diese Privatsammlung an – und manche Bietergefechte.

«Das hier ist ein Stück Geschichte», lockt Auktionsleiter Oliver Barker, als es bei der Versteigerung eines Gemäldes von Wilhelmina Barns-Graham (1912-2004) einmal nicht so recht vorangeht mit den Geboten. Am Ende kommt auch dieses Bild der britischen Malerin, wie die meisten anderen in der Abendauktion, für einen Preis weit über den Schätzungen unter den Hammer.

Einzigartiger Einblick

Die Bowie-Sammlung biete «einen einzigartigen Einblick in die persönliche Welt eines der großartigsten kreativen Köpfe des 20. Jahrhunderts», hatte Sotheby’s-Fachmann Barker schon vor der Londoner Auktion gesagt. Den Versteigerungsabend im vollbesetzten Saal in der New Bond Street bestreitet er mit britischer Vornehmheit, trockenem Humor und spürbarer Euphorie für den vielfältigen, auf manche auch chaotisch wirkenden Kunstgeschmack des berühmten Landsmannes aus dem Londoner Vorort.

Zwischen Interessenten vor Ort, Online-Offerten und Telefon-Geboten hin und her springend, treibt er einige Erlöse auf Rekordhöhe.

«Beautiful, hallo, space-boy painting»

Alle 47 angebotenen Werke aus der Bowie-Kollektion werden am Eröffnungsabend versteigert, der Gesamtpreis liegt inklusive Steuern bei fast 28 Millionen Euro – eine Verdoppelung der Vorabschätzungen. Allein das monumentale, auf Bowie nach eigener Aussage wie sehr gute Rockmusik wirkende Gemälde «Air Power» (unser Bild) des US-Amerikaners Jean-Michel Basquiat (1960-1988) bringt einen Kaufpreis von acht Millionen Euro statt der erwarteten drei bis vier Millionen.

Zwei knallbunte Rundbilder des Briten Damien Hirst, zu dem Bowie eine freundschaftlich-bewundernde Beziehung pflegte, werden für mehr als 1,7 Millionen Euro ersteigert. Eines dieser Werke trägt den Titel «Beautiful, hallo, space-boy painting», bezieht sich also direkt auf Bowies Song «Hallo Spaceboy». Es wurde vom Sänger/Käufer höchstselbst 1995 mit Initialen und Jahresdatum versehen. Im Sotheby’s-Katalog firmiert das Bild als quasi gemeinsames Werk von «Damien Hirst mit David Bowie» – ein schönes Symbol für die äußerst enge Verbindung des Rock-Weltstars mit der ihn umgebenden zeitgenössischen Kunst.